Lesesommer:Goethe - einfach nur aus Vergnügen

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Die stellvertretende Bibliotheksleiterin Silke Hörold-Ries will am kommenden Mittwoch im Stadtpark auch andere für den Klassiker begeistern. Ein Gespräch über die Hintergründe der Lesung

Interview Von Regina Bluhme

In der Stadtbücherei Erding ist Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) nicht der absolute Renner, "aber seine Werke werden immer noch ausgeliehen", sagt Silke Hörold-Ries. Die stellvertretende Bibliotheksleiterin liebt seine Bücher. Mit der Lesung "Goethe zum Vergnügen" will sie am Mittwoch, 9. August, um 15.30 Uhr im Stadtpark auch andere für den Klassiker begeistern. Ein Gespräch über Schullektüren, Lieblingsstücke und Goethes wilde Jugendjahre.

SZ: Frau Hörold-Ries, Goethe und Vergnügen, für viele passt das nicht gleich auf Anhieb zusammen. Was bereitet Ihnen denn an der Lektüre Freude?

Silke Hörold-Ries: Schon meine Mutter liebte seine Werke und hat mich als Kind in alle Goethe-Häuser "geschleppt". Mir hat Goethe von Anfang an gefallen und das ist auch so geblieben.

Interview: Haben Sie ein Lieblingswerk?

Goethe war ja ein interessanter Mann mit einem sehr abenteuerlichen Leben und vielen Frauengeschichten. Mir gefallen seine Balladen sehr gut, in denen er so wunderbar Gefühle ausdrückt. Ich finde, die Balladen sind einfach zeitlos. Aber Faust gefällt mir natürlich auch sehr gut. Noch aus Schulzeiten kann ich die Schlussvision und den Osterspaziergang auswendig vortragen.

Für viele Jugendliche ist Faust als Schullektüre eher eine Qual.

Bei meiner Tochter stand Werther auf dem Stundenplan. Das Werk ist für die heutige Jugend schon recht schwer zu lesen. Manchmal helfen dann Verfilmungen oder CDs. Grundsätzlich finde ich es gut, dass Klassiker wie Goethe in den Schulen gelesen werden. Aber ich würde auf jeden Fall mit etwas Leichterem anfangen, mit einer Ballade.

Was tragen Sie im Stadtpark vor?

Ich werde nicht seitenweise aus seinem Werk zitieren! Es soll ja eine vergnügliche Stunde werden. Ich werde ein paar Balladen vortragen und auch die Schlussvision aus Faust zitieren. Anfangs gebe ich kurz und bündig einen biografischen Abriss. Man sollte bei Goethe schon auch den zeitgeschichtlichen Hintergrund kennen. Zum Beispiel beim Zauberlehrling, den kann man heute übrigens noch sehr gut lesen.

Das Thema ist zeitlos.

Ja. Goethe hat es zur Zeit der Französischen Revolution geschrieben. Es geht um die Auflehnung des Lehrlings gegen den alten Meister, also das Auflehen gegen die alte Gesellschaftsform. Wobei Goethe die Revolution recht kritisch gegenüber stand.

Wie würden Sie Goethe, der ja als Universalgenie gilt, denn beschreiben?

Er war ja nicht nur Schriftsteller, sondern hat sich auch mit Naturwissenschaften beschäftigt, er war in der Bergwerkskommission tätig und hat das Steuersystem mitreformiert. Als Jugendlicher war er eher locker, hat gegen die alte Kleiderordnung und die Perücken rebelliert, hat gerne nackt gebadet. Also, er war eher ein ausgeflippter Typ.

Finden Sie diese modernen Inszenierungen von Klassikern wie den Faust gut oder sollte die Fassung dicht am ursprünglichen Werk bleiben?

Warum sollte man hier nicht mit der Zeit gehen? Ich denke, so eine moderne Inszenierung hätte Goethe sicher auch gut gefunden.

Die Lesung "Goethe zum Vergnügen" findet am Mittwoch, 9. August, um 15.30 Uhr, auf der Mayr-Wirt-Insel im Erdinger Stadtpark statt. Veranstaltung ist des Katholische Bildungswerk Landkreis Erding. Bei Regenwetter ist die Lesung im Fischers Seniorenzentrum an der Haager Straße 40. Kooperationspartner sind die Stadtbücherei Erding, Fischers Seniorenresidenz und die Stiftung Lesen. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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