Süddeutsche Zeitung

Meisterpreis:Schlüsselberuf Landwirt

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Die besten Landwirtschaftsmeister haben den Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung bekommen. Unter ihnen sind auch vier Absolventen aus dem Landkreis

Von Sophia Neukirchner, Erding

"Von Ackerbau und Viehzucht zu leben, ist heutzutage ein hartes Geschäft", sagt Beate Eder, Semesterleiterin an der Landwirtschaftsschule Erding. "Ohne sehr viel Idealismus und ohne eine gute Ausbildung kann heut kein Landwirt mehr bestehen." Dennoch bleibt der Beruf begehrt. 845 junge Bayern haben in diesem Jahr eine Ausbildung zum Landwirt begonnen, 31 mehr als noch im Jahr zuvor. Viele entschließen sich im Anschluss für den weiterführenden Besuch der Meisterschule. Jetzt wurden die Besten der bayerischen Landwirtschaftsmeister mit Absolventen aus anderen grünen Berufen in Ingolstadt mit dem Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. Andreas Feckl aus Dorfen, Andreas Fürmetz aus Pretzen, Markus Mayer aus Erding und Lisa Maria Irl aus Taufkirchen gehörten dazu.

Lisa Maria Irl ist in Landshut zur Schule gegangen, die drei jungen Männer wurden durch den Besuch der Erdinger Landwirtschaftsschule zur Meisterprüfung befähigt. Beate Eder ist stolz auf ihre Schüler: "Es ist eine außergewöhnliche Auszeichnung. Landwirte haben heute ein sehr vielfältiges Aufgabenfeld zu bewältigen, und durch den Besuch der Meisterschule sind sie dafür bestens gerüstet."

In drei Semestern lernen die Schüler an der Erdinger Landwirtschaftsschule nicht nur die Feinheiten tierischer und pflanzlicher Produktion, sondern auch über Boden- und Gewässerschutz und beschäftigen sich intensiv mit Recht und Betriebswirtschaft. Sie lernen einen Fremdbetrieb zu beurteilen und werden befähigt, selbst Lehrlinge auszubilden.

Im Sommer gibt es Praxistage, im Winter, wenn auf dem Feld weniger zu tun ist, erfolgt der Unterricht in Vollzeit. Viele Meisterschüler arbeiten währenddessen jedoch normal weiter, wie Andreas Feckl aus Dorfen. Die Familie des 23-Jährigen hat 110 Milchkühe daheim. Die täglichen Routinearbeiten hat er vor und nach der Meisterschule erledigt: "Klar ist das anstrengend, aber wenn man von Anfang an konsequent dabei bleibt, ist es machbar." Seine Meisterarbeit über verschiedene Entwöhnungstechniken weiblicher Kälber schrieb er manchmal bis spät in die Nacht. Die Ausbildung mit dem Meister abzuschließen, sei schon immer sein Ziel gewesen. Da der elterliche Betrieb noch wachsen soll, könne er sich gut vorstellen, einen Lehrling einzustellen: "Ich freue mich darauf, ihm viel Gutes beizubringen."

Auch Andreas Fürmetz aus Pretzen hat die Meisterschule neben der Arbeit auf dem elterlichen Betrieb absolviert. Seine Familie besitzt 35 Milchkühe: "In dieser Größe ist es heutzutage schwierig noch zu bestehen." Deshalb möchte er weitere Standbeine aufbauen, zum Beispiel eine Direktvermarktung mit Käse aus eigener Milch. Seine Meisterarbeit hat er über den Anbau verschiedener Wintergerstearten verfasst. Der 26-Jährige hat zuvor bereits eine Ausbildung als Feinmechaniker abgeschlossen. Er schätze am Beruf des Landwirtes besonders die Abwechslung: "Mir macht es Spaß, die täglich neuen Herausforderungen zu stemmen." Als Landwirt müsse man sich nicht nur sehr gut mit Tieren und Pflanzen auskennen, sondern sei genauso Unternehmer und immer auch ein bisschen Elektriker und Mechaniker, sagt der Jungbauer.

Viele Schüler von Beate Eder sind Männer und stammen bereits aus der Landwirtschaft: "Das liegt daran, dass die Hofnachfolge immer noch sehr traditionell geregelt ist." In den Klassen seien meist nur zehn Prozent weiblich, im jetzigen Abschlussjahrgang haben nur zwei keinen Hof daheim. Aber es gebe auch eine große Nachfrage gut ausgebildeter Meisterschüler auf Versuchsgütern oder in Saatgutfirmen. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner betonte zur Preisverleihung an die besten zwanzig Prozent die Schlüsselrolle grüner Berufe bei Ernährungssicherung, Energiewende und Klimawandel.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2016
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