Martina Eisenreich:Auf dem Weg nach Los Angeles

Martina Eisenreich: Martina Eisenreich an der Geige: Die Ausnahme-Musikerin komponiert seit Jahren Musik für Film und Fernsehen.

Martina Eisenreich an der Geige: Die Ausnahme-Musikerin komponiert seit Jahren Musik für Film und Fernsehen.

(Foto: Bauersachs)

Zwei spannende Projekte führen die Erdinger Komponistin Martina Eisenreich im kommenden Jahr in die USA. Zuvor aber tritt sie mit ihrem Quartett in der Stadthalle auf.

Von Mathias Weber

Am kommenden Samstag, wenn Martina Eisenreich auf der Bühne der Erdinger Stadthalle steht, wird es wieder einige "skurrile Momente" geben, und darüber muss sie schon jetzt selbst lachen. Im Publikum wird dann zum Beispiel ihr Friseur sitzen, ihr Steuerberater und der Mann von der Autowerkstatt. Aber so ist es eben seit einigen Jahren, seitdem die Erdinger Musikerin ein Konzert zum Jahresausklang veranstaltet. Zum dritten Mal findet dieses Konzert nun statt, das die Komponistin und Geigerin Eisenreich als ein "Heimkommen" empfindet; nach einem Jahr mit vielen Projekten und Reisen durch die ganze Republik und darüber hinaus kommt sie wieder in der Heimat an, und lässt ihr Jahr auch musikalisch Revue passieren.

"Nacht der Geigen" heißt die Show. Neben ihrem Quartett, mit dem Martina Eisenreich regelmäßig zusammen spielt, wird heuer auch ein Kammerorchester mit auf der Bühne stehen. Viel Filmmusik wird es geben, aber auch eigens komponierte Stücke. Optisches Highlight dürfte ein Instrument sein, das noch gar keinen Namen hat: Das Instrument, das die 34-Jährige selbst konzipiert hat, besteht aus einer Trommel in fast vier Metern Höhe, von der eine Klaviersaite, die so genannte Ballastsaite, herunter hängt. Diese Saite kann bespielt werden und ergibt einen tiefen, "archaischen" Ton, wie Eisenreich sagt - genau das richtige für die dunkle Jahreszeit.

Eisenreich hat das Instrument für ein Projekt entwickelt, das sie im kommenden Jahr beschäftigen wird. Zum ersten Mal wird die vielfach ausgezeichnete Musikerin und Komponistin die Filmmusik für einen in den USA produzierten Film komponieren - ein Karrieresprung. Es handelt sich um einen Mystery-Film mit Liv Tyler in der Hauptrolle, der gerade in New York fertig gedreht wurde; die tiefen und verstörenden Klänge ihres neuen Instrumentes passen da natürlich gut zur Stimmung.

Gedreht wird "Wildling", so der Produktionstitel des Films, vom deutsche Regisseur Fritz Böhm. Er und Eisenreich kennen sich schon lange und haben schon zusammen gearbeitet. Schon seit Monaten macht sich die Komponistin Gedanken über die passende Filmmusik. Material hat sie noch keines gesehen, nur das Drehbuch gelesen. Trotzdem hat sie schon ein Konzept im Kopf; zum Beispiel werde es wohl keine symphonische Besetzung geben, sondern sie wird sich auf tiefe Bläser und Streicher beschränken. Diese zu organisieren ist dann ihr Job. Bis zur Jahresmitte soll der Film fertig sein, Ende 2016 könnte er auch in Deutschland in die Kinos kommen.

Für "Wildling" wird Eisenreich in Januar nach Los Angeles reisen - aber nicht nur. Es passt gut, dass sie die Arbeit an dem Film mit einem zweiten spannenden Projekt in Kalifornien verknüpfen kann. Auf das kann sie stolz sein: Eisenreich wurde in die Orchesterleitungs-Klasse des Filmkomponisten David Newman aufgenommen. Nur ein kleiner Kreis internationaler Filmkomponisten bekommt die Gelegenheit, bei Newman, einem der bekanntesten Komponisten Hollywoods, zu studieren. Eisenreich musste sich nicht einmal anmelden, sie wurde gefragt und nach einer Prüfung aufgenommen. Die Klasse beinhaltet neben Dirigierübungen auch die Möglichkeit, mit dem renommierten Orchester der Eastwood Scoring Stage in den Warner Brothers Studios zu arbeiten. Eisenreich und die anderen Schüler sollen ein Gefühl dafür bekommen, wie man sich als Dirigent vor so einem großen und bestens ausgebildeten Orchester verhält - für Filmmusik, die mitunter in nur wenigen Tagen eingespielt werden soll. "Da hat man schon große Ehrfurcht", sagt Eisenreich, "wenn man vor so einem Orchesterapparat steht". Vergleichbares gibt es in Deutschland nämlich kaum. Vielleicht, nachdem sie hier schon so viel erreicht hat, erobert die Erdingerin ja nun Amerika.

Das Konzert "Nacht der Geigen" findet am Samstag, 5. Dezember, im Großen Saal der Stadthalle statt. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass eine Stunde zuvor. Karten kosten zwischen 19 und 27 Euro und sind auf stadthalle-erding.de oder unter Telefon 08122/990712 zu kaufen.

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