Landkreis Erding:Mehr Einweisungen in psychiatrische Klinik

Landkreis Erding: Ein häufig gewählter Ort zur Unterbringung: das Isar-Amper-Klinikum Taufkirchen.

Ein häufig gewählter Ort zur Unterbringung: das Isar-Amper-Klinikum Taufkirchen.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Zahl von Menschen mit psychischen Problemen hat 2019 im Landkreis zugenommen. Seit Januar vergangenen Jahres kann das Landratsamt eine stationäre Unterbringung anordnen und mit Hilfe der Polizei vollziehen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Zahl der Personen, die auf Grund einer psychischen Störung in eine psychiatrische Klinik - meistens ins Isar-Amper-Klinikum Taufkirchen - kurzfristig untergebracht werden, steigt von Jahr zur Jahr. Gab es vor fünf Jahren (2015) erst zehn Akutfälle, sind es im vergangenen Jahr schon 38 gewesen, die vom Fachbereich 5 am Landratsamt Erding, der Abteilung "Gesundheits- und Veterinärwesen, Verbraucherschutz" in ein somatisches Krankenhaus eingeliefert wurden. Seit der Ablösung des Bayerischen Unterbringungsgesetzes am 1. Januar 2019 durch das Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz kann auch das Landratsamt eine vorläufige Unterbringung anordnen und mit Hilfe der Polizei vollziehen, wenn das Amtsgericht nicht rechtzeitig entscheiden kann. Dazu muss bei der Person eine psychische Störung oder Erkrankung vorliegen, wodurch die Gefahr besteht, dass sie sich selbst, andere oder das Allgemeinwohl erheblich gefährden könnte.

Beim Amtsgericht Erding waren 2019 insgesamt 214 Verfahren anhängig, in denen die Unterbringung erwachsener Personen nach dem neuen Gesetz zu prüfen war, wie Stefan Priller, der stellvertretende Direktor und Pressesprecher des Gerichts mitteilt. Der Großteil der Verfahren betraf verwirrte Personen in der Öffentlichkeit (häufig am Flughafen München), die durch die Polizei in die Taufkirchener Klinik gebracht wurden. Die Polizei teile dem Amtsgericht das Auffinden solcher Personen unverzüglich mit, schreibt Priller. Zu einer gerichtlichen Entscheidung komme es dann aber häufig nicht, da die Personen freiwillig bleiben oder alsbald wieder entlassen würden, weil keine stationäre Behandlung erforderlich sei.

Leicht gestiegen ist auch die Zahl der vom Fachbereich in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt sowie anderen Fachstellen betreuten Personen mit psychischen Problemen. 322 Personen wurden im vergangenen Jahr betreut - teilweise wiederholt. In den Jahren 2018 sind es 313 gewesen. Die Bandbreite reicht nach Auskunft von Claudia Fiebrandt-Kirmeyer, der Pressesprecherin des Landratsamtes, von verschiedensten psychischen Krankheiten über dadurch ausgelöste Suizidversuche, oder -androhungen, psychische Ausnahmezustände und erhebliche alkohol- oder drogenbedingte Rauschzuständen bis zur Hilflosigkeit. Unter anderem demenzbedingt.

Laut Auskunft von Claudia Fiebrandt-Kirmeyer wurden im vergangenen Jahr insgesamt 51 Fälle zur Suchtberatung überwiesen. Was gegenüber den beiden Jahren zuvor eine Steigerung um knapp mehr als 50 Prozent bedeutet. 2017 waren es 33 und 2018 waren es 32 Fälle. Einen extrem großen Sprung gab es bei der Zahl der Personen, die zur Überprüfung ihrer Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen geschickt wurden. Nach drei Fällen 2017 waren es das Jahr darauf sechs und 2019 sogar 14 Personen. Dafür sind die Vorladungen zu einem amtsärztlichen Gespräch stark zurück gegangen: 2017 gab es noch 13 Fälle, 2018 sogar 16 und im vergangenen Jahr nur noch drei. Die Zahl der Überprüfungen der "waffenrechtlichen Zuverlässigkeit" liegt seit Jahren auf einem niedrigen Niveau. 2917 war es vier, 2018 noch drei und 2019 zwei Fälle.

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