Landkreis Erding an der Spitze:Weniger Straftaten

Die Kriminalitätsstatistik 2016 für den Landkreis Erding ist außergewöhnlich: Während in Deutschland, Bayern und Oberbayern die Fallzahlen zugenommen haben, sind sie hier gesunken

Von Florian Tempel, Erding

Gegen den allgemeinen Trend in Deutschland, Bayern und Oberbayern ist die Zahl der im Landkreis Erding bekannt gewordenen Straftaten im vergangenen Jahr zurückgegangen. Die Kriminalstatistik 2016 weist einen Rückgang um 2,5 Prozent aus. Für ganz Bayern wurde eine Zunahme der Straftaten um 9,5 Prozent, bereinigt um rein ausländerrechtliche Verstöße um 3,3 Prozent registriert. Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, zu dem der Landkreis Erding gehört, stieg die Zahl der Straftaten um 4,9 Prozent, ohne ausländerrechtliche Verstöße sogar um 7,0 Prozent.

Der einzigartige Rückgang der Straftaten im Landkreis Erding - in allen anderen Landkreisen in Oberbayern Nord stiegen die Fallzahlen - freut die Leiter der Polizeiinspektion Erding und Dorfen, Anton Altmann und Ulrich Milius, natürlich sehr. Milius ist zudem stolz, dass die Dorfener Polizei mit fast 70 Prozent sogar eine der besten Aufklärungsquoten weit und breit hat. Eine Erklärung, warum die Statistik einen Rückgang bei den Straftaten ausweist, haben Altmann und Milius aber nicht.

Die allgemeinen Lage im Landkreis bewerten die beiden Inspektionsleiter nicht nur angesichts der guten Statistik 2016 als sehr gut. "Die Sicherheitslage ist bei uns nach wie vor sehr, sehr gut", sagt Milius, "auch die Art der Delikte ist so, dass alles im grünen Bereich ist." Insgesamt wurde im vergangenen Jahr in 4389 strafrechtlich relevanten Fällen aller Art ermittelt, das waren 111 weniger als 2015. In der genaueren Betrachtung einzelner Deliktarten und Deliktgruppen gibt es aber auch im Landkreis Erding zum Teil deutliche Steigerungen.

Die Kriminalstatistik ist sehr differenziert und kennt eine noch feinere Auflistung als nur nach Straftatbeständen. So werden zum Beispiel Diebstähle genauestens nach Art und Weise unterschieden: Wo wurde gestohlen - aus einer Wohnung, einem Büro oder einem Auto - und was war die Beute - Geld, Antiquitäten oder "unbare Zahlungsmittel". Die Statistik für den Landkreis Erding weist mit 715 Fällen fast gleich viele einfache Diebstähle aus wie 2015. Die schweren Diebstähle sind hingegen erheblich weniger geworden und von 569 auf 501 zurückgegangen. Besonders erfreulich bewerten beide PI-Leiter, den Rückgang bei den Wohnungseinbrüche von 80 auf 73 Fälle. Bayernweit waren die Zahlen hingegen zuletzt angestiegen. "Wir haben da auch etwas Glück gehabt", sagt Altmann. Und Milius weist daraufhin, dass es in relativ vielen Fällen bei einem Einbruchsversuch blieb und nichts gestohlen wurde: "Das zeigt, dass man etwas gegen Einbruch tun kann." Neben Sicherungsmaßnahmen durch die Wohnungsbesitzern, hat wohl auch die Arbeit der Polizei, insbesondere in den dunkleren Wintermonaten mit mehr Streifenfahrten Erfolg gehabt. Erfolgreich war die Polizei auch, als sie auf die Meldung eines aufmerksamen Erdingers hin im Dezember 2016 eine Gruppe von vier Einbrechern aus Chile festnehmen konnte, die zuvor mehrere Einbrüche im Landkreis begangenen hatten.

Die Kriminalstatistik kennt auch Zusammenfassungen von Gruppen ähnlicher Taten. So fallen unter den Oberbegriff Sexualstraftaten sowohl Vergewaltigung und sexuelle Nötigung wie auch Exhibitionistische Handlungen, Besitz von Kinderpornografie oder Zuhälterei. Beide Polizeiinspektionen im Landkreis weisen für den Deliktbereich Sexualstraftaten deutliche Steigerungen aus: In Dorfen stiegen die Fallzahlen von 24 auf 42, bei der PI Erding von 27 auf 54.

Eine leichte Zunahme gibt es bei den Betrugsdelikten, von 514 auf 534. Eines hat sich auf diesem Gebiet jedoch geändert: Betrügerische Taten werden immer häufiger im Internet begangen.

Bei den einfachen und gefährlichen Körperverletzungen stiegen die Fallzahlen ebenfalls deutlich an, von 561 auf 616 Fälle. Beide Inspektionsleiter bestätigen, dass insbesondere mehr Flüchtlinge Körperverletzungen begangenen haben. In den meisten Fällen seien sowohl die Täter als auch die Opfer Flüchtlinge. Die absolute Eskalation der Gewalt unter Flüchtlingen endete in der schwersten und schlimmsten Gewalttat im Landkreis im vergangenen Jahr: Am 21. Februar 2016 erstach ein 38-jähriger Somalier einen 20-jährigen Senegalesen in einer Asylunterkunft in Dorfen. Der Täter wurde im August wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

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