Vogelschutz:Willkommene Gäste

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Nach Futter verlangen diese drei jungen Schwalben unter einem Dachvorsprung (Symbolbild). (Foto: Rainer Jensen/dpa)

Die Erdinger Kreisgruppe des LBV überreicht an mehrere Höfe die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“. Die Auszeichnung geht auch an den Reiterhof Laurent. Neben Pferden fühlen sich dort nämlich auch Rauch- und Mehlschwalben zu Hause.

Von Regina Bluhme, Erding

Der Reiterhof Laurent in Finsing hat vor kurzem eine Auszeichnung erhalten. Es ging aber nicht um Pferde, sondern um Vögel: Ursula Schmidt-Hoensdorf, Vorsitzende der Kreisgruppe Erding des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV), überreichte die Urkunde „Schwalbenfreundliches Haus“. In den Ställen und Nebengebäuden nisten die immer seltener anzutreffenden Rauchschwälbchen.

Der Betrieb von Elisabeth Wildgruber beherberge etwa 120 Reitpferde, „die Ställe sind sauber, aber nicht steril. Die Pferde sind ruhig und freundlich, hat mich sehr beeindruckt“, so beschreibt Ursula Schmidt-Hoensdorf den Hof nach ihrem Besuch. Hier fühlen sich offensichtlich auch Schwalben wohl. In den großen lichten Ställen und in allen Nebengebäuden finden sich Rauchschwälbchen – „so zahlreiche Nester, dass man sie nicht zählen kann“, erklärt die Erdinger LBV-Vorsitzende. In rund sieben Nestern wurde noch gefüttert. „Es sind um die hundert Tiere“, schätzt sie.

Außen finden sich Mehlschwalben, die unter den Sparren Nester haben. „Die Nester wurden teilweise mit Brettchen geschützt, damit sie nicht runterfliegen können“, so Schmidt-Hoensdorf. Von Elisabeth Wildgruber hat sie erfahren, dass sich die Mehlschwalben erst vor ein paar Jahren dazu gesellt haben. Es sind rund 20 Stück. Das Nistmaterial könnten die Schwalben mühelos an den Suhlen der Schweine holen. Es gebe dazu „einen wirklich riesigen Misthaufen, auf dem sich alle tummeln“, auch Feldsperlinge in sehr großer Zahl flögen in den Ställen „allen um die Ohren“, so Schmidt-Hoensdorf. „Es sind hunderte.“

Generell befinden sich die Schwalben allerdings „auf dem abnehmenden Ast“, sagt Ursula Schmidt-Hoensdorf. So wenige wie dieses Jahr habe sie noch nie im Landkreis feststellen können. Rauch- und Mehlschwalben sowie Mauersegler und Spatzen gehören zu den Gebäudebrütern und finden auch im Landkreis Erding immer weniger geeignete Nistplätze. Ursula Schmidt-Hoensdorf appelliert daher an Hausbesitzer, doch im Putz ein paar Ritzen zu lassen oder spezielle Nistkästen für Schwalbe und Co am Haus anzubringen.

Ursula Schmidt-Hoendorf (rechts) mit Elisabeth Wildgruber vom Pferdehof Laurent. (Foto: privat)

Heuer habe sie auch sehr viele verletzte Mauersegler aufpäppeln müssen. Während der fürchterlich heißen Sommertage seien viele Tiere aus dem Nest gesprungen, „bevor sie vor Hitze krepieren“. Zudem hätten aufgrund der Nässe im Mai viele Mauersegler relativ spät zu brüten begonnen, sodass immer wieder hilflose Nachzügler im Nest gefunden werden, deren Eltern längst in den Süden weitergezogen sind.

Im Rahmen einer gemeinsamen Aktion des LBV mit Naturland-Höfen hat die Erdinger Kreisgruppe die Urkunde „Schwalbenfreundliches Haus“ samt Plakette vor kurzem auch dem Biohof Heilmeier-Wohlschläger bei Langenpreising und dem Biohof Lex bei Bockhorn verliehen. Die meisten Schwalben im Landkreis finden sich laut Schmidt-Hoensdorf im Stadtgebiet Erding im Bereich der Ardeo-Brücke. Dass im Zuge des Hochwasserschutzes dort der Grüngürtel weichen müsse, das sieht die Vogelschützerin mit großer Sorge.

Wer eine hilflose Schwalbe entdeckt, soll sich bei Ursula Schmidt-Hoensdorf unter info@schmidt-hoensdorf.de oder telefonisch unter 0177/4101126 melden.

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