Landtagswahl:Erdinger Aussichten

Landtagswahl: Alle Kandidaten lächeln freundlich von den Wahlplakaten. In Dorfen hat man sie, der Ordnung halber, auf großen, von der Stadt extra aufgestellten Bretterwänden vereint. Die Aussichten der verschiedenen Bewerber auf einen Landtagssitz sind dennoch sehr unterschiedlich.

Alle Kandidaten lächeln freundlich von den Wahlplakaten. In Dorfen hat man sie, der Ordnung halber, auf großen, von der Stadt extra aufgestellten Bretterwänden vereint. Die Aussichten der verschiedenen Bewerber auf einen Landtagssitz sind dennoch sehr unterschiedlich.

(Foto: Renate Schmidt)

Ulrike Scharf (CSU) wird sicher wiedergewählt, Martin Huber (AfD) hat eine reelle Chance, Ulli Frank-Mayer (Grüne) könnte es schaffen, alle anderen eher nicht

Von Florian Tempel, Erding

Die Landtagswahl am 14. Oktober wird die politische Landschaft in Bayern erheblich verändern. Fünf bis sieben Parteien werden Abgeordnete ins Maximilianeum bringen und die CSU wird weit von der absoluten Mehrheit entfernt sein. Diese Konstellation, die sich nach den derzeitigen Umfragewerten abzeichnet, hat auch Auswirkungen auf die Chancen der lokalen Kandidaten. Legt man die aktuellen Prognosen zugrunde, lässt sich für die Bewerber aus dem Landkreis Erding schon einiges mit relativ großer Wahrscheinlichkeit vorhersagen.

Eine Prognose ist einfach.

Die einfachste Prognose ist, dass die Abgeordnete Ulrike Scharf ihr Mandant behält. Als CSU-Direktkandidatin kann die ehemalige bayerische Umweltministerin aus Maria Thalheim fest darauf vertrauen, dass sie die Mehrheit der Erststimmen in ihrem Stimmkreis bekommt. Laut den Vorhersagen von Analyseportalen wie election.de und wahlkreisprognose.de gilt das für die meisten Stimmkreise. Die CSU wird fast alle Erststimmenkandidaten durchbringen - ganz so, wie man das in Bayern seit langem kennt. Da die CSU jedoch beim Gesamtstimmenanteil aus Erst- und Zweitstimmen viel weniger stark sein wird, sind viele Überhang- und Ausgleichsmandate zu erwarten.

Maßgeblich für die Sitzverteilung ist der prozentuale Gesamtstimmenanteil der Parteien. Die Sitzverteilung wird für jeden der sieben bayerischen Regierungsbezirke einzeln vorgenommen. In Oberbayern wären eigentlich 61 Landtagssitze zu vergeben: 31 Direktmandate und 30 Sitze für Listenkandidaten. Die CSU wird laut Prognosen 28 bis 30 Direktmandate erringen, da in ein bis drei Münchner Stimmkreisen wahrscheinlich die Grünen Kandidaten siegen werden. Die CSU hätte dann aber trotzdem noch fast die Hälfte der 61 oberbayerischen Sitze, was beim CSU-Gesamtstimmenanteil von nur 35 Prozent aber viel zu viel wäre. Um einen Überhang an direkt gewählten CSU-Abgeordneten auszugleichen, muss deshalb die Zahl der oberbayerischen Landtagssitze so lange erhöht werden, bis sie dem prozentualen Anteil entspricht. Nimmt man zur Berechnung die neueste ZDF-Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen, kommt man zu einer Erhöhung auf 74 bis 79 oberbayerische Landtagssitze. Die Grünen würden in diesem Rechenmodell 15 oder 16 Abgeordnete aus Oberbayern in den Landtag bringen. Die SPD käme auf zehn oder elf, die Freien Wähler und AFD auf neun, die FDP auf vier oberbayerische Landtagssitze. Die Linken wären nicht drin.

Thomas Schreder hat keine Chancen.

Daraus lassen sich nun ziemlich klare Aussagen für die weiteren Landkreiskandidaten ableiten: Thomas Schreder, Erdinger Listenkandidat der CSU, hat keine Aussicht, in den Landtag zu kommen. Ganz einfach weil er kein Direktkandidat ist und nur solche für die CSU in den Landtag kommen werden.

Auch die SPD-Direktkandidatin Gertrud Eichinger aus Finsing ist chancenlos. Die SPD hat ein so miserables Ergebnis zu erwarten, dass sich die Zahl ihrer oberbayerischen Abgeordneten von 15 auf neun reduzieren wird. Man darf davon ausgehen, dass die allgemein schwache SPD in der Stadt und im Landkreis München noch ihre besten Ergebnisse holen wird. Deshalb werden wohl alle oberbayerischen SPD-Abgeordneten fortan von dort kommen.

Bei den Grünen sieht es für Direktkandidatin Ulli Frank-Mayer aus Dorfen angesichts der starken Umfragewerte für ihre Partei und der zu erwartenden Ausgleichsmandate ganz anders aus. 2013 gab es nur sieben Mandate in Oberbayern für die Grünen, diesmal sind jedoch gut doppelt so viele drin. Bei den vergangenen Wahlen lagen die Ergebnisse der Erdinger Grünen im oberbayerischen Vergleich stets etwa im Mittelfeld. Wenn es am 14. Oktober 15 oder 16 Sitze für die Grünen geben sollte, dann könnte Frank-Mayer dabei sein.

Was ist mit der AfD?

Für den Erdinger Rainer Mehringer, der zum zweiten Mal für die Freien Wähler antritt, dürfte es erneut nicht reichen. 2013 landete Mehringer im Ergebnis-Ranking der oberbayerischen Freien Wählern auf Platz 17. Damit wäre er auch in diesem Jahr weit von einem der aktuell prognostizierten neun Landtagssitze für die Freien Wähler in Oberbayern entfernt.

Zum Abschluss eine Aussicht, die sicher nur den Anhängern einer Partei gefallen wird: Der Taufkirchener Martin Huber hat als AfD-Kandidat im Landkreis Erding eine reelle Chance, Landtagsabgeordneter zu werden. Nach der zugrundegelegten Prognose wird die AfD acht oder neun Oberbayern-Sitze im Landtag erhalten. Betrachtet man die Ergebnisse der AfD bei der Bundestagswahl 2017, sieht man, dass der Landkreis Erding unter den Top Ten in Oberbayern war. Das kann leicht reichen für Huber und die AfD.

Doch das alles ist nur Prognose und Vorhersage. Vielleicht kommt es auch anders.

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