Landkreis Erding:Eltern verschmähen Hauptschule

Die Zahl der Übertritte an höhere Schulen steigt: Insgesamt 100 Kinder weniger als im Vorjahr sind für die Eingangsklassen an den Hauptschulen im Landkreis gemeldet.

Florian Tempel

Erding - Die Klassen an den Grund- und Hauptschulen des Landkreises sind kleiner geworden. Die durchschnittliche Klassenstärke sank an den Grundschulen auf 21,4 Schüler - von 21,7 im Vorjahr. An den Hauptschulen besuchen im Schnitt 20,1 Schüler eine Klasse. Im vergangenen Schuljahr lag die Klassenstärke bei 20,3 Schülern. "Mehr als 80 Prozent besuchen nun eine Klasse mit maximal 25 Schülern", sagte der Leiter des Schulamts Erding, Hans-Rudolf Suhre bei einem Pressegespräch zum Schuljahresbeginn.

Der Grund für die leichte Reduzierung der Klassengröße liegt nicht nur am demografisch bedingten Schülerrückgang. Trotz anhaltenden Zuzugs in den Landkreis sind es mit 5486 Kindern an den Grundschulen 200 Schüler und damit 3,5Prozent weniger als im Schuljahr 2009/10. Die Hauptschule besuchen nur noch 2612 Kinder und Jugendlichen, 142 weniger als im Vorjahr (5,1 Prozent). Der größte Teil dieses Rückgangs ist in den Eingangsklassen der Hauptschulen zu verzeichnen. An eine fünfte Klasse einer Hauptschule wechselten rund 100 Kinder weniger als noch im Vorjahr. "Das liegt eindeutig am geänderten Übertrittsverhalten", diagnostizierte Suhre, "der Elternwille entscheidet sich immer " - sofern es die Noten hergäben - "für die Realschule oder das Gymnasium".

In Reaktion auf die zurückgehenden und allen Prognosen nach weiter sinkenden Schülerzahlen sind an zwei Grundschulen im Landkreis jahrgangsübergreifende Klassen eingerichtet worden. An der Grundschule Inning gibt es zwei Klassen für die erste und zweite Jahrgangsstufe sowie eine gemischte dritte und vierte Klasse. In Lengdorf wäre die Bildung von jahrgangsübergreifenden Klassen zwar noch nicht notwendig gewesen. Dort hat man sich, sagte Suhre, allerdings vorbereitend auf künftige Jahre schon jetzt zur Bildung solcher Klassen entschlossen: Erst- und Zweitklässler werden in Lengdorf in drei gemischten Klassen gemeinsam unterrichtet.

Um angesichts der noch stärker sinkenden Schülerzahlen an den Hauptschulen die bestehenden Schulstandorte zu erhalten, werden die zehn kommunalen Hauptschulen und die Heimvolksschule Wartenberg bekanntlich vom Schuljahr 2011/2012 an in drei Mittelschulverbünden zusammengefasst. Zur Besprechung organisatorischer Fragen treffen sich Anfang Oktober die Hauptschulrektoren, bevor die Bürgermeister des Landkreises - ebenfalls noch im Oktober - die notwendigen Vertragsentwürfe für die Bildung der Verbünde diskutieren werden. Die Mittelschulverbünde werden um die drei bereits existierenden Hauptschulen mit M-Zweigen, die zur Mittleren Reife führen, gebildet. Die Hauptschulen Erding, Altenerding, Oberding, Finsing und Wörth werden der größte Verbund. Taufkirchen bildet mit Wartenberg und der im Kreis Landshut liegenden Hauptschule Velden einen Verbund. Dorfen geht mit Isen und Forstern zusammen. Suhre sagte, innerhalb der Verbünde würden keine neuen M-Zweige installiert, denn "das geben die Schülerzahlen nicht her". Es sei aber beabsichtigt an "den größeren" der kleinen Partnerschulen in den siebten und achten Jahrgangsstufen wenigstens M-Kurse zu etablieren.

Die Zahl der 316 Grund- und 156 Hauptschullehrer bleibt unverändert. Davon stehen 31 Lehrkräfte in einer Mobile Reserve bereits, um Unterrichtsausfälle weitgehend zu vermeiden.

Die Zahl echter Ganztagsklassen wird in diesem Jahr weiter ausgebaut. Ein von der ersten bis zur neunten Klasse durchgängiges Angebot an Ganztagsklassen gibt es aber bislang nur in Taufkirchen. Mittagsbetreuung, zum Teil bis mindestens 16 Uhr, bieten mittlerweile fast allen Schulen an. Auch die Zahl der sogenannten Kooperationsklassen, die auch Kinder mit einem besonderen Förderbedarf besuchen können, wird ebenfalls ausgeweitet. Jugendsozialarbeit ist an acht von zehn kommunalen Hauptschulen eingerichtet und soll noch in diesem Jahr auch in Isen und Forstern eingeführt werden. Auch an einigen Grundschulen im Landkreis gibt es bereits Schulsozialarbeit.

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