Der Freitagabend ist ein Abend, an dem man mal wieder ins Jugend- und Kulturhaus Sonic gehen könnte. Das gilt für alle, auch für diejenigen, die meinen, sie seien dafür nicht mehr im passenden Alter. Limo Lechner kennt dieses Hemmnis. Er selbst war erst zwei oder drei Mal im Sonic, obwohl es dort regelmäßig wirklich gute Bands zu hören gibt, und er von guter Popmusik gar nicht genug kriegen kann. Er musste eine ihm untypische Scheu überwinden, weil das Sonic sich an erster Stelle Jugendzentrum nennt und damit seine zweite Bestimmung, die eines Kulturzentrum ohne Altersbeschränkung, voreilig unterbuttert. Am Freitag kommt Limo Lechner, Jahrgang 1950, aber in eigener Mission ins Sonic. Zusammen mit Kurt Feller und Marco Schmidt bildet er die unglaublich coole Band Tested on Animals , die den Jungen und den Alten unter uns gleichermaßen gefallen sollte.
Das Konzert am Freitag ist eine CD-Release-Party, bei der Tested on Animals ihr Album "Mind the Fringe" vorstellen wird. Der Abend heißt tatsächlich CD-Release-Party, weil es die zwölf Stücke auch wirklich auf einer CD zu erwerben gibt. Beinahe wären sie so weit gegangen, sagt Limo Lechner, ihr Erstlingswerk auf Vinyl pressen zu lassen. Doch auch in ihrem Bekanntenkreis, das sei ihnen dann klar geworden, hat nicht mehr jeder einen Plattenspieler. Junge Leute haben zwar nicht mal mehr ein CD-Spieler. Doch ein komplett virtuelles Album, das wäre schon allein deswegen schade gewesen, weil Limo Lechner ein brillanter Grafiker ist und das Cover, wie es sich gehört, ein echtes Kunstwerk.
Entspannt, aber konzentriert bei der Sache: Marco Schmid, Limo Lechner und Kurt Feller (v.l.) in ihrem Probenraum, vulgo Fellers Wohnzimmer.
(Foto: TOA/oh)Die Musik auf der CD - die es natürlich auch im Netz gibt - ist nicht weniger gelungen. Tested on Animals zelebriert englischsprachige Popmusik mit elektronischen Beats und Samples, mit Bass, Gitarren und mehrstimmigem Gesang in rockig-psychedelischem bis experimentellem Sound. Gespickt mit musikalischen und textlichen Zitaten aus jahrzehntelangem Popmusikkonsum erscheinen die Eigenkompositionen dem Hörer seltsam vertraut und eingängig, obwohl die üblichen kompositorischen Gepflogenheiten geflissentlich über den Haufen geworfen werden. Bei Tested on Animals ist alles erlaubt, was dem atmosphärischen Ausdruck und dem Spaß an der Freude dient. Die surrealistisch angehauchten Texte handeln von Liebe, Schicksal, Tod und Teufel.
Limo Lechner war früher der Schlagzeuger und Texter, Kurt Feller Gitarrist der in Erding unvergessenen Band Sigurd kämpft. Die achtziger Jahre sind schon eine Weile her, aber Lechner und Feller haben sich nicht aus den Augen verloren. Vor einigen Jahren begannen sie erneut gemeinsam an Songs zu tüfteln. Die Texte, das wurde Lechner schnell klar, mussten hauptsächlich auf Englisch sein, nur wenn es wirklich passt wird auf Deutsch gesungen. Bairisch gehe aber gar nicht, sagt der voll und ganz hiesige Herr Lechner. Ihm behage das "Heimatsoundgedöns" nicht. Und das hat dann eben vielleicht doch etwas damit zu tun, dass er Jahrgang 1950 ist. Sein musikalisches Leben wurde entscheidend von den Beatles geprägt. Als er ihren ersten Film "A Hard Day's Night" im Stadttheater-Kino in Erding sah, sei seine Welt für immer verändert gewesen. Er hatte die Beatles schon gehört, doch wie lässig und unabhängig sie in ihrer Musik und Attitüde waren, wurde ihm erst durch den Film klar.
"Mind the Fringe" heißt das Debütalbum von Tested on Animals. Zwölf Songs und ein Textheft. Erhältlich über www.testedonanimals.de.
(Foto: TOA/oh)In den Songs von Tested on Animals kann man immer wieder Anklänge an andere großartige Bands und Musiker heraushören. Das ist schön und klug gemacht, so funktioniert Musik schon immer. Vor einiger Zeit verschickte Lechner die CD an Musikjournalisten. Karl Bruckmaier legte in Bayern 2-Nachtmix schließlich zwei Songs auf. Und dabei sagte Bruckmaier etwas, was sich Lechner natürlich abgetippt hat: "Das Tolle an Tested on Animals ist, dass sich hinter den manchmal ungelenk produzierten Stücken ziemlich großartige Popsongs verbergen: Damit könnte man Millionen verdienen."
Tested on Animals, Freitag, 17. Mai, 20.30 Uhr, Jugend- und Kulturhaus Sonic, Dorfener Straße 13, Eintritt frei, Spendenbox für die Jemenkinderhilfe.