Mit Auflagen:Kontrolliertes Training

An diesem Montag dürfen in Erding wie in ganz Bayern die Fitnessstudios wieder öffnen. Die Vorbereitungen waren umfangreich, die Teilnehmer müssen viele Regeln beachten und sollen sich nicht verausgaben

Von Lilli Schäfer, Erding

Nichts ist mehr so, wie es einmal war, wenn an diesem Montag die Fitnessstudios in Bayern wieder öffnen dürfen. Mit Maske von Gerät zu Gerät, keine Duschen, regelmäßiges Lüften und nicht zu heftiges Trainieren, das sind einige der Bedingungen, die der Gesetzgeber stellt, damit die Menschen wieder trainieren dürfen. Trotzdem, die Erleichterung überwiegt bei allen Beteiligten, auch wenn von Studiobetreibern und Kunden erhöhte Vorsicht erwartet wird. Alle dreißig Minuten werden zum Beispiel im Body and Soul in Erding alle Oberflächen desinfiziert, die Gäste müssen aber auch etwas beitragen. "So wie es selbstverständlich ist, sich regelmäßig die Hände zu waschen und in die Armbeuge zu niesen, so sollte es auch schon eingespeichert sein, dass die Kunden beim Trainieren ihre eigenen Handtücher mitbringen und die Geräte vor- und nach dem Gebrauch desinfizieren", sagt Geschäftsführer Michael Pribil. Genau so stehe es auch schon immer in der Hausordnung.

Im "Body and Soul" in Erding hat man die Zeit der Schließung genutzt. Es wurde repariert, was zu reparieren war. Zusätzlich wurde in jedes Studio der Kette eine Wärmebildkamera eingebaut, mit der man laut Pribil auf vier Metern Entfernung erkennt, ob ein Kunde erhöhte Körpertemperatur hat. So wollen die Studios vermeiden, dass Menschen mit Covid-19-Symptomen wie Fieber das Studio betreten. Wer drin ist, der muss sich allerdings an einige Regeln halten, nicht nur im Body and Soul. Jeder Besucher soll am Eingang und während des Trainings regelmäßig seine Hände desinfizieren. Mundschutzpflicht gilt für alle Mitarbeiter und Kunden in der gesamten Anlage, bis sie an ihrem Platz oder ihrem Gerät angekommen sind, an dem sie trainieren wollen. Weil Wellness, Pool, Umkleidekabinen und Duschen noch geschlossen bleiben, sollen die Mitglieder gleich in Sportklamotten kommen. Im Body and Soul wurde am Eingang für den Schuhwechsel Platz geschaffen. Geschlossen bleibt auch die Kinderbetreuung, und Proteinshakes und andere Getränken gibt es nur in To-Go-Bechern. Bei den Öffnungszeiten gibt es keine Änderungen, nur das Kursangebot wurde angepasst.

Mit Auflagen: Jedes zweite Laufbahn bleibt frei, wenn an diesem Montag das Body and Soul in Erding wieder eröffnet.

Jedes zweite Laufbahn bleibt frei, wenn an diesem Montag das Body and Soul in Erding wieder eröffnet.

(Foto: Renate Schmidt)

Eine Kursstunde darf nur noch höchstens eine Stunde dauern, anschließend müssen die Räume mindestens zehn Minuten gelüftet werden. Die Teilnehmerzahl ist je nach Raum auf etwa zwanzig beschränkt. Wer eine Matte benützen möchte, der muss sie selbst mitbringen. Voranmelden muss man sich nicht, es gilt laut Pribil das Prinzip "first come - first served". Regelmäßig zu lüften sei bei Body and Soul aber nicht nötig, sagt Pribil. Die Belüftungsanlage garantiere eine noch gründlichere und regelmäßige Frischluftzufuhr. Ihm zufolge gibt es in den Kurs- und Trainingsräumen eine zehnfache Luftwechselrate pro Stunde. Wie auch in anderen Studios werden einige Geräte gesperrt, damit sich die Menschen nicht zu nahe kommen; manche können nur genutzt werden, wenn das daneben frei ist. Wenn die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können, dann werde es auch Eingangsstopps geben, kündigte Pribil an.

Auch das Finanzielle ist neu geregelt: Es gibt zwar keine Sonderregelungen zur Kündigung, weil die Schließung unter höhere Gewalt falle, dafür gibt es aber andere Optionen wie kostenlose Vertragsverlängerungen, Gutscheine, Bonusguthaben, Gästekarten und Spenden an die Charity-Partner von Body and Soul, zwischen denen sich die Mitglieder bis Ende Juli entschieden haben sollen. Besonders in den ersten Wochen des Lockdowns hatten sich viele Mitglieder Sorgen gemacht, viele hätten gekündigt, sagt Pribil. Neukunden zu akquirieren, werde in naher Zukunft aber schwierig sein. Existenzielle Sorgen macht er sich aber nicht, auch wenn weiter mit Einbußen gerechnet werde.

Mit Auflagen: Monatelang mussten die Mitglieder auf ihr Training verzichten. Und auch jetzt gibt es etliches zu beachten. Eigene Handtücher sollten auch schon früher mitgebracht werden, aber eine Maske beim Gang durch die Anlage gehört zu den neuen Regeln, ebenso die Anweisung, wo man zu stehen hat.

Monatelang mussten die Mitglieder auf ihr Training verzichten. Und auch jetzt gibt es etliches zu beachten. Eigene Handtücher sollten auch schon früher mitgebracht werden, aber eine Maske beim Gang durch die Anlage gehört zu den neuen Regeln, ebenso die Anweisung, wo man zu stehen hat.

(Foto: Renate Schmidt)

Im Fitnessstudios Fitnexx in Erding hat man sich auf ähnliche Weise vorbereitet, Wärmebildkameras gibt es dort jedoch nicht. Gelüftet wird hier auch noch per Hand und geöffnetem Fenster. Dazu wurde ein Lüftungsplan erarbeitet, wie die Trainerin Madeleine Engelhardt erklärt. Am Automaten gibt es weiterhin Getränke und Riegel, an den Bildschirmen digitale Kurse. Von einem hochintensiven Ausdauertraining rät das Studio derzeit jedoch ab, weil dabei Aerosole gebildet werden, die Krankheitserreger übertragen könnten. Fitnexx denkt auch an die Risikopatienten unter seinen Kunden, ihnen wird täglich die Stunde zwischen 7 und 8 Uhr fürs Training empfohlen. Wie Engelhardt weiter sagt, wird auch Einzeltraining angeboten, an dem auch Leute aus dem selben Haushalt teilnehmen dürften. Was die Anzahl der Personen in dem Studio betrifft, kalkuliert man bei Fitnexx sieben bis zehn Quadratmeter pro Teilnehmer, was auch im Normalbetrieb umgesetzt werden könne.

Der Frauen-Fitnessclub "Mrs. Sporty" in Altenerding ist klein, überschaubar und basiere auf der persönlichen Beziehung zwischen den Trainerinnen und den Mitgliedern, sagt die Inhaberin Christiane Mennicken-Broch. Bei Normalbetrieb können acht Frauen gleichzeitig am Zirkeltraining teilnehmen, jetzt werden es nur noch vier sein. Sinnvoll sei es daher, sagt sie, dass sich die Kundinnen telefonisch oder online anmelden. Wie in den anderen Fitnessstudios herrscht Maskenpflicht, bis man den Trainingsplatz erreicht hat. Die Ansteckungsgefahr sei ohnehin gering, denn Zirkeltraining wird immer mit Abstand gemacht sowie mit dem eigenen Körpergewicht. Außerdem kommen die Kundinnen auch stets in den eigenen Sportklamotten. Sollten zum Beispiel Risikopatientinnen dennoch Zweifel an der Sicherheit haben, könnten sie auch weiterhin digitale Trainingspläne und Online-Kurse in Anspruch zu nehmen. Mrs. Sporty hatte sie schon in der ersten Woche der Schließung angeboten, sie sollen künftig zum Standard gehören. Würde eine Kundin trotz allem um eine frühzeitige Kündigung bitten, werde sie diesem Wunsch nachkommen, sagte Mennicken-Broch.

Mit Auflagen: Wie sich die Kunden zu verhalten haben, das steht auf den Plakaten, die Juliane Gernand noch vor der Öffnung aufgestellt hat.

Wie sich die Kunden zu verhalten haben, das steht auf den Plakaten, die Juliane Gernand noch vor der Öffnung aufgestellt hat.

(Foto: Renate Schmidt)

Wegen der Pfingstferien bietet das Yoga Centrum Erding erst vom 15. Juni an wieder Kurse an. Dort gibt es keine dauerhafte Verträge, sodass es die freischaffenden Trainer und Sportlehrer in finanzieller Hinsicht schwerer hatten. Die Miteigentümerin und Yoga-Lehrerin Ines Oberscheid sagte, ihr Einkommen basiere auf Einnahmen von Yogakursen, Aus- und Fortbildungen. Das ist alles weggefallen, doch zumindest die Yogastunden hat sie mit ihren Partnerinnen durch Online-Kurse via Zoom ersetzen können. Nach einer Eingewöhnungsphase sei das eine schöne Alternative gewesen, doch könne ein solcher Kurs nie die Qualität und das Gemeinschaftsgefühl einer persönlichen Yogastunde ersetzen.

Oberscheid sagt, sie habe durch die Zwangsschließung mehrere tausend Euro verloren, für die gleiche Arbeit durch die Zoom-Sessions aber nur wenige Hundert Euro Gewinn gemacht. Auch künftig wird das Yoga Centrum mit den Abstandsregelungen und Begrenzungen zu kämpfen haben: Die Hälfte der normalen Teilnehmeranzahl heiße auch die Hälfte der Einnahmen. Das gemeinsame Praktizieren von Yoga basiere auf Mitmenschlichkeit, und genau sie gelte nun als gefährlich. Das schränke sie in ihrem Beruf ein, sie dürfe die Teilnehmer ja nicht berühren. Jeder muss mit Maske und in Trainingskleidung kommen, alle Matten müssen vor und nach dem Gebrauch desinfiziert werden. Empfohlen werden geöffnete Fenster und ein moderater Yogaunterricht empfohlen. Zwischen allen Kursen muss eine halbe Stunde Pause zum Lüften eingeplant sein, auch damit jeder einzeln den Raum betreten und verlassen kann.

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