Die Freibäder der Großstädte sind Teil öffentlicher Debatten. Wird der Mensch immer roher? Macht ihn die wachsende Hitze zum aggressiven Monster? Und erleben die öffentlichen Bäder, einst Ausdruck demokratischer Freizeitgestaltung, eine Metamorphose hin zu einem Ort, an dem nicht bloß die Straßenbekleidung, sondern auch An- und Verstand in der Umkleidekabine abgelegt und dann für einen Euro verriegelt werden? Etwas außerhalb der Metropole:
Im Erdinger Freibad ist die Stimmung heiter, das Bad ist voll, wie immer bei gutem Wetter. Am Beckenrand stehen zwei kleine Jungs, die einem dritten dabei zu sehen, wie der, wider die Hausordnung, einen Kopfsprung ins Wasser macht. Doch während die beiden Zuschauenden sich freuen, ertönt ein Pfiff des Bademeisters, auf den die Ermahnung folgt.
Einer der wenigen, aber bestimmt spektakuläreren Einsätze an diesem Tag. Denn das Erdinger Freibad ist frei von Gewalteskapaden. "Es liegt auch ein bisschen am Klientel. Wir in Erding haben nicht die Probleme wie in den Großstädten", sagt Robert Maier, der bei den Stadtwerken unter anderem für das Freibad zuständig ist. Dabei wird auch das hiesige Freibad an guten Tagen von etwa zwei- bis dreitausend Gästen besucht.
Nicht weniger Gäste habe das Taufkirchener Waldbad an besonders guten Tagen, sagt Thomas Pupp. Und auch hier gibt es keine negativen Vorfälle, von denen er berichten könnte. Nicht ganz so lupenrein ist da die Lage am Kronthaler Weiher: "Was sich schon geändert hat, ist das Anspruchsdenken der Badegäste. Neulich kam zum Beispiel eine junge Frau zu uns, die sich darüber beschwert hat, dass wir kein Wlan zur Verfügung stellen", sagt Bernd Janowsky, Vorsitzender der Erdinger Wasserwacht.
Die Polizei muss nur gerufen werden, wenn die Badegäste am Kronthaler Weiher alles wild zuparken
Die größten Auseinandersetzungen führte die Wasserwacht an besonders heißen Tagen aber mit jenen Gästen, die sich am liebsten gleich in den Bereich der Wasserwacht legen würden. Der Platz am Weiher ist knapp. "Die Polizei müssen wir dann rufen, wenn die Parksituation uns die An- und Abreise nicht mehr ermöglicht." Für einen Rettungsdienst ist das natürlich essenziell. Ansonsten sei die Grundstimmung am Weiher nicht aggressiver und aus kleinen Rauferein in den vergangenen Jahren nicht mehr geworden. "Die meisten Streitereien können die Leute selbst lösen", sagt Janowsky.
Nicht, dass die Großstädter bei so viel Ruhe in Erdings Bädern noch auf die Idee kommen, ihren Badeausflug in den Landkreis zu verlagern, dann wäre wirklich jeder Millimeter belegt und die erhoffte Abkühlung nurmehr mit erhitzendem Aufwand zu haben.