Städtebau in Erding:Mayr-Wirt 2.0

Lesezeit: 3 Min.

Mit Giebeldächern und in Farbe: Blick von der Haager Straße auf das Gelände des ehemaligen Mayr-Wirts. Der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs sieht in den beiden mittleren Gebäuden im Erdgeschoss wieder eine Gastwirtschaft vor. (Foto: Visualisierung: Walbrunn Architekten)

Elf Architekturbüros aus ganz Deutschland überplanen das Grundstück des ehemaligen Erdinger Traditionsgasthofs. Der Siegerentwurf stammt vom Büro Walbrunn aus Bockhorn und im Mittelpunkt steht, ganz klar, ein neues Wirtshaus.

Von Regina Bluhme, Erding

Auf dem Gelände des ehemaligen Mayr-Wirts an der Haager Straße gibt es endlich wieder ein Gasthaus. Davor sitzen die Leute bei der Brotzeit, im Obergeschoss des Neubaus treffen sich Vereine, im rückwärtigen Bereich des Grundstücks sind Wohnungen errichtet. So könnte es einmal sein, so sieht es der Entwurf von Walbrunn Architekten vor. Das Büro aus Bockhorn hat den städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Areals gewonnen. Noch bis Sonntag, 10. Dezember, sind die eingereichten Arbeiten und natürlich der Siegerentwurf in einer Sonderschau im Museum Erding zu sehen.

Drei Aspekte standen laut Architekt Karl-Heinz Walbrunn im Zentrum der Überlegungen: Erstens soll der Raum zur Haager Straße "aufgeweitet" werden. Der Baukörper wird also ein wenig zurückgesetzt und so die Außenfläche um fünf Meter vergrößert. Zweitens sollen sich die Baukörper an Höhe, Länge und Größe an die Umgebung anpassen. Vorgesehen sind zwei Giebelreihen, eine im Osten und eine im Westen, und dazwischen ein begrünter Innenhof. Gebaut werden soll dreigeschossig mit Dachgeschoss, nur die Bebauung an der Südseite wird zweigeschossig.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Drittens: Die neue Häuserreihe an der Haager Straße soll mit ihren Giebeldächern sozusagen als Verlängerung der Langen Zeile "in die Haager Vorstadt hinein" wirken. Dabei soll der Mittelteil des Baukörpers "als Reminiszenz" im Farbton des ehemaligen Mayr-Wirts gehalten werden.

Neben der Gaststätte wäre laut Siegerentwurf im Erdgeschoss an der Haager Straße auch Platz für einen Bäcker oder Metzger, eine Eisdiele oder ein Weinlokal. Die Räume im ersten Obergeschoss könnten von Erdinger Vereinen genutzt werden, auch für Feierlichkeiten oder als Tanzsaal. In den weiteren Geschossen sind Praxen, Kanzleien oder Büros vorgesehen. Im Bereich der Pferdeschwemmgasse Süd könnten sich auch ein Einzelhandel ansiedeln, eine Apotheke oder ein Blumenladen. Im Westen ist ein Gemeinschaftsraum geplant, der als "Quartierstreff für Bewohner und Nachbarn" genutzt werden könnte.

Der Mayr-Wirt an der Haager Straße, aufgenommen Ende November 2020. (Foto: Renate Schmidt)
Im August 2023 sah es dann so aus: Erdings neuer Parkplatz am Mayr-Wirt-Areal. (Foto: Renate Schmidt)

Elf Büros aus ganz Deutschland haben Entwürfe eingereicht. Die Überplanung des Areals, das aktuell als Parkplatz genutzt wird, ist für die Erdinger und Erdingerinnen etwas Besonderes. Zum einen geht es darum, nach dem Abriss des beliebten Traditionswirtshauses Mayr-Wirt eine Wunde im Stadtbild zu schließen. Manche Erdinger trauerten heute noch dem Gasthaus nach, so OB Max Gotz. Zum anderen hat die Stadt hier erstmals einen sogenannten "Ideen- und Investorenwettbewerb" ausgelobt. Jeder Wettbewerbsteilnehmer sollte als Berater einen Investor hinzuziehen. Aufgabe des Beraters soll es sein, "wirtschaftlich sinnvolle Nutzungen in den Gebäuden, grobe Flächengrößen und Lagespezifika zu definieren", wie es in den Wettbewerbsunterlagen hieß.

Das Wort Investor hatte bei den Beratungen zum Wettbewerb im Stadtrat für Debatten gesorgt. Es hat sich herausgestellt, dass laut Architektenkammer die Nennung eines Investors in städtebaulichen Wettbewerbsunterlagen nicht möglich ist. Der Name eines beratenden Investors taucht auch nicht in den ausgestellten Entwürfen auf.

Verkauf oder Erbpacht? Noch ist nichts entschieden, sagt der Oberbürgermeister

Auf Nachfrage ist bei Karl-Heinz Walbrunn am Dienstag zu erfahren, dass das Architektenbüro bereits das Unternehmen Scharl aus dem Landkreis Erding als möglichen Investor kontaktiert habe. Laut OB Gotz ist noch nichts spruchreif. Auch sei nicht entschieden, ob die Stadt das Grundstück verkauft oder auf Erbpacht vergibt.

Seit 2009 ist das circa 2400 Quadratmeter große Areal in der Innenstadt im Besitz der Stadt Erding. Einst befanden sich dort ein Hotel und die namensgebende Gaststätte. Der Mayr-Wirt war Treffpunkt für 70 Erdinger Vereine. Die Gebäude waren dreigeschossig mit einem Satteldach. Auf dem westlichen Teil befand sich auch einmal eine Wurstfabrik, die bereits 2012 abgerissen wurde. Eine Besonderheit des Mayr-Wirts waren auch die Bilder des Chiemsee-Malers Hiasl Maier, die die Wirtsstube und das gesamte Haus schmückten.

Vor fast genau einem Jahr ist das Traditionsgasthaus abgerissen worden

Das Traditionsgasthaus wurde Ende 2022 abgerissen. Erst vor wenigen Monaten hat die Stadt Erding den erweiterten Parkplatz auf dem Mayr-Wirt-Areal in Betrieb genommen. Der kostenpflichtige Parkplatz umfasst jetzt 105 Stellplätze. "Sehr gespannt", so OB Max Gotz bei der Ausstellungseröffnung, sei er auch auf die Reaktionen, "wenn Parkplatz wieder aufgelöst wird".

Sonderausstellung "Städtebaulicher Ideenwettbewerb für das Mayr-Wirt Areal" , noch bis Sonntag, 10. Dezember, Foyer Museum Erding, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Eintritt zur Sonderschau ist frei.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSelbstbestimmungsgesetz
:"Ich weiß, was Ausgrenzung bedeutet"

Ein neues Gesetz ist auf dem Weg, das die Rechte non-binärer, trans- und intergeschlechtlicher Menschen verbessern soll. Erdings evangelische Pfarrerin Dorothea Zwölfer hat selbst einen steinigen Weg hinter sich und sieht in dem Entwurf noch einiges an Verbesserungsbedarf.

Interview von Regina Bluhme

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: