Landkreis Erding:Sirenen haben noch lange nicht ausgedient

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Trotz modernerer technischer Möglichkeiten greifen einige Feuerwehren bei der Alarmierung weiter auf akustische Signale zurück. Im Katastrophenfall sollen sie alle Bürger erreichen, die dann für weitere Informationen Radio oder Fernsehen einschalten sollen

Von Thomas Daller, Erding

Am ersten Samstag im Monat ist es wieder soweit: Um 11 Uhr wird getestet, ob der Sirenenalarm der Feuerwehren flächendeckend funktioniert. In einem Katastrophenfall sollen die Bürger dann Radio oder Fernsehen einschalten oder die Katwarn-App ihres Smartphones aufrufen, um sich zu informieren, was passiert ist und wie sie sich verhalten sollen. An den Standorten der drei Stützpunktfeuerwehren im Landkreis, in Erding, Dorfen und Taufkirchen, sowie auch bei den größeren freiwilligen Gemeindewehren ist der Zweck der Sirenen im Katastrophenfall erfüllt. Anders sieht es bei den kleineren Feuerwehren aus. Trotz der Möglichkeit, über den sogenannten Piepser zu alarmieren oder auch per SMS aufs Smartphone der Feuerwehrleute, bleibt die Sirene auch bei Bränden oder Unfällen eine feste Größe. Und obwohl mittlerweile bereits Pilotprojekte in Bayern zum digitalen Piepser laufen, soll das auch in Zukunft so bleiben.

In Erding oder Taufkirchen bekommt man akustisch kaum etwas davon mit, wenn die Feuerwehr alarmiert wird. Erst wenn sie mit Martinshorn zum Einsatz fahren, wird man aufmerksam. In Dorfen ist das etwas anders: Erst kürzlich, bei einem Brand in Landersdorf, gingen eine halbe Stunde vor Mitternacht die Sirenen los. Das ist jetzt nichts, worüber sich Bürger aufregen würden, weil sie sich im Schlaf gestört fühlen. Man weiß, es geht um Rettung von Menschenleben, und ist froh, dass Hilfe unterwegs ist. Allerdings wirkt so eine Sirene ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, man assoziiert damit Fliegeralarm oder Krieg. Dabei müsste es doch heutzutage modernere Möglichkeiten geben, die Ehrenamtlichen am Feuerwehrgerätehaus zusammenzutrommeln.

Es sind aber keineswegs Folkloregründe, wenn die Feuerwehren per Sirenenalarm zum Einsatz rufen, betont Rudi Hohenadl, Kreisbrandmeister in Dorfen. Und es ist auch nicht die Dorfener Stützpunktfeuerwehr, die akustisch zum Einsatz ruft, sondern es sind die kleineren benachbarten Wehren wie Hausmehring, Eibach oder Zeilhofen, die man dann auch in Dorfen hört. Wenn das der Fall ist, weiß man, dass Schlimmeres passiert ist und jede helfende Hand angefordert wird. Aber warum nicht per Piepser? Die rentieren sich nur bei den großen Feuerwehren, sagt Hohenadl, die 100 bis 150 Einsätze im Jahr haben. "Bei den kleinen Ortsteilfeuerwehren, die zehn oder zwölf Einsätze im Jahr haben, lässt man die Sirene laufen." Das liege auch daran, dass im ländlichen Bereich nicht alle Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr einen Piepser hätten, sondern je nach Feuerwehr so etwa ein bis drei Piepser dort im Einsatz seien.

Das ist verwunderlich, weil die öffentliche Hand bei den Feuerwehren nicht knausrig ist. In den Gerätehäusern stehen Löschfahrzeuge, die Millionen wert sind und erst vor wenigen Jahren wurde der Funk auf digital umgestellt. Warum die freiwilligen Feuerwehrleute nicht flächendeckend mit Piepsern ausgestattet sind, kann Kreisbrandrat Willi Vogl erklären: Zum einen würden auch die Einsatzkräfte im ländlichen Bereich einen stillen Alarm per SMS auf ihr Handy erhalten. Diese Möglichkeit gelte aber nicht als alarmierungssicher. Deswegen nutze man dort auch die Sirenen. Dass es mit den Piepsern nicht klappe, das habe schlicht und einfach menschliche Gründe. Die Erfahrung der Feuerwehr habe überregional gezeigt, dass die Bereitschaft, den Piepser immer und überall hin mitzunehmen, umso mehr sinke, je weniger Einsätze man pro Jahr habe. "Wenn ich nur fünf Alarme im Jahr habe, nimmt keiner einen Piepser mit", sagte Vogl.

Natürlich setze die Feuerwehr weiterhin auf diese Geräte. Derzeit würden Pilotprojekte in Bayreuth, Weilheim, Bad Tölz, Wolfratshausen und Garmisch laufen, bei denen die nächste Generation in Form von digitalen Piepsern eingesetzt würden. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das auch im Landkreis Erding der Fall sein werde. Dazu müsste man dann aber auch das Netz der Basisstationen dichter machen. Dennoch werde er weiterhin ein Verfechter des Sirenenalarms bleiben; nicht nur für den Katastrophenfall, sondern weil es auch einer sicheren Alarmierung diene.

© SZ vom 31.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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