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Willen der Bürger ignoriert

Leserbrief zu dem Artikel: "Die Linie ist klar" (SZ Landkreis Erding 30.09.21)

Das Wasserwirtschaftsamt München wird seine Pläne zum linearen Ausbau mit Mauern an der Sempt also nicht mehr ändern. Es stellt sich stur und ignoriert den Willen der Bürger nach einem naturnahen Hochwasserschutz. Zieht man aus der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit mehr als "nur" hundertjährigen Fluten (HQ 100) denn gar keine Lehren? Wo soll denn das Wasser auch nach Starkregenereignissen noch hin? Bestehende Kanalisationsanlagen werden es sicher nicht bewältigen können. Und die Mauern links und rechts der Sempt verhindern ein Abfließen in den Fluss. Somit erhöhen die Mauern sogar die Gefahr für die Anlieger und die Bewohner Altenerdings.

Bisher kann sich das Wasser noch in Flächen östlich der Haager Straße ausbreiten. Da dort Baugebiete geplant sind, wird es sich seinen Weg in die vorhandene Bebauung westlich der Straße und weiter Richtung Bahnübergang und Innenstadt bahnen müssen. Ganz zu schweigen von der sog. Verklausungsgefahr der viel zu niedrigen Ardeobrücke. Staut sich das Hochwasser hier, ist eine Überflutung viel größeren Ausmaßes vorprogrammiert.

Mehrere von uns kontaktierte Ingenieurbüros für Wasserbau haben uns bestätigt, dass ein innerörtlicher linearer Ausbau als ultimo ratio nur dann in Frage kommt, wenn ein Rückhalt in der Fläche unmöglich ist. Südlich von Erding bieten sich optimale Möglichkeiten. Auch die Oberlieger haben Verantwortung für den Hochwasserschutz. Wir sind gespannt, was die Prüfung eines Beckens bei Pretzen bringen wird. Übrigens: Die Wörther stemmen sich nicht grundsätzlich gegen ein Rückhaltebecken auf ihrem Gemeindegebiet - nur nicht in dieser Überdimensionierung. Auch oberhalb von Wörth bei Breitötting ergäben sich Möglichkeiten. Kombinationsmöglichkeiten aus mehreren mittelgroßen Rückhaltebecken werden nicht untersucht.

Die Bürgerinitiative für einen naturnahen Hochwasserschutz hat in einigen Monaten des vergangenen Jahres allein 3700 Unterschriften von Erdingern gesammelt, mehr als 4700 insgesamt. Das zählt scheinbar überhaupt nicht. Die angedachte Spundgründung der Mauern erfordert die Abholzung des "Grünen Bandes" entlang des Flusslaufs. Eine Neupflanzung erscheint nach der Umweltverträglichkeitsstudie mehr oder weniger als unmöglich.

Dass Wasserwirtschaftsamt will aber mit seiner Variantenentscheidung, basierend auf nicht nachvollziehbaren Bewertungskriterien, auf Biegen und Brechen ins Planfeststellungsverfahren, Kostengründe sind ausschlaggebend. Europäische Wasserrahmenrichtlinie - gilt wohl nicht. Koalitionsvereinbarung zwischen CSU/FW für dezentrale Regenrückhaltung und modernes Staustufenmanagement - wohl längst wieder vergessen. Das dem Umweltministerium untergeordnete WWA plant nach ganz anderen Kriterien. Wasser braucht Platz und keine Mauern, sonst bleiben Mensch und Natur auf der Strecke.

BI "Naturnaher Hochwasserschutz Sempt"

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