Landtagswahl:"Wir müssen kämpfen"

CSU-Kreisgeschäftsführer Thomas Bauer gibt den Endspurt-Kurs weiter: Über alles reden, aber nicht über Migration

Von Florian Tempel, Erding

Vier Wochen vor der Landtagswahl wollen die Christsozialen das Thema Migration, das laut ihrem Vorsitzenden Horst Seehofer angeblich die "Mutter aller Probleme" sei, möglichst links liegen lassen. "Wir reden über die Themen, die auch wichtig sind", gab Thomas Bauer, Fraktionsvorsitzende im Kreistag und Geschäftsführer des CSU-Kreisverbands, den neuen Kurs für den Wahlkampf-Endspurt weiter.

Am Samstag war Bauer beim Parteitag gewesen. Am Sonntagvormittag saß er beim Frühschoppen der Erdinger CSU mit einer Handvoll Parteifreunde zusammen und berichtete, wie tags zuvor in der großen Runde "die Stimmung gut war" - auch wenn die Umfragewerte anderes vermuten lassen müssten. Mit Hinblick auf den Wahltag befand er, "wir müssen kämpfen, anders geht es nicht". So richtig zuversichtlich klang das nicht. Gründe für die miesen Aussichten mochte Bauer jedoch auch nicht erkennen. Er analysierte, es gebe "die paradoxe Situation", dass in Bayern dank der CSU eigentlich alles supergut sei, aber die Wähler das voraussichtlich dennoch nicht honorieren würden.

Gleichwohl schob sich beim Frühschoppen ein Thema in den Mittelpunkt, bei dem sich die Christsozialen keineswegs zufrieden auf die eigene Schulter klopfen können: die zunehmende Wohnungsnot, die rapide steigenden Miet- und Immobilienpreise. Bauer versuchte mit Hinblick auf die "Ausspekuliert"-Demo, bei der am Samstag 10 000 Menschen in München gegen die Auswüchse auf dem Wohnungsmarkt protestiert hatte, herauszustellen, was der CSU-dominierte Landkreis Erding Gutes tue. Allerdings überzeugte es auch seine Parteifreunde kaum, als er auf die Existenz der Wohnbaugesellschaft des Landkreises hinwies, die vergleichsweise wenige Wohnungen im Bestand hat und erst nach vielen Jahren der Untätigkeit derzeit wieder aktiv geworden ist.

Der Erdinger Unternehmer Ferdinand Kretz beklagte, dass die öffentliche Hand ihr Engagement beim Wohnungsbau in den vergangenen Jahren stark reduziert und ihn mit unguten Folgen dem "freien Spiel der Kräfte überlassen" habe. Arnold Kronseder sagte, man müsse auch Unternehmen "in die Pflicht nehmen" und von ihnen den Bau von Wohnungen fordern: "Wenn ein Betrieb in Erding Arbeitskräfte braucht, dann muss er ein eigenes Interesse haben, Wohnungen zu bauen." Bauer erwiderte, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum sei "ein multifaktorielles Problem und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe". Zudem verteidigte er den Staat: "Es ist nicht so, dass nichts passiert, es wird schon was gemacht", Bayern habe eine neue Wohnbaugesellschaft gegründet.

Als Arnold Kronseder im weiteren Verlauf den anhaltenden Zuzug in den Landkreis als drohende "Übervölkerung" bezeichnete und Christoph Kober vehement widersprach - "die Menschen, die zu uns kommen, sichern unseren Wohlstand" -, sagte Bauer noch ein paar Sätze zur AfD. Es sei "pervers und schon unglaublich", wie AfD-Vertreter in Chemnitz "Hand in Hand mit Rechtsextremen" gegangen seien. Doch das müsse niemanden wundern, "man braucht nur in den Landkreis schauen", wo in der AfD ehemalige NPD-Mitglieder und Ex-Republikaner "eine Linie" bildeten.

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