Langenpreising:Ein offenes Rennen

In Langenpreising hätten Freie Wähler und CSU die Wahl zum Bürgermeister wohl unter sich ausgemacht. Wäre nicht noch ein Grüner angetreten

Von Gerhard Wilhelm

Langenpreising: Knapp 2900 Einwohner hat Langenpreising. Und spätestens nach der Bürgermeister-Stichwahl am Sonntag, 29. März, einen hauptberuflichen Gemeindechef. Bisher wurde das Amt ehrenamtlich ausgeübt.

Knapp 2900 Einwohner hat Langenpreising. Und spätestens nach der Bürgermeister-Stichwahl am Sonntag, 29. März, einen hauptberuflichen Gemeindechef. Bisher wurde das Amt ehrenamtlich ausgeübt.

(Foto: Renate Schmidt)

Ein offenes Rennen um den Bürgermeisterposten dürfte es in der Gemeinde Langenpreising geben. Peter Deimel hört aus Altersgründen auf, und auch weil er sagt, dass es ihm reicht, ständig als eine Art Sündenbock dienen zu müssen. Der Zweite Bürgermeister Josef Straßer von den Freien Wählern und Dritter Bürgermeister Leo Melerowitz von der CSU hätten sich bestimmt ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, hätte nicht Toni Wollschläger seinen Hut in den Ring geworfen. Und auch die SPD beteiligt sich im Rennen um das Gemeindeoberhaupt und hat Gemeinderat Johann Kaspera nominiert.

Toni Wollschläger ist sozusagen "der Neue". Aber er ist im Ortsteil Pottenau aufgewachsen und bewirtschaftet dort nebenbei noch den elterlichen Hof. Langenpreising ist sein Zweitwohnsitz. Seinen Hauptwohnsitz hat er im Landkreis Freising, wo er in Rudlfing einen Biobetrieb hat. Bekannt ist er aber vielen mehr als Fraktionsvorsitzender der dortigen Grünen seit 2014. Seit 1996 sitzt er im Freisinger Kreistag. Als Kandidat kann er deshalb antreten, weil er dann in zwei verschiedenen kommunalpolitischen Ebenen vertreten ist und es seit zehn Jahren keine Pflicht mehr ist, in der Gemeinde zu wohnen, wenn man sich kommunalpolitisch engagieren will. Im Dorfentwicklungsprozess Langenpreising war er bereits mehrere Jahre im Arbeitskreis "Wirtschaft" engagiert und hat dabei immer Versuche der Gemeinde, im Wiesenbrüter-Schutzgebiet Semptauen große Logistikbetriebe anzusiedeln, kritisch begleitet. Dass er eventuell für den Bürgermeisterposten kandidieren werde, habe man bei den anderen Parteien bestimmt lange mehr belächelt, als ernst genommen, vermutet Wollschläger, aber mittlerweile sei das anders, was auch Veranstaltungen zeigen würden. Seine Gegenkandidaten mögen vielleicht mehr in den örtlichen Vereinen verwurzelt sein, weshalb er mit Themen überzeugen müsse, aber mittlerweile würden immer mehr Menschen verstehen, dass es nicht immer nur Wachstum geben könne und diese dann oft zu Lasten der Umwelt. Die Grünen würden schon lange nicht mehr als "Spinner" angesehen. Das hätten auch viele Langenpreisinger inzwischen verstanden. Zugute komme ihm im Wahlkampf aber auch, dass er eine langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik habe. Und dass Grün und erfolgreiches Wirtschaften gehe, davon könne sich jeder auf seinem Hof überzeugen. Ob er es vielleicht in die Stichwahl schafft? Bürgermeisterwahlen seien Personenwahlen, sagt Wollschläger und da könne alles sein. Obwohl das Bündnis 90/Die Grünen erst seit September in Langenpreising mit einem Ortsverein vertreten ist, hat man eine Gemeinderatsliste mit 14 Kandidaten für die 14 zu vergebenden Sitze auf die Beine gestellt. Wollschläger kandidiert auf Listenplatz eins, gefolgt von Michael Brandt und Monika Althammer.

Die größte Hoffnung Peter Deimel zu beerben macht sich dessen bisheriger Stellvertreter Josef Straßer. Er ist mittlerweile parteilos, kandidiert aber auf der Liste der Freien Wählern. Er ist im Ort bekannt und kennt die Rathausgeschäfte auch als Zweiter Bürgermeister. Da wusste Straßer noch nicht, dass er mit Toni Wollschläger einen "Polit-Profi" als weiteren Konkurrenten bekommen wird, der im Ort ebenfalls sehr bekannt ist. Aber er habe weder mit Leo Melerowitz, mit dem er sechs Jahre super zusammengearbeitet habe, noch mit Toni Wollschläger, Probleme - im Gegenteil, mit dem "Toni" sei er sogar zur Schule gegangen. Und man sei sich einig, keinen großen Wahlkampf zu führen. Jeder solle seine Veranstaltungen durchführen und Sachthemen für sich sprechen lassen und der Wähler solle dann am 15. März entscheiden. Die Bürgermeisterwahl sei aber mehr eine Personenwahl. Dass er nicht mehr in der Partei sei, habe einen einfachen Grund: auf kommunaler Ebene habe seiner Meinung nach Parteipolitik nichts zu suchen, deshalb habe man sogar im vergangenen Jahr erwogen, nur eine parteiübergreifende Bürgerliste aufzustellen. Stolz ist man bei den Freien Wählern, dass auch ohne jede Quote jeder dritte Kandidat für den Gemeinderat eine Frau ist. Bürgermeisterkandidat Straßer führt die Liste an, auf ihn folgen Natalie Kienmüller-Stadler und Franz Neumüller. Alle drei sind derzeit schon im Gemeinderat.

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Bei der CSU tritt Leo Melerowitz als Bürgermeisterkandidat an und er rechnet sich gute Chancen aus Gemeindechef zu werden. Wenn möglich gleich am 15. März. Auf jeden Fall werde es nur zwischen ihm und Josef Straßer zur Stichwahl zwei Wochen später kommen, denkt er. Lieber sei ihm aber nicht "nachsitzen" zu müssen und noch weitere zwei Wochen Wahlkampf zu haben. Dass CSU und Freie Wähler mit eigenen Listen antreten, sei dem Umstand geschuldet, dass die Grünen einen Ortsverband gegründet haben. Auch er hätte sich sehr gut mit einer Bürgerliste anfreunden können, sagt Melerowitz, da bei Kommunalwahlen eher Personen gewählt würden, nicht Parteien. Auch im Gemeinderat sei fast immer nur sachbezogen abgestimmt worden und nicht fraktionsweise. Eine Frauenquote wollte man auch beim CSU-Ortsverband nicht haben, aber es bedurfte "Nachhilfe" von Landrat und CSU-Kreisvorsitzendem Martin Bayerstorfer, der die Wahl bei der Aufstellungsversammlung leitete. Auf der Liste wurden dann die Plätze 4 und 8 für Frauen reserviert. Auf 4 wurde dann Eva Kobold gewählt. Sie hat damit gute Aussichten, die bisher einzige CSU-Gemeinderätin, Karin Dürr, abzulösen. Dürr war aus beruflichen Gründen nicht mehr angetreten.

Mit nur acht Bewerbern für den Gemeinderat, aber einem eigenen Bürgermeisterkandidaten, tritt der SPD-Ortsverband an. "Klein, aber fein", sagt Johann Kaspera über die Truppe, die den höchsten Frauenanteil aller zur Wahl antretenden Listen hat. Auf Hans Kaspera folgen auf den nächsten Plätzen drei Frauen: Eva Csauscher, Antje Schreck und Dakota Elsner.

Die Zustorfer Freien Wähler - ein Gemeindeteil von Langenpreising mit rund 500 Einwohnern - gehen auch bei dieser Kommunalwahl einen eigenen Weg. Sie haben eine Liste aufgestellt mit den amtierenden Gemeinderäten Josef Buchner und Josef Maier an der Spitze. Man liebäugelt aber auf einen dritten Sitz im Gemeinderat, obwohl das nach der Gründung eines Grünen-Ortsverbands eher unwahrscheinlich sein wird. Andrea Götz auf Platz 3 ist die erste Frau auf der Liste.

Wer alle vier Bürgermeisterkandidaten live an einem Ort erleben will, der muss am Montag, 17. Februar, um 19 Uhr ins Gasthaus Lintsche in Zustorf kommen. Dann stehen sie Rede und Antwort bei einer Podiumsdiskussion.

Bündnis 90/Die Grünen - offene Bürgerliste Langenpreising: Toni Wollschläger, Michael Brandt, Monika Althammer, Bernhard Lanzinger, Lena Heilmeir, Robert Buckenmaier, Sabine Dahlberg, Michael Ehren, Gertraud Steiner, Andreas Bergmaier, Daniela Buckenmaier, Klaus Laube, Sara Sandner und Christoph Ehren.

Freie Wähler: Josef Straßer, Natalie Kienmüller-Stadler, Franz Neumüller, Bernd Wicklein, Felix Straßer, Volker Werner, Dr. Joseph Adelsberger, Stefan Haslacher, Melanie Beibl, Heidrun Häßner, Helmut Fuchs, Hans Schenzel, Simone Buchner, Manfred Kammerer, Robert Furtner, Tobias Gröger, Christopher Will, Lukas Assig, Adolf Kienmüller, Andrea Mager, Ludwig Denk, Klaus Sellmair, Thomas Buchner, Sigrid Denk, Peter Stadler, Martina Schenzel, Christian Gomm und Ruth Deimel.

CSU: Leo Melerowitz, Wolfgang Leitsch, Stephan Hoynatzky, Eva Kobold, Holger Scheidinger, Thomas Metz, Alois Angermeier, Ursula Rieger, Albert Deutinger, Franz Heilmeier, Thomas Bachmaier, Sebastian Melerowitz, Erich Lechner, Karl-Heinz Häring, Markus Babinger, Georg Melerowitz, Erwin Heim, Anton Haslacher, Gerald Brunnquell, Christiane Hellinger, Johann Wild, Stefan Dürr, Barbara Hattensperger, Peter Huber, Michael Böck, Thomas Hofmair, Alexander Klug, Brigitte Melerowitz.

SPD: Hans Kaspera, Eva Csauscher, Antje Schreck, Dakota Elsner, Marc Kaltenecker, Evelyn Zwehn, Klaus Pfeifer und Wolfang Lang. Freie Wähler Zustorf: Josef Buchner, Josef Maier, Andrea Götz, Stefan Ottenbacher, Johannes Sedlmeier, Alexander Hartinger, Stefan Götz, Gertraud Buchner, Bernhard Schwarzbözl, Albert Kellerer, Markus Kellerer und Johann Buchner.

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