Landkreis:Feuerwehren funken jetzt digital

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Landrat Martin Bayerstorfer (3.v.r.) und Projektleiter Christian Blatt (2.v.r.) zusammen mit den Digitalfunkbeauftragten.

(Foto: oh)

Der Zweckverband Ebersberg, Erding und Freising übernimmt damit eine Vorreiterrolle in Bayern. Mit den neuen Sprachgruppen eröffnen sich taktische Möglichkeiten bei flächendeckenden Schäden wie Orkanen oder Hochwasser

Von Thomas Daller, Landkreis

Bei den Feuerwehren in den Landkreisen Ebersberg, Erding und Freising sind die Probleme mit dem analogen Funk Vergangenheit. Es soll künftig keine Funklöcher mehr geben, das gegenseitige Stören durch Verwendung der gleichen Frequenz ist vorbei und zudem kann der Funk zumindest von Laien nicht mehr abgehört werden: Die Umstellung auf den Digitalfunk ist am Freitag flächendeckend und vollständig vollzogen worden. Damit hat der Zweckverband die Vorreiterrolle in Bayern übernommen.

Ursprünglich sollte der Digitalfunk für Polizei, Feuerwehren und Rettungskräfte bereits 2006 anlässlich der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland eingeführt werden. Dabei stellte sich jedoch heraus, dass man zu wenig Erfahrung damit hatte, um so ein großes Projekt übers Knie zu brechen. In Bayern suchte das Innenministerium dann nach einem Zweckverband, der das Pilotprojekt schultern könnte und die Wahl fiel auf die Region Ebersberg, Erding, Freising. Wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bei einem Pressegespräch im Erdinger Landratsamt erläuterte, habe bei dieser Entscheidung zum einen der Flughafen eine Rolle gespielt, zum anderen aber auch die Probleme mit weißen Flecken in der Region; also analogen Funklöchern. Vor zweieinhalb Jahren begann die "heiße Phase" der Umsetzung, nun ist der Probebetrieb abgeschlossen und der alltägliche Einsatz beginnt.

Insgesamt waren 71 Städte, Märkte und Gemeinden sowie drei Landratsämter in das Pilotprojekt eingebunden. Über alle drei Landkreise hinweg wurden bis dato etwa 7000 Einsatzkräfte im Umgang mit dem Digitalfunk geschult. Das entspricht einer Schulungsquote von circa 75 Prozent. Auch der Einbau der Fahrzeugfunkgeräte ist bereits zu 90 Prozent abgeschlossen. Ausnahmen sind lediglich Altfahrzeuge, die in absehbarer Zeit ausgemustert werden. Die Feuerwehren haben nunmehr 1900 Handfunkgeräte, 520 Fahrzeugfunkgeräte und 30 Festfunkstationen in Betrieb genommen.

Für die Feuerwehren hat die Umstellung viele Vorteile. So soll insbesondere die Sprachqualität beim Digitalfunk sehr viel besser als beim analogen sein. Außerdem, und das gilt als ganz wesentlicher Punkt, können auf einer einzigen Frequenz viele Sprachgruppen geschaltet werden, die sich gegenseitig nicht stören. Man spricht dabei von einem "Bündelfunk". Das erleichtert insbesondere bei flächendeckenden Einsätzen wie bei Orkanschäden oder Hochwasser die Kommunikation. Bislang kamen sich im analogen Netz bisweilen schon die Feuerwehren Erding und Freising ins Gehege, weil sie die selbe Frequenz benutzten. Bereits beim Orkan Niklas sei man notgedrungen auf den Digitalfunk ausgewichen, um die Kommunikation dadurch ein bisschen zu entzerren. Mit den Sprachgruppen hat der Zweckverband auch ein neues Taktikkonzept für die Feuerwehren erarbeitet, das wegweisend für ganz Bayern sein soll.

Zwei kleine Dellen hat es bei der Vorbereitung der Digitaleinführung gegeben: Die EU-weite Ausschreibung, die man gemeinsam mit Ingolstadt und Fürstenfeldbruck für Digitalgeräte gemacht hatte, wurde rechtlich angefochten und musste wiederholt werden. "Das kam uns zum Schluss gelegen", sagte Projektleiter Christian Blatt, "weil wir die Zwischenzeit intensiv genutzt haben." Darüber hinaus hätten die Spezialfirmen, die die Digitalfunkgeräte in die Feuerwehrfahrzeuge einbauen sollten, auch Aufträge im Oberland angenommen. Dort wurden ihre Kenntnisse vor dem G7-Gipfel gebraucht, um ein abhörsicheres Netz für Polizei und Rettungskräfte zu installieren.

Allerdings ist das Oberland damit nicht die erste Region in Bayern geworden, die tatsächlich komplett auf Digitalfunk umgestellt hätte. Blatt sagte, im Gebiet des Zweckverbandes Ebersberg, Erding, Freising sei flächendeckend und vollständig umgestellt worden. Das Netz, das man im Oberland für Merkel und Obama erstellt habe, charakterisierte er als "quick and dirty".

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