Margot Käßmann zu Besuch:Über Gott und das Geld

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Auf Einladung der Sparkasse Erding Dorfen stand Theologin Margot Käßmann dem BR-Moderator Thorsten Otto im Schrannensaal Rede und Antwort.. (Foto: Renate Schmidt)

Die Sparkasse Erding-Dorfen lädt die evangelische Theologin ein zu einem Gespräch "Von Mensch zu Mensch"

Von Regina Bluhme, Erding

Da hatten die Verantwortlichen bei der Kreissparkasse Erding-Dorfen den richtigen Riecher. Für die Reihe "Von Mensch zu Mensch" haben sie heuer die Theologin Margot Käßmann in den Schrannensaal geholt. Dort kündigte die ehemalige Landesvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands am Mittwochabend an, dass sie im kommenden Jahr für sechs Monate eine Auszeit nehmen werde - keine Talkrunden, Predigten, Interviews mehr. Gut also, dass es heuer noch geklappt hat. Die knapp 200 geladenen Bankkunden erlebten erst einen beeindruckenden Vortrag über Glaube, Geld und Gier und im Anschluss ein Live-Interview auf der Bühne mit Bayern-3 Moderator Thorsten Otto. Ihm verriet sie, was sie mit einer Million Euro in Erding anfangen würde: Eine Stiftung für frühkindliche Bildung gründen.

Margot Käßmann ist bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. "Wir leben in unsicheren Zeiten", begann die 59-Jährige ihren Vortrag. Selbst Banken wankten, und aktuell sei ja der Chef des deutschen Sparkassenverbands ins Visier der Finanzbehörden geraten, sagte sie im Schrannensaal der Kreissparkasse. "Dass Sie eine Pfarrerin als Gastrednerin auf die Bühne holen, heißt aber nicht, dass das Ganze biblische Ausmaße angenommen hat", fügte sie hinzu. Käßmann hatte keine Bußpredigt dabei, ihr Thema war "Was wirklich zählt". Und für die Theologin sind christliche Werte "absolut aktuell", denn sie könnten eine "Grundhaltung vermitteln". Dabei sei die Bibel nicht nur ein "Glaubensbuch, sondern auch ein Bildungsbuch". Die zehn Gebote seien ein Gerüst, anhand dessen sich ableiten lasse, was wirklich zähle: Verlässlichkeit, Vertrauen und Verantwortung. "Und das können Sie nicht kaufen."

Die Theologin kritisierte "die Gier immer mehr zu besitzen und zu halten". Dies sei einer Gemeinschaft nicht zuträglich. Wichtig hingegen sei - und auch das lasse sich aus den Geboten ablesen - die Solidarität der Menschen untereinander, ein Respekt gegenüber Älteren, Schwächeren oder anderen Religionen. Nicht der Geldbetrag auf dem Konto zähle, sondern ein bewusstes, sinnerfülltes Leben. Reichtum sei aber per se nichts Schlechtes, und werde in der Bibel auch nicht kritisiert, fügte Käßmann hinzu. Es komme eben darauf an, wie damit umgegangen werde. Die Wirtschaft müsse nachhaltig sein und den Menschen dienen, forderte sie.

Im Anschluss plauderte sie ganz locker mit Bayern-3-Moderator Thorsten Otto über ihren Rückzug nach der Alkoholfahrt 2010, über ihre vier Enkelkinder, über Frauen und das Alter und natürlich Geld. Ob sie denn ein Konto bei der Sparkasse habe, wollte Otto wissen. Nein, sie habe eins bei einer kirchlichen Genossenschaftsbank, lautete die Antwort. Im Übrigen finde sie, dass Sparkassen und Raiffeisenbanken im Vergleich zu internationalen Großbank doch ein "anderes Prinzip" verfolgten. "Sie sind näher dran am Menschen". Das hörten Vorstandsvorsitzender Joachim Sommer und Vorstandsmitglied Ulrich Sengle in der ersten Reihe sicher gerne.

Die beiden hatten zuvor Margot Käßmann ins Erdinger Rathaus begleitet, wo sie sich im Beisein von Oberbürgermeister Max Gotz ins nahezu nagelneue Goldene Buch der Stadt eintrug. "Sieht ja aus wie eine Bibel", sagt sie, als sie die Kalligraphiebeschriftung auf den Seiten entdeckte. Für Erding hinterließ die Theologin nicht nur eine Unterschrift, sondern auch ein Bibelzitat aus Jeremia, 29: "Suchtet der Stadt Bestes".

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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