Lehren aus dem Hochwasser in Erding:Die Sandsäcke sollen griffbereit sein

Lehren aus dem Hochwasser in Erding: Die Bauschmid in ihrem Wohnzimmer: Das Haus der Altenerdinger Familie stand direkt an der Sempt

Die Bauschmid in ihrem Wohnzimmer: Das Haus der Altenerdinger Familie stand direkt an der Sempt

(Foto: Renate Schmidt)

Was lief gut, was lief schlecht? Wenige Wochen nach dem Hochwasser lassen sich die Behörden und Kommunen Zeit mit einer Analyse der Einsätze. Noch steht die Unterstützung der Betroffenen im Vordergrund

Von Mathias Weber

Das Hochwasser, das den Landkreis vergangen Juni getroffen hat, war verheerend, die Feuerwehren, Behörden und Katastrophenhelfer waren im Dauereinsatz. Mittlerweile ist das Wasser wieder verschwunden, die Betroffenen haben in den Alltag zurück gefunden, nun scheint es an der Zeit, das Geschehen zu analysieren: Was war am Vorgehen der Verantwortlichen gut, wo gab es Probleme? Viele betroffene Anwohner haben sich direkt nach der Katastrophe entsetzt gezeigt: Im stark betroffenen Altenerding etwa heißt es, Brücken seien zu tief gebaut worden, sie hätten das Wasser dahin abgeleitet, wo es nicht hin gehört: In die Wohngebiete. Außerdem seien die falschen Schleusen zu spät geöffnet worden.

Wer ist zuständig?

Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) will diese pauschalen Beschuldigungen - die ihn auch in Form von Briefen aufgebrachter Bürger erreichen - so nicht stehen lassen. Insgesamt sei der Einsatz der Katastrophenhelfer gut verlaufen. Und gewisse Dinge, wie die Öffnung der Schleusen, liege nicht im Verantwortungsbereich der Stadt. Für die Sempt, ein Fluss der Kategorie II, sei beispielsweise das Münchner Wasserwirtschaftsamt zuständig.

Vorschnelle Schlüsse aus dem Hochwasser will Gotz nun vermeiden. Es müsse eine "genaue Analyse" geben, ehe die Verantwortlichen zusammen kommen können und Konsequenzen gezogen werden. Dann werde es nicht nur ein Konzept, sondern eine "logische und gut abgestimmte Systematik" in Sachen Hochwasserschutz geben. Diese könnten beispielsweise in Beschaffungsmaßnahmen liegen: Um sich auf der technischen Seite für das nächste Hochwasser zu wappnen, könnten Pumpen und Sandsäcke beschafft werden. "Wir werden solche Hochwasser wieder haben, dann müssen die Sandsäcke griffbereit sein."

Andererseits müsse in den Hochwasserschutz investiert werden. Rückhalteflächen zum Beispiel: "Ich teile die Auffassung, dass es wohl nicht genug Rückhalteflächen gab." Eine Auffassung, die auch Kreisbrandrat Willi Vogl teilt. "Es gab keine Rückhaltemöglichkeiten vor dem Stadtgebiet", sagt er.

Feuerwehren tagen

Den Einsatz an den Hochwassertagen haben die Erdinger Feuerwehren bereits in einer gemeinsamen Sitzung vor wenigen Tagen besprochen und analysiert. Vogl sagt, man sei gut auf die Ereignisse vorbereitet gewesen. Außergewöhnlich sei nur gewesen, dass das Hochwasser den Landkreis flächendeckend überrollte. Von einem "Schadensereignis im ganzen Landkreis" spricht daher der Kreisbrandrat. Den Einsatz der Feuerwehren bezeichnet Vogl als "hervorragend". "Die Feuerwehrkräfte waren im Dauereinsatz und haben ihr Bestes gegeben."

Aus dem Landratsamt heißt es, dass bisher noch keine große Nachbesprechung der Ereignisse erfolgte. Derzeit ist man dort noch mit der Hilfe für Geschädigte beschäftigt. Im Kleinen Sitzungssaal wurde hierzu eine Anlaufstelle eingerichtet, in der Anträge auf Nothilfe abgegeben werden können. Das Landratsamt ist für die Verteilung dieser staatlichen Nothilfe zuständig, doch auch über die Kommunen kann ein solcher Antrag eingereicht werden. Erdings OB Gotz sagt, - ohne konkrete Zahlen vorlegen zu können - es seien eine Vielzahl an Anträgen eingegangen, kurioserweise auch von Personen, die nicht einmal betroffen waren. Aber nicht nur über die Nothilfe will die Stadt den Betroffenen helfen: Laut Gotz soll es auch Gutschriften auf die Stromrechnung geben, da zum Beispiel Raumentfeuchter einen sehr hohen Stromverbrauch hätten.

Mit Blick auf die Hochwasserschutzmaßnahmen, die auf die Stadt zukommen werden, sagt Gotz, dass es insgesamt "viel Geld" sein wird, das dafür benötigt werden wird. Er sagte aber auch, dass man darauf nicht schauen dürfe. "Das Hochwasser war eine bittere Nummer, das Geld darf nicht infrage gestellt werden."

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