Landshuter Straße in Erding:Geschichten über Krieg und Liebe

Franz Xaver Stahl mir seiner Frau Margarete im Garten

Franz Xaver Stahl mit seiner Frau Margarethe in ihrem Garten in Erding. Die Bäume hat er damals selbst gepflanzt, in akkuraten Reihen.

(Foto: privat)

In einer Sonderausstellung zeigt das Franz-Xaver-Stahl-Museum "Lebensspuren" des Künstlers

Von Veronika Wulf, Erding

Im Franz-Xaver-Stahl-Museum in Erding sind hauptsächlich Bilder ausgestellt - schließlich war Stahl (1901-1977) ein bekannter Maler. Doch in seinem Nachlass, der nach dem Tod seiner Witwe Margarethe Stahl in den Besitz der Stadt überging, ist noch sehr viel mehr enthalten: Fotos, Dokumente, Briefe, Zeugnisse. Das kommt der Museumsleiterin Heike Kronseder nun zugute: In der Sonderausstellung "Lebensspuren" geht es nämlich um die Geschichten hinter den Werken, um ihre Entstehung und vor allem um das Leben ihres Schöpfers. Die Ausstellung beginnt am Internationalen Museumstag am Sonntag, 21. März, der dieses Jahr das Motto "Spurensuche - Mut zur Verantwortung" trägt. Mutige Themen werden auch Teil der Sonderausstellung sein: Stahls Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus und eine heimliche Liebesgeschichte.

Das diesjährige Motto des Museumstags gefällt Kronseder besonders gut. "Endlich kann man richtig in den Kisten wühlen", sagt sie. Und da ist einiges zu finden: über Tausend Fotos, Briefe, Postkarten, Zeugnisse, Rechnungen und Notizen. Für die Sonderausstellung hat Kronseder Stahls Leben in vier Abschnitte geteilt: Kindheit und Jugend, Künstlerische Ausbildung und Akademiestudium, erste Erfolge und Zweiter Weltkrieg sowie Nachkriegszeit und Spätwerk. Jedem Lebensabschnitt hat sie einen Raum gewidmet im Erdgeschoss des Museums und ehemaligen Wohnhauses des Künstlers. Im Obergeschoss wird wie immer die Originaleinrichtung aus Stahls Lebzeiten zu sehen sein, insbesondere sein Atelier blieb unberührt - so war es Stahls letzter Wille.

Aus Stahls Kindheit werden einige Fotos zu sehen sein sowie seine ersten Zeichnungen, bei denen sich bereits sein außergewöhnliches Talent abzeichnete. Auch in den Briefwechsel zwischen Stahls Vater, der im Ersten Weltkrieg kämpfte, und der daheimgebliebenen Familie bekommen die Besucher einen Einblick. Aus Stahls Lehrzeit an der Kunstgewerbeschule und der Münchner Kunstakademie werden Belobungen und Ausstellungsbesprechungen, die damals in Zeitungen erschienen, zu sehen sein. In diese Zeit fällt auch Stahls unglückliche Liebe zu seiner Malerkollegin Johanna Däberitz. 1931 lehnte sie seinen Heiratsantrag ab. Ein Selbstporträt Stahls, das bis heute in seinem Atelier steht, war sein bildhafter Antrag: Es zeigt den Maler mit fragendem Blick und kleinem Amor auf der Schuler, der ihm ins Ohr flüstert. Zwischen den Fingern hält der gemalte Stahl einen Ring - den allerdings der Rahmen verdeckt. Denn es war Stahls spätere Frau, die das Bild rahmte.

Ein heikles Kapitel ist die Zeit des zweiten Weltkriegs, in der Stahl ein erfolgreicher Akademieprofessor war und Adolf Hitler zu seinen Kunden zählte. Die wenigen Dokumente, die Hinweise darauf geben, warum Stahl in die NSDAP eintrat, werden ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein.

"Viele Anekdoten und Geschichten hinter den Kulissen" kündigt Kronseder für ihre Sonderführungen an. Die erste startet am Internationalen Museumstag, 21. März, um 14.15 Uhr, weitere Führungen bietet Kronseder je nach Besucheraufkommen an. Um 15 Uhr wird es eine kurze Kinderführung geben, bei der sich Vier- bis 14-Jährige wortwörtlich auf "Spurensuche" begeben und einen Preis im Künstlergarten hinter dem Museum entdecken können. Dort gibt es außerdem Kuchen und Erfrischungsgetränke. Der Eintritt und die Führungen sind kostenlos. Die Ausstellung "Lebensspuren" ist bis 8. August zu sehen, Sonderführungen für beliebige Tage kann man unter 08122/408 160 buchen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: