33,5 Millionen Euro Projektkosten:Bauchweh beim Beschluss

33,5 Millionen Euro Projektkosten: Anklang fand Korbinian Empls Vorschlag, die Tilgung in den Anfangsjahren deutlich zu erhöhen.

Anklang fand Korbinian Empls Vorschlag, die Tilgung in den Anfangsjahren deutlich zu erhöhen.

(Foto: Renate Schmidt)

Bis 2045 müsste Taufkirchen jährlich 1,3 Millionen Euro an Zins und Tilgung für die Kosten des Neubaus der Mittelschule mit Mehrzweckhalle leisten. Das engt den Handlungsspielraum der Zukunft deutlich ein

Von Thomas Daller, Taufkirchen

33,5 Millionen Euro soll der Neubau der Mittelschule mit einer neuen Mehrzweckhalle kosten. Ein Projekt dieser Größenordnung hat es in Taufkirchen noch nicht gegeben. Nach Abzug von Förder- und Eigenmitteln benötigt man dafür ein Darlehen in Höhe von 16 Millionen Euro. Zins und Tilgung würden den Haushalt bis ins Jahr 2045 belasten. Im Gemeinderat hat man nun lange hin und her überlegt, wie man diesen Brocken stemmen kann und ob man Alternativen dazu hat. Schließlich entschied man sich mit großer Mehrheit dafür, das Projekt weiter zu verfolgen.

Kämmerer Fritz Krieg zog zu Beginn der Sitzung einen interessanten Vergleich: In den 1970er Jahren, als die Gemeinde die Grund- und Hauptschulgebäude errichtet hat, musste die Gemeinde für Zins und Tilgung 25 Prozent des Verwaltungshaushaltes aufwenden. Denn damals schlugen auch noch der Rathausneubau und das neue Waldbad bei der Verschuldung zu Buche. Im Vergleich dazu wäre die neue Belastung durch dieses Projekt mit 6,18 Prozent des Verwaltungshaushaltes zwar immer noch hoch, sei aber zu verkraften. Im Jahr 2022 würde man den höchsten Schuldenstand mit 17,6 Millionen Euro erreichen: "Für weitere Maßnahmen Schulden aufzunehmen wäre nicht leicht möglich", sagte Krieg.

"Das ist mir zu heiß", sagte Martin Huber (REP). Er sei seit 27 Jahren Mitglied des Gemeinderats, aber solche Dimensionen sei er nicht gewohnt. Es sei wichtig und richtig, in Bildung zu investieren, aber seines Erachtens müsse man nochmal überlegen, ob es nicht doch billiger gehe. Zuerst sei man bei diesem Projekt von 20 Millionen Euro ausgegangen, nun seien es schon mehr als 30 Millionen. Er gab zu bedenken, die Konjunktur könne über so einen langen Zeitraum einbrechen und damit auch die Steuereinnahmen in Taufkirchen. "Ich habe Bauchweh", sagte Huber und kündigte an, er und sein Kollege Peter Attenhauser (REP) würden nicht zustimmen.

"Bauchweh hat wohl jeder", sagte Christian Aigner (FW). Aber die Kostensteigerung sei auch dem Abbruch der alten Schule geschuldet, der teuren Entsorgung des Betons und der aufwendigen Pfahlgründung, weil der Boden schlecht sei. "Ich sehe keine großen Einsparungen."

Stefan Bachmayer (Einigkeit Moosen) vertrat die Auffassung, Taufkirchen müsse an anderer Stelle sparen: "Wir müssen dann mal der Kultur einen Riegel vorschieben." Damit brachte er Christoph Puschmann (CSU) gegen sich auf, der das als Angriff auf das Wasserschloss interpretierte. Das Schloss gegen die Schule auszuspielen, sei nicht richtig: "Wir können auch sagen, wir sperren das Waldbad zu und streichen die Vereinsförderung." Er bedaure, dass es kaum Einsparpotenziale beim Bau der Schule gebe. "Aber ganz so schwarz darf man es auch nicht sehen, sonst hätten wir alle Projekte, die wir angestoßen haben, nie realisiert." Er vertraue darauf, dass Taufkirchen weiter wachse und damit auch das Steueraufkommen.

Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) betonte, der Bau sei noch keine beschlossene Sache. Man habe lediglich entschieden, die Planung weiter laufen zu lassen. "Wir sind niemandem verpflichtet, solange wir nicht ausschreiben und die Haushaltsmittel freigeben." Die Schule auf Dauer so zu belassen, wie sie ist, sei aber auch keine Lösung. Denn der Neubau diene nicht allein der Mittelschule, sondern sei auch eine Erweiterung der Grundschule: "Die Zahlen sprechen dafür, dass wir die Räume brauchen." Auch auf die Mehrzweckhalle zu verzichten, hätte weitreichende Konsequenzen. Die Vereine würden die Halle benötigen und die Realschule Taufkirchen habe bereits ihre Abschlussfeier in eine Nachbargemeinde verlegen müssen, weil in Taufkirchen nicht genügend Platz zur Verfügung stehe.

Auch eine Sanierung des Altbestands sei nicht zwangsläufig günstiger. Diese Erfahrung mit erheblichen versteckten Kosten habe man bei einem Teil der Grundschule bereits gemacht. Und die Mittelschule einfach so zu belassen, wie sie ist, wäre fahrlässig, weil die Brandschutztechnik nur ein Provisorium sei: "Da bin ich verantwortlich." Hofstetter schlug vor, "alle Stellschrauben" beim Neubau der Mittelschule noch mal durchzugehen, wo man noch Einsparungen machen könnte.

Korbinian Empl (FW) regte an, die Tilgung in den Anfangsjahren erheblich aufzustocken, um die nächste Generation bei den Schulden zu entlasten. Das fand allgemein Anklang und wurde in den Beschluss mit aufgenommen. Zudem soll sich der Bauausschuss die Werksplanungen vornehmen, um weitere Einsparungen zu suchen. Mit den Baumaßnahmen soll frühestens im Sommer 2019 begonnen werden, bei ungesicherter Finanzierung später. Die Finanzierung soll aus Eigenmitteln in Höhe von 7,27 Millionen Euro erfolgen, aus Zuwendungen in Höhe von 10,25 Millionen Euro und einer Darlehensaufnahme. Der Gemeinderat stimmte dem Beschluss mit großer Mehrheit zu, nur Martin Huber und Peter Attenhauser waren dagegen.

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