Mittelstand Erding:Unternehmer fordern Hilfe

CSU-Ministerin über Strukturen in Partei und Politik

Judith Gerlach ist Ministerin für Digitales von Bayern, sie war bei der Mittelstandsunion zu Gast.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Digitalminsterin Gerlach zu Besuch in Erding

Der Mittelstand in den Landkreisen Erding und Ebersberg ist nicht zufrieden mit der Arbeit der Politik, was die Digitalisierung betrifft. Das hat am Dienstag Judith Gerlach (CSU) zu spüren bekommen, die bayerische Ministerin für Digitales, die im Schrannensaal bei der Mittelstandsunion (MU) Erding zu Gast war. Ihr Ministerium gibt es erst seit 2018. Auf einige Fragen fand Gerlach keine Antworten, die die Unternehmer hätte zufrieden stellen können. Den Wirtschaftsempfang hatte der MU-Vorsitzende Martin Greimel eröffnet: "Der Mittelstand braucht Digitalisierung, und die Möglichkeiten wachsen immer weiter." Etwa 75 Besucher aus Politik und Wirtschaft waren gekommen.

Martin Kübelsbeck, Gienger Logistik aus Markt Schwaben, fühlt sich von der Politik allein gelassen, wie er sagte: "Es fehlt uns an Unterstützung durch den Staat." Ihm erwiderte Gerlach, dass die Politik Rahmenbedingungen für die Digitalisierung schaffen müsse. Zusätzlich prangerte Kübelsbeck an, dass Bayern zu spät dran sei. Der Versicherungsmakler Harald Johanssen bat Gerlach darum, die genauen Ziele und strategischen Aufgaben zu erläutern, wie Deutschland und Bayern konkurrenzfähig gemacht werden sollen. "Wir müssen dafür sorgen, dass unsere klugen Köpfe bei uns bleiben. Das zieht weitere qualifizierte Arbeitskräfte an", wich Gerlach der Frage aus. Der Steuerberater Peter Nöscher sieht bei der Gesetzgebung Nachholbedarf. Er versuche, sein Unternehmen weitestgehend zu digitalisieren, sehe sich aber mit gesetzlichen Hürden konfrontiert. So würde er gerne Anfragen seiner Kunden per Whatsapp beantworten, dürfe das aber nicht. "Die Gesetzgebung muss sich ändern", forderte Nöscher. Dazu Gerlach: "Unsere Gesetze sind im Moment an die analoge, nicht die digitale Welt angepasst." Prozesse müssten neu gedacht werden, da sich analoge Vorgänge nicht einfach digitalisieren lassen.

Auch Heidi Huber-Kamm, Geschäftsführerin von Huber Technik, hat das Gefühl, die Politik fände die Anliegen des Mittelstands nicht wichtig genug. Sie sagte, Subventionen sollten nur an Unternehmen vergeben werden, die gewisse Qualitätsstandards erfüllen, oder diese Unternehmen zumindest mehr gefördert werden. Rudolf Waxenberger, Kreishandwerksmeister und Geschäftsführer des Bauunternehmens Anzinger, beklagte die Abhängigkeit von amerikanischer Software und wollte wissen, ob man aufgrund der restriktiven Handelspolitik Amerikas Probleme zu erwarten habe.

"Die Digitalisierung verändert unser Leben, und das in atemberaubendem Tempo", sagte Gerlach. Diese Entwicklung lasse sich nicht zurückdrehen. Wenn man nicht mitmache, würde man abgehängt. Allerdings müsse man zuerst sehen, wo man eigentlich stehe, wo die Stärken Bayerns lägen und diese gezielt fördern. Neben den USA investiere vor allem China stark in die Digitalisierung. Mit der Hightech Agenda habe Bayern ein Investitionsprogramm mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro auf den Weg gebracht, um die Digitalisierung voranzutreiben. Großen Wert legt Gerlach ihren Aussagen zufolge auf den Ausbau der Forschung bei Künstlicher Intelligenz (KI): "KIs sind nicht nur Roboter. Durch KI ist man in der Lage, Datenmengen zu verarbeiten und zu nutzen, die sonst viel zu groß wären." Man müsse aber auch die Einbindung von neuen Technologien in die Unternehmen fördern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: