Oldtimer auf dem Acker:Schon immer "bulldog-narrisch"

Oldtimer auf dem Acker: Patrick Huber auf einem seiner Oldtimer. Dieser MAN Bulldog aus dem Jahr 1959 ist eines seiner ersten Sammlerstücke.

Patrick Huber auf einem seiner Oldtimer. Dieser MAN Bulldog aus dem Jahr 1959 ist eines seiner ersten Sammlerstücke.

(Foto: Renate Schmidt)

Seit er ein kleiner Junge war, schwärmt Patrick Huber aus Harting für Traktoren. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht. Er restauriert die schweren, landwirtschaftlichen Maschinen und betreibt einen florierenden Handel mit Ersatzteilen für Oldtimer-Traktoren. "Der Markt ist noch lange nicht gesättigt, sagt er.

Von Niklas Behnke, Erding

Wer an Oldtimer denkt, stellt sich möglicherweise einen alten VW Käfer oder ein sportliches Porsche-Cabrio vor. Manch einer denkt vielleicht auch an James Bond, der im Kinofilm "Keine Zeit zu sterben" mit seinem Aston Martin DB5 durch die italienischen Stadt Matera rast. Wer jedoch in Harting bei Hohenpolding wohnt, der verbindet mit Oldtimern etwas ganz anderes. Hier wohnt nämlich der 26-jährige Patrick Huber, der seit 2017 einen Handel mit Ersatzteilen für Oldtimer-Traktoren betreibt. Mit 17 Jahren hat er seinen ersten Oldtimer gekauft, einen Fendt Dieselross F12, und seitdem seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Momentan umfasst seine Sammlung an Oldtimer-Traktoren zwölf Fahrzeuge, in seinem Ersatzteilgeschäft arbeiten sie zu sechst.

Mit den Traktoren kamen auch die Ersatzteile

Seine Faszination für Bulldogs hat bereits im Kindesalter begonnen. Schon damals sei er "bulldog-narrisch" gewesen und sei durch den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Familie in Berührung mit Bulldogs gekommen. Seitdem hat die Leidenschaft nicht aufgehört. Patrick Huber meint, er sei dabei noch bulldog-verrückter als sein Bruder Manuel, der mit ihm arbeitet. Nachdem er im Alter von 17 Jahren seinen ersten Oldtimer-Bulldog gekauft hatte, habe er "einen Bulldog nach dem anderen gekauft" und dabei eine Menge an Ersatzteilen angesammelt, die zum Kauf dazu gehörten. Als alles zu viel wurde, verkaufte Patrick Huber die Teile wieder und merkte: Der Markt für Ersatzteile von alten Traktoren ist offenbar groß. So wuchs das Geschäft.

Heute kauft Patrick Huber hauptsächlich alte, funktionsuntüchtige oder schwer beschädigte Traktoren, um diese zu zerlegen und die Einzelteile zu verkaufen. In den Anfangsjahren habe ihn sogar die Bank kontaktiert, um zu wissen, "wo das Geld herkommt". Danach habe er die Firma "Huber Parts" angemeldet und betreibt diese nun seit mehreren Jahren hauptberuflich. Auf seiner Website wirbt er mit dem Slogan: "Unsere Leidenschaft für Legenden!" Im Laufe der Jahre wurden die Lagerkapazitäten kontinuierlich erweitert. Zwischendurch waren "30 Traktoren zum Zerlegen da, aber kein Platz für Teile".

Oldtimer auf dem Acker: Patrick Huber in seinem Lager für Ersatzteile.

Patrick Huber in seinem Lager für Ersatzteile.

(Foto: Renate Schmidt)
Oldtimer auf dem Acker: In der Spezialwaschmaschine für Ersatzteile werden diese von Öl und Schmutz befreit.

In der Spezialwaschmaschine für Ersatzteile werden diese von Öl und Schmutz befreit.

(Foto: Renate Schmidt)
Oldtimer auf dem Acker: Das Ersatzteillager ist gut bestückt. Hier sieht man eine Hinterachsenwelle.

Das Ersatzteillager ist gut bestückt. Hier sieht man eine Hinterachsenwelle.

(Foto: Renate Schmidt)

In zwei Räumen, drei Silos und einer großen Lagerhalle mit zwei Stockwerken lagern rund 10.000 Teile. In der Werkstatt werden die Traktoren auseinandergebaut. "Am Anfang war's schwer, bis man wusste, wie's geht", erinnert sich Patrick Huber. Drei Tage dauert es ungefähr, bis ein Traktor zerlegt ist.

Das Zerlegen machen nun seine beiden Angestellten, die neben seinem Bruder für ihn arbeiten. "Schrauben tu ich gar nicht mehr", meint Patrick Huber, obwohl ihm diese Arbeit viel Freude bereite. Stattdessen muss er viel Zeit für Anfragen von Kunden und den Versand von Teilen aufwenden. Zudem verrichtet er im Sommer viel landwirtschaftliche Arbeit. Den familiär betriebenen Ackerbau hat er 2018 übernommen, indem er das "Lohnunternehmen Patrick Huber" gegründet hat. Die Tierhaltung hat die Familie Huber bereits 2007 eingestellt. Neben seinem Bruder unterstützen ihn auch seine Eltern im Oldtimer-Geschäft: Mutter Tanja ist für die Buchhaltung zuständig und Vater Albert hilft unter anderem beim Einpacken. Seine Rolle als Chef von "Huber Parts" mache für ihn "gar keinen Unterschied" im Vergleich zur Zeit davor. Das Verhältnis innerhalb der Familie Huber habe sich dadurch nicht geändert.

Oldtimer auf dem Acker: Die ganze Familie unterstützt Patrick Huber bei seinem Ersatzteilhandel.

Die ganze Familie unterstützt Patrick Huber bei seinem Ersatzteilhandel.

(Foto: Renate Schmidt)
Oldtimer auf dem Acker: Acht bis zehn Pakete werden pro Jahr verschickt. Hier sieht man Bremsbeläge.

Acht bis zehn Pakete werden pro Jahr verschickt. Hier sieht man Bremsbeläge.

(Foto: Renate Schmidt)
Oldtimer auf dem Acker: Die eigenen Bulldogs von Patrick Huber sind alle restauriert und fahrbereit.

Die eigenen Bulldogs von Patrick Huber sind alle restauriert und fahrbereit.

(Foto: Renate Schmidt)

Acht bis zehn Pakete pro Tag werden von seiner Firma an Kunden verschickt. Auch das geht nun einfacher. Zu Beginn ist Patrick Huber noch jeden Tag zur Post gefahren, um Teile zu verschicken, nun kommt der Paketdienst bei ihm direkt vorbei. Momentan habe er mit der Kombination aus Lohnunternehmen und Ersatzteilhandel "brutal viel Arbeit". Im Winter werde er sich wieder mehr auf das Oldtimer-Geschäft konzentrieren. Aktuell ist das Ersatzteillager sehr voll, weshalb er Verkäufer von Traktoren öfters zurückschicken müsse: "Stopp, ich kaufe momentan nichts", heißt es dann. Wenn er wolle, könne er jedoch fünf bis zehn beschädigte Traktoren pro Woche kaufen, welche aus ganz Deutschland kommen würden.

Viele Modelle erhalte er von Erbgemeinschaften, Werkstattauflösungen oder von Menschen, bei denen noch ein Bulldog auf dem Hof stehe. "Die jungen Leute sagen: Der muss weg, weil wir den Platz brauchen", erzählt Patrick Huber. Wie die Traktoren, kommen auch die Kunden oft von weit her, sogar aus "ganz Europa". Viele Kunden seien Sammler, Landwirte oder Bastler, die an einem Oldtimer als Ausgleich zum Beruf herumschrauben. Manche Sammler seien Stammkunden geworden und würden um die 50 Teile pro Jahr kaufen. Die Preisspanne der Teile reicht von fünf bis 5.000 Euro.

"Einzigartige Geschichten"

Am Anfang hat Patrick Huber noch restaurierte Traktoren verkauft, dies sei aber oft nicht lukrativ, weil Kunden nicht bereit wären, für den Aufwand der Instandsetzung zu zahlen. Zudem wollten Kunden auch gerne selbst an ihrem Traktor werkeln. Patrick Huber geht es genauso. Das Gefühl, dass man etwas selbst aufgebaut habe, sei für ihn besonders erfüllend. Zudem zeichne seine Arbeit aus, dass "jeden Tag was anderes" passiere, "kein Tag ist gleich". Auch die Geschichten der Menschen, die er treffe, seien einzigartig. Auch in Zukunft sei der Markt für Oldtimer-Traktoren nicht gesättigt, schätzt Huber. Die Corona-Pandemie und die Energie-Krise hätten dem Geschäft jedoch "einen Schlag mitgegeben", so Patrick Huber. Einige Käufer seien nicht mehr zum Abholen gekommen und seien nun wegen steigender Lebensunterhaltungskosten unsicher, ob sie in ihr Oldtimer-Hobby investieren wollen. Online hat sich Patrick Huber auf verschiedenen sozialen Plattformen und durch seine Website einen Namen gemacht. In Harting und Umgebung kennt man ihn bereits.

Von den Sammlerstücken, die bei ihm in der Scheune stehen, möchte er keinen mehr abgeben. Auch den Porsche-Traktor, den er momentan auf Vordermann bringt, möchte er für sich behalten. Als Porsche-Diesel Motorenbau GmbH stellte der Automobilbauer Porsche während der 1950er und Anfang der 1960er Jahre in Manzell am Bodensee Traktoren mit Dieselmotoren her.

Oldtimer auf dem Acker: In der Werkstatt wird der Motor eines Porsche Junior aus dem Jahr 1958 restauriert.

In der Werkstatt wird der Motor eines Porsche Junior aus dem Jahr 1958 restauriert.

(Foto: Renate Schmidt)

150 Stunden Arbeit stecke in einem Restaurationsobjekt ungefähr, sagt Patrick Huber. Wer also in ein paar Wochen in Harting vorbeikommt, hat möglicherweise das Glück, Patrick Huber auf seinem frisch restaurierten Porsche Traktor zu sehen. Sein Porsche fährt zwar keine 250 Sachen, kann aber dafür Anhänger schleppen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: