Landkreis Erding:Boom auf dem lokalen Immobilienmarkt

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Im Landkreis Erding wird wieder mehr gebaut, die Banken melden bis zu 70 Prozent mehr Kreditzusagen.

Florian Tempel

Im Landkreis Erding wird wieder verstärkt gebaut. Das zeigt sich nicht nur daran, dass die Unternehmen der Baubranche gut ausgelastet sind. Auch die Banken bestätigen mit klaren Zahlen, dass Immobilien zunehmend gefragt sind.

Die Kreis- und Stadtsparkasse Erding-Dorfen hat im ersten Halbjahr 2010 rund 70 Prozent mehr Zusagen für Wohnungsbaukredite an Privatpersonen gegeben, als im Vorjahreszeitraum. Bei der VR-Bank Erding steigerte sich das private Baudarlehensgeschäft bis Ende Juli um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Für den aktuellen Boom am lokalen Immobilienmarkt gibt es mehrere Gründe. Einer ist, dass "der Kapitalanleger wieder da ist", sagt Johann Luber, Vorstandsmitglied der VR-Bank Erding. Insbesondere Wohnungen in der Stadt Erding ließen sich gut vermieten. Zudem sei "eine Vermietrendite von drei bis vier Prozent" angesichts des aktuell niedrigen Zinsniveaus auf dem Finanzmarkt "eine Alternative zur Finanzanlage".

Ulrich Sengle vom Vorstand der Kreis- und Stadtsparkasse nennt einen weiteren Grund: "In Deutschland ist kaum eine Sorge so groß wie die vor der Inflation - und die Immobilie ist eben der klassische Inflationsschutz."

Zudem investieren nicht nur Anleger in Immobilien. "Auch Selbstnutzer bauen wieder verstärkt", sagt Sengle, "weil die Rahmenbedingungen stimmen". Die Hypothekenzinsen sind auf einem "sehr günstigen Niveau" von mittlerweile sogar deutlich unter vier Prozent. Außerdem ist der Zuzug in die Stadt und den Landkreis Erding unvermindert hoch und wird allen Prognosen nach noch jahrelang anhalten. Und schließlich gebe es ganz generell Nachholbedarf an Wohnraum, sagte Luber. In den vergangenen zwei Jahren sei im ganzen Großraum München "zu wenig gebaut worden".

Mit Abstand am gefragtesten sind derzeit Wohnungen und Häuser in der Stadt Erding. Zum einen "ist die Infrastruktur in der Kreisstadt besser als anderswo im Landkreis", sagt Luber. Erding sei nicht nur wegen seiner Schulen und Einkaufsmöglichkeiten attraktiv, sondern auch weil "hier immer was los ist". Eine steigende Nachfrage nach Immobilien sei auch in den näher an München gelegenen westlichen und südwestlichen Gemeinden zu verzeichnen.

Das erstarkte Interesse an Immobilien erstreckt sich jedoch nicht auf den gesamten Landkreis. Josef Schmid, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Taufkirchen-Dorfen, kann für den östlichen Landkreis bislang keineswegs eine erhebliche Zunahme beim Wohnungsbau erkennen. "Die Nachfrage ist bei uns eher zurückhaltend." Eine Ausnahme macht Schmid: "In Dorfen wird immer gebaut." Vor allem die Bahnverbindung nach München mache die zweite Stadt im Landkreis attraktiv.

Der geplante Weiterbau der Autobahn A94 über Dorfen spiele derzeit kaum eine Rolle. In den Gemeinden, die von einer dritten Startbahn betroffen wären, stagniere der Immobilienmarkt verständlicherweise, sagt Luber: "Wer will denn heute noch ein Haus in Eitting bauen?" Sengle formuliert es weniger drastisch. Er rechne "in den betroffenen Regionen eher mit einer abwartenden und zurückhaltenden Entwicklung am Immobilienmarkt".

Was die Geschäft der Banken mit Baukrediten angeht, wird es jedoch erstmal weiter bergauf gehen, sagt Sengle: "Wir glauben, dass die Nachfrage ähnlich stark weiter läuft."

© SZ vom 13.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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