Landkreis Erding:Kinder, Kinder

Jedes vierte Kleinkind unter drei Jahren geht in eine Kita. Die Gesamtzahl hat sich seit 2007 mehr als verdreifacht und der Trend hält an. In den Nachbarlandkreisen ist die Betreuungsquote zum Teil schon deutlich höher

Von Thomas Daller, Erding

Der Zuzug in den Landkreis Erding nimmt kein Ende, eine Konsolidierung auf hohem Niveau ist nicht abzusehen. Das Bayerische Landesamt für Statistik rechnet mit einem Anstieg der Bevölkerung von 137 000 Einwohnern im Jahr 2017 auf 154 000 im Jahr 2037. Diese Entwicklung bildet sich auch in der Kindertagesbetreuung im Landkreis ab: Überall gehen die Zahlen nach oben, allein die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren hat sich in den zwölf Jahren von 2007 bis 2019 mehr als verdreifacht.

Vor allem junge Familien zieht es in den Landkreis. Viele Paare müssen jedoch als Doppelverdiener arbeiten, weil die Mieten in der Region hoch sind oder sie eine teure Immobilie abbezahlen. Dadurch steigt auch der Betreuungsbedarf für die Kinder, obwohl die Betreuungsquoten immer noch weit niedriger sind als in der Landeshauptstadt oder im Landkreis München.

Petra Aschenbrenner, Fachkraft für Sozialplanung im Amt für Jugend und Soziales am Landratsamt, stellte unlängst erst die demografische Entwicklung im Jugendhilfeausschuss des Kreistag vor. So stieg die Zahl der betreuten Kinder in Tageseinrichtungen von 4800 im Jahr 2007 auf mehr als 6000 im laufenden Jahr. Das Personal in den Kindertageseinrichtungen hat sich im gleichen Zeitraum von 630 auf 1260 verdoppelt.

Die Geburtenzahlen waren seit der Jahrtausendwende, als sie sich um 1450 Neugeborene pro Jahr bewegten, tendenziell rückläufig und sanken bis 2011 auf etwa 1120 ab. Seither erfolgte jedoch eine Trendumkehr und die Kurve geht wieder steil nach oben. 2017 wurden wieder mehr als 1400 Geburten statistisch erfasst. Der Landkreis rechnet daher weiterhin mit steigenden Zahlen bei den Kindern in Kindertageseinrichtungen. Bis 2035, so die Vorausberechnung laut Schulgutachten, wird ein Anstieg von derzeit gut 6000 auf 7500 prognostiziert.

Ein rasanter Anstieg der vergangenen Jahre betraf die betreuten Kinder unter drei Jahren. 2007 waren es noch 325, im Jahr 2019 schon 1028. Das entspricht mehr als einer Verdreifachung. Doch auch wenn die absoluten Zahlen hoch erscheinen mögen, prozentual ist der Wert gar nicht so hoch. Im Landkreis Erding liegt die Betreuungsquote bei Kindern unter drei Jahren bei 24,6 Prozent. In den Nachbarlandkreisen Freising sind es 25,5 Prozent und in Ebersberg 32 Prozent. Die Quote in Oberbayern liegt bei 29,6 Prozent und im Landkreis München bei 43,3 Prozent.

Auch an den Grund- und Mittelschulen setzt sich der Trend zur Ganztagsschule fort: vor zehn Jahren gab es lediglich 18 gebundene Ganztagsklassen und offene Ganztagsgruppen; im Schuljahr 2018/19 waren es bereits 115. "Das kostenfreie Angebot der Ganztagsschulen wird von den Eltern gerne angenommen", bilanzierte Petra Aschenbrenner. Das habe jedoch auch Nachteile: es gebe keine verlässliche Betreuung in der umfangreichen Ferienzeit und es bestehe die Gefahr der Unterversorgung an Freitag Nachmittagen. Für berufstätige Eltern entstehe dadurch regelmäßig ein großes Problem, das dringend einer Verbesserung bedürfe.

Statistisch erfasst wurde auch der Anteil von Kindern mit Behinderung in den Kindertageseinrichtungen, da damit ein höherer Betreuungsaufwand einhergeht. 2011 lag die Anzahl bei 87, bis 2018 stieg die Zahl auf 144. Prozentual bedeutet das einen Anstieg von 1,7 auf 2,4 Prozent. Ebenfalls erfasst wurde der Anteil von ausländischen Kindern in Kindertagesstätten, die kaum Deutsch sprechen. 2008 lag der Anteil bei 7,6 Prozent, mittlerweile sind es 12,6 Prozent. In Freising liegt dieser Wert bei 21,6 Prozent, in Ebersberg bei 14,5 Prozent, im Landkreis München bei 17 Prozent und in Oberbayern bei 22 Prozent.

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