Landkreis Erding:Doppelwechsel an der Spitze

Wahl Kreisobmann bei den Bauern im LK Erding

Die neue Kreisbäuerin und der neue Kreisobmann des Bauernverbands: Jakob Maier aus Niederding und Irmgard Posch aus Mittbach bei Isen.

(Foto: Stephan Görlich)

Irmgard Posch aus Mittbach bei Isen und Jakob Maier aus Niederding führen künftig den Kreisbauernverband an. Ausgleichsgebiete, Flächenverbrauch und der internationale Wettbewerbsdruck machen den Landwirten zu schaffen

Von Regina Bluhme, Landkreis

Zweifacher Führungswechsel bei den Landwirten im Landkreis Erding: Irmgard Posch aus Mittbach bei Isen wurde vor kurzem zur neuen Kreisbäuerin gewählt. Jakob Maier aus Niederding hat Hans Schwimmer, den langjährigen Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, abgelöst. Die beiden Neuen an der Spitze sind bereits seit Jahren ehrenamtlich engagiert. Irmgard Posch möchte die Öffentlichkeit verstärkt über die landwirtschaftliche Arbeit aufklären. Jakob Maier will beim Thema Ausgleichsflächen neue Wege gehen.

Der neue Kreisobmann betreibt in Niederding eine Biogasanlage sowie eine Färsenaufzucht und er weiß recht gut, welche Aufgaben ihn nun erwarten. Schließlich war der 53-Jährige fünf Jahre Stellvertreter von Kreisobmann Hans Schwimmer, der nicht mehr angetreten war. Das Wahlergebnis für den verheirateten Vater von zwei erwachsenen Kindern kann sich sehen lassen: Unter 42 Stimmen eine Enthaltung und ein ungültiger Zettel.

"Das Ergebnis hat mich schon sehr gefreut", sagt Jakob Maier zu seiner Wahl und kommt dann aber gleich auf die Themen zu sprechen, die den Landwirten auf den Nägeln brennen. "Wir haben hier im Landkreis Erding mehrere Baustellen" - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Für alle Straßenbauvorhaben müssen Ausgleichsflächen bereitgestellt werden, auf denen eine landwirtschaftliche Nutzung ausgeschlossen ist. Doch woher nehmen? Der neue Kreisobmann plädiert für PIK, für Produktionsintensive Kompensationsmaßnahmen. Dabei wird auf bewirtschafteten Flächen Lebensraum für Tiere freigehalten, zum Beispiel mit Blühstreifen oder "Lerchenfenstern". Bei einigen Vorhaben im Landkreis werde bereits versucht, PIK umzusetzen, "wenn auch zögerlich", berichtet Maier. Als Beispiele nennt er den Bau der Gasleitung "Open Grid Europe" oder den Ausbau der Flughafentangente Ost.

Eine weitere Baustelle ist laut Jakob Maier der immense Flächenverbrauch durch neue Gewerbegebiete. Den Bau der dritten Startbahn lehne er ab, da dies die bereits bestehenden Verkehrsprobleme "unweigerlich multiplizieren" und weiter landwirtschaftliche Fläche verbrauchen würde. "Von der Umweltproblematik ganz zu schweigen."

Nächste Baustelle: Der internationale Wettbewerb verlange immer größere Höfe, "alles hängt am Wachstum, an der Fläche", berichtet Maier. Mittlerweile sei auch unter den Landwirten ein regelrechter Wettbewerb beim Kauf von Land entbrannt. "Mein Wunsch ist es, die Dynamik des Wachsens ein wenig zu bremsen." Um kleineren Höfen das Überleben zu sichern, müssten allerdings auch die Verbraucher mitmachen. Deswegen sei eine Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig, fügt der neue Kreisobmann hinzu. Als gutes Beispiel nennt er den "Tag des offenen Hofes", der im vergangenen Jahr in St. Wolfgang stattgefunden hat.

Die Öffentlichkeit aufklären, über den Berufsstand und die Arbeit in der Landwirtschaft informieren, das hat sich auch die neue Kreisbäuerin Irmgard Posch auf die Fahnen geschrieben. Zusammen mit ihrem Mann bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb in Mittbach bei Isen. Das Ehepaar hat vier Kinder im Alter zwischen neun und 15 Jahren. Zehn Jahre war die 40-Jährige bereits als Ortsbäuerin von Mittbach aktiv und auch in der Kreisvorstandschaft hat sie mitgearbeitet. Das Ergebnis mit 36 von 37 Stimmen habe sie dann doch überrascht. "Ich war erst einmal sprachlos", berichtet sie.

Die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin weiß, dass auch im Landkreis Erding viele Kinder überhaupt keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft haben. Deswegen findet sie es wichtig, an die Schulen zu gehen, wie es zum Beispiel im Rahmen von "Landfrauen machen Schule" geschieht. Sie kann sich noch gut erinnern, als sie in einer dritten Klasse das Thema Milch besprochen hat. "Sie hätten die Kinder mal sehen sollen, als wir Butter aus Rahm geschüttelt haben."

Irmgard Posch wollte von klein auf in die Landwirtschaft. "Schon als Kind war das mein Traumberuf. Ich liebe den Umgang mit den Tieren und der Natur", sagt sie. Ein Beruf, der auch seine Schattenseiten hat. "Die Milchpreise im letzten Jahr waren heftig", sagt Posch. Mittlerweile seien die Preise wieder am Steigen. "Aber es ist nicht einfach." Die Kosten blieben gleich, die Einnahmen fürs Produkt würden weniger. Doch einen anderen Beruf könne sie sich nicht vorstellen. "Ich betreibe die Landwirtschaft mit Leib und Seele."

Als Kreisbäuerin muss Irmgard Posch neben der Arbeit auf dem Hof nun noch zusätzliche Termine wahrnehmen. Nächste Woche zum Beispiel geht sie zu einem Landfrauen-Treffen mit Vortrag nach Riedersheim, dann ist sie zum Tag der offenen Tür an einer Münchner Berufsschule eingeladen. Bleibt da eigentlich noch Zeit für ein Hobby? Irmgard Posch lacht: "Ich habe Glück: Mein Hobby ist die Landwirtschaft".

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