Mittelschulen im Landkreis Erding:Dauerhafte Durststrecke

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Prognosen erwarten weiter sinkende Schülerzahlen an den Mittelschulen in Wörth und Oberding. In den einzigen Eingangsklassen könnten in zehn Jahren nur noch zwischen zehn und 18 Kinder sitzen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Obwohl im Landkreis Erding wie in den vergangenen Jahren stabile bis leicht steigende Geburtenzahlen erwartet werden und die Zuwanderung anhält, droht den Mittelschulen in Wörth und Oberding in den nächsten Jahren das Aus. Prognosen der Hochschule für angewandtes Management für die weiterführen Schulen im Landkreis erwarten bis 2026 für die beiden Schulen rückläufige Schülerzahlen und damit geringere Klassenstärken. In Wörth könnte sie bei nur noch durchschnittlich 13 bis 18 Kindern je nach Jahrgangsstufe liegen, in Oberding sogar bei nur zehn bis 16.

Zehn Mittelschulen gibt es Landkreis, bei acht sieht Katharina Michel von der Hochschule weniger Probleme, wenn auch seit 2008 bei einigen die Schülerzahlen leicht rückläufig seien; in Dorfen zum Beispiel, in Isen, Forstern und Finsing - aber auf höherem Niveau wie in Wörth und Oberding. In Erding, Altenerding und Taufkirchen sind laut Michel die Zahlen stabil bis leicht steigend. Die Mittelschule in Wartenberg verzeichne steigende Schülerzahlen seit Einführung der Vorbereitungsklassen.

Trend zur höheren Qualifizierung

Ein Grund für die schwächeren Zahlen dürfte nach Angaben der Referentin der bundesweite Trend zur höheren Qualifizierung sein. Der sei auch im Landkreis zu sehen. Zudem gebe es eine Vielzahl an Bildungseinrichtungen, von Kindertageseinrichtungen bis zur Hochschule und Weiterbildungseinrichtungen. Auch seien hohe Investitionen in den Bildungsbereich getätigt worden. Man habe konsequent in den Ausbau der Ganztagesangebote investiert und in den Neubau und die Modernisierung von Schulbauten. Die Untersuchung weist aber auch auf eine "Fokussierung insbesondere im Schulbereich auf die weiterführenden Schulen Realschule und Gymnasien" hin. In den vergangenen Jahren wurden außerdem "maßgebliche Entscheidungen in der Bildungslandschaft Erding im Hinblick auf die weiterführenden Schulen getroffen". Zum Beispiel den Aufbau der Realschule in Oberding als Entlastung der Herzog-Tassilo-Realschule als eigenständige Schule seit dem Schuljahr 2013/2014 und das Modell 9+2 und Überführung in Vorbereitungsklassen an der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg.

Die beiden gefährdeten Schulen können schon seit Längerem nur jeweils eine Klasse in den Jahrgangsstufen 5 bis 9 bilden. In Wörth sank die Zahl der Schüler seit 2011 mit einem Höhepunkt von 117 auf 95 im Jahr 2015. Die Wörther Schüler wohnen hauptsächlich in den Gemeinden Wörth, Ottenhofen und Walpertskirchen. Auch in Oberding gibt es seit 2010 nur jeweils eine Klasse je Jahrgang. Nach 113 Schülern 2013 sank die Zahl auf 97 zwei Jahre darauf - auch die Zahl der Schüler in der Einstiegsklasse liegt nur bei 14. In Wörth waren es 2015 noch 17 Fünftklässler. Auch bei der Mittelschule Oberding ist das Einzugsgebiet gering: fast alle Schüler kommen aus Oberding und Eitting. Das unterscheidet sie von anderen Mittelschulen wie zum Beispiel in Taufkirchen. Dorthin gehen Kinder aus den Gemeinden Taufkirchen, Hohenpolding, Steinkirchen, Inning am Holz und Kirchberg. Außerdem besuchen viele Schüler aus dem Landkreis in Landshut die Schule. Ursache ist der Schulverbund Taufkirchen-Velden.

"Eine kleine Durststrecke"

Bei allen Prognosen wurde laut Michel von zwei Szenarien ausgegangen: von schwächeren und von stärkeren Übertrittsquoten. Daraus wurde ein Mittelwert gebildet. Für Wörth werden im Jahr 2026 Schülerzahlen zwischen circa 65 und 97 erwartet. Was im besten Fall etwa dem Stand von 2015 entspricht. Schulleiterin Andrea Rappold ist aber optimistisch: "Was wir jetzt haben, ist eine kleine Durststrecke, wie sie auch andere Schulen haben. In den höheren Klassen haben wir keine Probleme, da bekommen wir Rückkehrer aus den höheren Schulen. In Ottenhofen wird derzeit ein neues Baugebiet ausgewiesen und von den Kindergärten bekommen wir auch höhere Zahlen gemeldet". Aber auch Rappold weiß: "Erklärtes Ziel der Eltern ist, ihr Kind auf die Realschule oder Gymnasium zu schicken".

Für Oberding sehen die Zahlen schlimmer aus. Sogar nach der optimistischsten Prognose werden 2025 weniger Schüler als derzeit erwartet. Im schlimmsten Fall wären es nur noch knapp über 50 Schüler.

Angesichts der großen Differenzen bei den Zahlen konnte CSU-Kreisrat Michael Oberhofer kürzlich im Gremium nur lapidar feststellen: "Eigentlich kann man keine Aussagen treffen und daraus Handlungsempfehlungen ableiten. Man weiß einfach nicht, wie es werden wird."

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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