Mitten im Herbst:Jahreszeitlicher Bonustrack

Ein Becher original Herbst, Made in Erding, nur drei Euro!

Von Gerhard Wilhelm

Baumärkte sind, wenn es um Ideen geht, Geld zu machen, sehr kreativ. So bot jüngst einer seinen trendbewussten Kunden "fresh nature" im praktischen Mitnehm-Plastikbecher quasi als Bonustrack im Mitnehmregal an. Inhalt? Na, der ganze Herbst! Farblich ist der grün, orange, braun und gelb, vertreten durch Kastanie, Kastanienhülle und Lampionblüte. Etwas, was der Städter, der die Stadtgrenze nur überschreitet, um mit dem Drei-Liter-Diesel-SUV Marke "Das Beste oder nichts" zum Flughafen zu fahren, natürlich oft nicht einfach vor der Türe findet. Wie "fresh" das Zeug aus dem Baumarkt ist, sei jetzt mal dahingestellt. Es soll ja vielmehr dazu dienen, Fensterbänken oder Couchtischen den entsprechenden jahreszeitlichen Kick zu verleihen, den Herbst ins Haus sozusagen zu bekommen.

Als Landei ist man eher bestrebt, den Herbst aus dem Haus und vor allem aus dem Garten zu bekommen. Ständig schleppt man an den Schuhen Blätterreste in die Wohnung, und wer einen Laubbaum hat (oder sein lieber Nachbar), schätzt die schönen bunten Blätter im Herbst auch - aber bitte nicht am Boden, sondern brav am Baum. Und so wird gerecht, geblasen und gesaugt, was die Technik hergibt, um alles später in den Grüncontainer auf dem Recyclinghof zu versenken.

Dabei hätte man den ganzen überflüssigen Herbst, der einem die Jahreszeit verleidet, eigentlich auch in Plastikbecher packen können, dazu noch eine Kastanie drauf, ein paar abgefallene Restrosenblätter und ab nach München fahren. Und dort an Ständen wie beim Kürbis- oder Blumenverkauf am Straßenrand anbieten. Ein Becher original Herbst, Made in Erding, frisch verpackt, für den eigenen Herbst in der Städterstube, für . . . 1,50 Euro? Nein, wenn das Super-Duper- Herbstangebot zu billig wirkt, kauft es keiner. Sagen wir glatte drei Euro. In so manchem Garten schlummern also Tausende von Euros. Man muss nur die Marktlücke entdecken. Aber da waren wir nun schon wieder mal leider zu spät . . .

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