Michael Eberwein:Sprung nach oben

Kieran Lee Sheffield Wednesday 2 von links und Anoue Nuhin Sheffield Wednesday gegen die Kiel

Eine neue sportliche Heimat hat Michael Eberwein (rechts) bei Holstein Kiel gefunden, hier in einem Testspiel gegen Sheffield Wednesday.

(Foto: Holsteinoffice/Jörg Lühn)

Der Fußballprofi läuft in der nächsten Saison für Holstein Kiel auf

Von Laura Dahmer, Au

Er ist vermutlich der einzige Dellnhauser, der einen eigenen Charakter in einem Videospiel hat. Michael Eberwein ist Fußballprofi und spielt seit dieser Saison in der Zweiten Bundesliga, die am Wochenende startet. Vorher hat der 23-Jährige bei Fortuna Köln in der Dritten Liga gekickt und ist deshalb bei dem beliebten Fußballsimulationsspiel "Fifa 19" vertreten. Am Samstag kickt er erstmals im Trikot des Zweitligisten Holstein Kiel.

Ob er sich bei Fifa schon einmal selbst gespielt hat? "Ja, klar", gesteht Eberwein lachend. Wirklich viel Spaß gemacht habe ihm das aber nicht. "Mein Charakter ist schlecht zu spielen. In der Dritten Liga hatte ich ein eher schwaches Ranking." Vielleicht wird das diese Saison anders. Denn der Dellnhauser ist im Juni ablösefrei gewechselt und hat einen Vertrag als Mittelfeldspieler bei Holstein Kiel unterschrieben. Der Zweitligist stand vor zwei Jahren sogar einmal in der Relegation um den Aufstieg in die Erste Bundesliga.

"Es waren während der Transferphase ein paar Vereine im Gespräch", verrät Eberwein. Am Ende hat er sich für Kiel entschieden. "Ich glaube, der Verein passt gut zu mir und dazu, wie ich Fußball spiele." Bei den bisherigen Trainingseinheiten und Testspielen hat sich sein erster Eindruck bestätigt: "Es macht bisher riesig Spaß. Wir sind eine junge Truppe, einige der Spieler kenne ich auch noch aus Dortmund", so der Profifußballer. Denn dort hat Eberwein zuvor drei Jahre lang gespielt, von der zweiten Mannschaft des BVB wechselte er 2018 zu Fortuna Köln.

Eberwein zog es schon früh aus Freising weg. Die ersten Schritte am Ball machte er mit vier Jahren beim SV Oberhaindlfing in seiner Heimatgemeinde Au. Danach wechselte er zum SE Freising, wo Eberwein aber nur bis zur U 13 kickte. Dann klopfte schon der FC Bayern bei ihm an. "Wir haben mit der Jugendmannschaft des SEF ab und an mal gegen die Bayern-Jugend gespielt", erzählt Eberwein. Nach einem der Spiele habe man ihn zu einem Probetraining eingeladen, im Anschluss kam das Angebot zu wechseln. Angenommen hat er das erst ein Jahr später. "Meine Mutter hat den Riegel vorgeschoben", erinnert sich der 23-Jährige schmunzelnd. "München war von uns doch nicht so nah, die Schule hätte darunter gelitten, für meine Eltern war der Zeitpunkt zu früh." Als die Bayern aber auch ein Jahr später noch interessiert waren, durfte Eberwein gehen.

"Für mich war es immer ein Wunsch - Fußballprofi werden. Schon als Kind sind mein Bruder und ich nur dem Ball hinterhergerannt", sagt Eberwein. Beim FC Bayern blieb er dann bis zur A-Jugend. "Natürlich war die leise Hoffnung da, irgendwie reinzurutschen in die Profimannschaft. Aber ich war da auch realistisch und habe mir nie Druck gemacht." Dabei nahm sogar Pep Guardiola von dem jungen Dellnhauser Notiz: 2015 durfte Eberwein mit zum Wintertrainingslager der Profis nach Doha fahren. Auch für die U 23 soll der Mittelfeldspieler schon fest eingeplant gewesen sein. Stattdessen entschied sich Eberwein für den Wechsel zum BVB, der damalige Trainer David Wagner wollte ihn unbedingt zu sich holen. Bereut hat Eberwein das bis heute nicht. "Ich habe zu der Zeit nie wirklich realisiert, wie besonders das eigentlich war", stellt er fest. Damals wie heute will der junge Profifußballer vor allem eins: kicken. Und zwar so hochklassig wie möglich. "Bei welchem Verein und in welchem Land, wird sich dann zeigen."

Dass er das Zeug dazu hat, hat Eberwein gezeigt: Seit der U 17 bei den Bayern hat er in 207 Spielen 66 Tore gemacht, 14 davon waren spielentscheidend. Auch die vergangene Saison bei der Fortuna war er in 37 der 38 Spiele gesetzt, er erzielte vier Treffer und bereitete fünf vor. Auch bei Holstein Kiel erhofft man sich viel von dem 23-Jährigen: "Michael Eberwein ist ein laufstarker, körperlich robuster Spieler, der eine hohe Spielintelligenz mitbringt und auf allen Mittelfeldpositionen eingesetzt werden kann", sagte Sportgeschäftsführer Fabian Wohlgemuth. Eberweins Ziel für die Saison: "Vor allem erst mal, so viel wie möglich zu spielen. In der Zweiten Liga wird das nicht selbstverständlich."

Nach Hause in die Hallertau schafft es der Dellnhauser seit dem Sprung in den Profifußball nur noch selten. "Das nächste Mal wird wahrscheinlich an Weihnachten sein." Die Familie vermisse er natürlich schon, nur ab und zu kann sie zu Spielen kommen. "Mein Vater will jedes Spiel sehen - wenn nicht im Stadion, dann wenigstens im Fernsehen", sagt Eberwein lachend. Dass er jetzt in größeren Stadien vor vielen Menschen spielen kann, darauf freut sich der Fußballer besonders. Ob er am Samstag gegen den SV Sandhausen schon für Holstein Kiel auflaufen kann, wird sich zeigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: