Lange Zeile 10 in Erding:Auch die Hochschule zieht aus

Das Widnmann-Palais steht nun bald komplett leer. Die Management-Studenten werden nach Ismaning umgeleitet - eine vorübergehende Lösung

Von Antonia Steiger, Erding

Das alte Landratsamt an der Langen Zeile 10 in Erding leert sich langsam. Nach der SZ Erding und der Allianz-Vertretung räumt nun auch die Hochschule für angewandtes Management das Gebäude. Der Landkreis als Besitzer der denkmalgeschützten Räumlichkeiten beansprucht das Haus wieder für sich, die Verwaltung des prosperierenden und an Einwohnern wachsenden Landkreises braucht dringend mehr Platz. Die private Hochschule wird schon im Sommersemester keinen Unterricht mehr in Erding abhalten, wie Präsident Claudius Schikora sagte. Sie halte aber an ihrem Ziel fest, auf Dauer in Erding zu bleiben.

Wo es einmal hingehen soll mit der Hochschule für angewandtes Management, ist seit langem klar: Wenn auf dem Areal des jetzigen Eingangsbereichs des Fliegerhorstes Erding der neue Bahnhof gebaut wird, auf dem auch Regionalzüge halten sollen, soll dort Platz sein für einen neuen und großen Campus für die private und staatlich anerkannte Hochschule für Management. Sie möchte dort Hörsäle und Verwaltung an einem Standort vereinen - ein Plan, der in der Erdinger Stadtpolitik Unterstützung findet. Die Ideen haben bereits Eingang gefunden in städtebauliche Entwicklungskonzepte für das Areal. Fraglich ist nur, wann es so weit sein wird; der Abzug der Bundeswehr geht in Erding wie an anderen Standorten langsamer voran als angekündigt. Im Moment nennt die Bundeswehr das Jahr 2021 als halbwegs realistische Perspektive. Dass man sich auf eine Wartezeit von etlichen Jahren einstellen müsse, sei allen klar, sagt Claudius Schikora, Präsident der Hochschule. "Wirklich schnell geht es nicht", findet er. Die Hochschule fühle sich jedoch in die laufenden Prozesse und Diskussionen gut eingebunden, sagte er. Ausdrücklich wiederholte er das Bekenntnis zum Standort: "Erding ist unsere Geburtsstätte." Hier wolle man bleiben.

Mittlerweile hat die Hochschule für angewandtes Management jedoch endlich eine Zwischenlösung gefunden, wie Schikora sagte. "Es ist alles entschieden." Wo die Hochschule die Räume gefunden hat, in denen sie einige Jahre lang die Studenten unterrichten kann, verriet er nicht. Erst in dieser Woche habe man sich geeinigt, nun müssten zunächst die politischen Gremien informiert und eingebunden werden. Die Zwischenlösung soll halten, bis die große Lösung auf dem jetzigen Fliegerhorstgelände umgesetzt werden kann.

Im kommenden Sommersemester wird in Erding nicht mehr unterrichtet, wie Schikora sagte. Alle Studenten werden nach Ismaning umgeleitet, wo die Hochschule seit 2015 einen ihrer weiteren Standorte betreibt - neben Berlin, Unna, Treuchtlingen und Neumarkt. Der Standort Ismaning wurde im vergangenen Jahr auch erst ausgebaut, daher sei es überhaupt kein Problem, die knapp 500 Studenten von Erding nach Ismaning umzuleiten. An der Langen Zeile 10 gab es fünf reine Vorlesungssäle, jetzt nutze man die Räume noch für Besprechungen und Meetings, sagte Schikora. Ismaning und Erding: Das ist aus Sicht der Hochschulleitung eigentlich sowieso nur ein Standort, wie Schikora sagte. "Sie sind nicht weit voneinander entfernt." Und die Studenten sehen das genau so. Sie kommen zu Vorlesungen aus ganz Deutschland und müssen ohnehin Flexibilität mitbringen, denn die Hochschule lehrt nach einem semivirtuellen Konzept: Präsenzphasen wechseln sich mit solchen ab, in denen die Studenten Zuhause lernen oder als Werkstudent tätig sind. Nur für drei Wochen, gleichmäßig über das Semester verteilt, müssen die Studierenden anwesend sein.

Was mit den Räumen an der Langen Zeile 10 passieren soll, ist bekannt: Der Landkreis Erding möchte das Gesundheitsamt, das Veterinäramt und weitere seit Jahren im früheren Schwesternwohnheim am Klinikum untergebrachte Fachstellen des Landratsamts im Widnmann-Palais unterbringen. So sollen 200 Apartments frei werden, die gebraucht werden, wenn die neue Schule für Pflegekräfte errichtet wird. Dieser an sich charmante Plan hat jedoch Tücken: Die Räume sind nicht barrierefrei, ein Umbau würde vermutlich eine recht kostspielige Angelegenheit.

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