Süddeutsche Zeitung

Landkreis Erding:Höhere Kosten durch "grünen Strom"

Erneuerbare Energien haben ihren Preis: 70 Prozent mehr Kosten kommen auf Stromkunden im Landkreis Erding zu.

Thomas Daller

Erneuerbare Energien haben ihren Preis: Die gesetzliche Umlage auf den Strompreis wird zum 1. Januar 2011 um mehr als 70 Prozent von 2,047 Cent pro Kilowattstunde auf 3,53 Cent steigen. Die monatlichen Stromkosten für ein durchschnittliches Einfamilienhaus werden dadurch um etwa fünf Euro steigen, kalkulieren die Stadtwerke Dorfen, die diese Erhöhung an ihre Kunden weitergeben.

Das Überlandwerk Erding will zumindest im ersten Halbjahr 2011 die Umlagensteigerung lediglich an die Heizstromkunden weitergeben; der Großteil der Kunden muss vorerst noch nicht mit einer Tarifanpassung rechnen. "Das geht von unserem Gewinn weg", sagte Überlandwerk-Geschäftsführer Walter Huber. "Wir übernehmen die Kostenmehrung, weil wir bisher nicht zu den allerbilligsten Stromanbietern gezählt haben.

Im ersten Halbjahr werden wir nun ziemlich günstige Strompreise anbieten können." Weitere Erhöhungen der Umlage, die absehbar sind, werden die Überlandwerke jedoch nicht mehr ohne Tarifanpassung schultern können: Im zweiten Halbjahr 2011 oder spätestens zu Beginn 2012 müssen sich auch die Kunden des Überlandwerks auf höhere Strompreise einstellen.

Die Einspeisevergütungen für die erneuerbaren Energien und insbesondere für die Biogasanlagen, die im Landkreis den Löwenanteil des "grünen Stroms" erzeugen, sind ganz erheblich: Das Überlandwerk Erding überweist Monat für Monat etwa zehn Millionen Euro an die Anlagenbetreiber. Bei den Stadtwerken Dorfen, deren Gesamtumsatz im Unternehmen bei 13,9 Millionen Euro liegt, betragen die monatlichen Kosten für "grünen Strom" im Netzgebiet 5,3 Millionen Euro.

In Dorfen ist der Anteil des Strom aus erneuerbaren Energie mit 57 Prozent im Jahr 2009 und voraussichtlich 60 bis 65 Prozent in diesem Jahr allerdings enorm hoch: "Damit spielen wir in der ersten Bundesliga", sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Karl Heinz Figl. Bei den Stadtwerken Erding rechnet man für 2010 mit einem Anstieg auf 23 bis 24 Prozent.

Bundesweit lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch im vergangenen Jahr bei 10,3 Prozent. Beide Geschäftsführer rechnen mit einem weiteren Anstieg und somit auch mit steigenden Stromkosten. Figl prognostiziert, die Umlage werde in den nächsten fünf bis zehn Jahren von 3,5 Cent pro Kilowattstunde auf 4,5 bis fünf Cent steigen. Und das, obwohl zum 1. Juli dieses Jahres bereits die politische Bremse gezogen wurde und die Vergütungen zum Teil deutlich nach unten gefahren wurden.

Neben den großen Biogasanlagen, die beispielsweise beim Überlandwerk 60 Prozent des grünen Stroms liefern, nimmt auch die Zahl der Photovoltaikanlagen stetig zu. In Erding geht man bis Jahresende von bis zu 450 Anlagen aus, zusammen ergibt das einen Anteil von etwa zehn Prozent des grünen Stroms. In Dorfen speisen mehr als 400 Kunden Strom in das Netz der Stadtwerke ein. "Bei 3500 Hausanschlüssen ist das mehr als jeder zehnte", sagte Figl.

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SZ vom 17.11.2010/zinn
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