Landkreis Ebersberg:Wenn der Geist vergisst

Mit zahlreichen Vorträgen, Filmvorführungen, Mitmachevents und offenen Sprechstunden beteiligen sich Gemeinden aus dem Kreis Ebersberg an der ersten bayernweiten Demenzwoche. Ins Leben gerufen hat die Aktion das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

Von Johanna Feckl

Pflege in Niedersachsen

Vor allem ältere Menschen sind von Demenz betroffen. Neben der Gedächtnisleistung wird davon oft auch das soziale Verhalten beeinflusst.

(Foto: David Hecker/dpa)

Mit vielfältigen Aktionen möchte das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ein wichtiges Thema in den Fokus rücken: Demenz. Denn es gibt immer mehr Menschen, die mit der Gedächtniskrankheit in Berührung kommen, ob als Betroffener, Angehöriger oder im Beruf. Zum ersten Mal findet deshalb vom 13. bis 22. September - rund um den Welt-Alzheimertag am 21. September - die Bayerische Demenzwoche statt. Auch im Landkreis Ebersberg gibt es zu diesem Anlass zahlreiche Events.

Demenz betrifft hauptsächlich ältere Menschen und schränkt nach und nach deren Gedächtnisleistung ein. Die Krankheit beeinflusst auch weitere kognitive Eigenschaften, wie etwa das soziale Verhalten. Nach Schätzungen einer Studie der NGO Alzheimer Europe aus dem Jahr 2018 sind knapp zehn Prozent der Menschen ab 65 Jahren an Demenz erkrankt - diagnostizierte Fälle. Diverse Untersuchungen schätzen, dass dies nur 20 bis 50 Prozent aller tatsächlichen Fälle sind. Auf Bayern angewendet bedeutet das, dass es hier mindestens 240 000 Demenzkranke ab 65 Jahren gibt, so der Gesundheitsreport Bayern aus dem zweiten Quartal dieses Jahres. Auf den Landkreis Ebersberg übertragen wären es etwas weniger als 3000 Menschen.

Laut Statistischem Bundesamt sind im Jahr 2020 in Bayern 21,1 Prozent der Bevölkerung mindestens 65 Jahre alt. Bis zum Jahr 2030 wird eine Steigerung auf 26 Prozent erwartet. Wächst die Altersgruppe der Menschen, die 65 oder älter sind, bedeutet das: In Zukunft wird die Zahl der Menschen, die im Alter an Demenz erkranken, noch erheblich steigen. Bis zum Jahr 2030 wären es mehr als 300 000 Betroffene in Bayern, so schätzt der Gesundheitsreport.

Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Demenz auftritt.

Insgesamt wartet die Demenzwoche mit um die 500 Events auf - manche davon finden auch erst nach dem offiziellen Zeitraum statt. Einige davon sind im Ebersberger Kreis. Mit dabei sind die Kreisstadt, Grafing, Kirchseeon, Richtung Westen Zorneding und Vaterstetten, sowie Richtung Norden Forstinning und Markt Schwaben.

Los geht es am Freitag, 13. September, in Zorneding. Bis zum Freitag, 20. September, ist in der Gemeindebücherei jeweils zwischen 15 und 18 Uhr ein Bücher- und Medientisch zum Thema Demenz aufgebaut. Egal ob Jugendliche, Erwachsene, Familien oder Senioren - die Bücherei verspricht, dass die Auswahl für jeden Spannendes zu bieten hat. Das gleiche Angebot bietet auch die Gemeindebücherei Vaterstetten montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr an, und zusätzlich an Dienstagen und Freitagen von 11 bis 14 Uhr. Auch in der Vaterstettener Pfarrbücherei wird zwischen 15. und 22. September jeden Mittwoch von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr und jeden Sonntag von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr ein Büchertisch bereitstehen.

Daneben gibt es in einigen Gemeinden Vorträge und Diskussionen. Wie zum Beispiel am Freitag, 20. September, in Kirchseeon. Im Awo-Seniorenzentrum geht es um die Frage, wie man einen an Demenz erkrankten Angehörigen unterhaltsam und sinnvoll beschäftigen kann. Im Caritas-Zentrum in Grafing präsentiert am Freitag, 4. Oktober, Sozialarbeiterin Martina Watzlaw einen Einblick, in die Krankheit selbst, zum Umgang mit Erkrankten, der Situation pflegender Angehöriger sowie zu Angeboten und der Versorgung im Kreis.

In Baldham findet am Montag, 16. September, von 14 bis 15 Uhr in der Vaterstettener Nachbarschaftshilfe eine offene Sprechstunde statt. Ein solches Angebot gibt es auch von der Caritas in Markt Schwaben und Grafing, und zwar am Mittwoch, 18. September, zwischen 14 und 18 Uhr an beiden Orten. Und zum Welt-Alzheimertag am Samstag, 21. September, informieren die Alzheimergesellschaft, Caritas und Awo, die Sozialpsychiatrischen Dienste sowie das Landratsamt an einem Infostand in der Ebersberger Altstadtpassage über die Krankheit.

Filmisch wird die Demenzwoche in Ebersberg, Forstinning und Zorneding begleitet. So zeigt evangelische Kirchengemeinde in Ebersberg "Hoffnungsgeschichten". Der Kurzfilm handelt von Pfarrer Hans Martin Schroeder, bei dem mit knapp 60 Jahren Alzheimer diagnostiziert wurde. Das Ehepaar Schroeder wird persönlich zu Gast sein. Die Gemeinde Forstinning und der Pfarrverband Anzing/Forstinning haben sich für "Still Alice" entschieden, wo Oscarpreisträgerin Juliane Moore eine an Alzheimer erkrankte Professorin mimt. Das Drama läuft am Donnerstag, 19. September. Am selben Tag läuft in Zorneding "Diagnose Demenz". In der Dokumentation erzählt der Baldhamer Günther Roggenhofer die Geschichte seiner Mutter, die an der Krankheit litt.

Im Seniorenwohnpark Vaterstetten gibt es beinahe die gesamte Demenzwoche über Events: Am Montag, 16. September, können Interessierte von 15 bis 16 Uhr die Wirkung von Klangschalen erleben. Denn der Zugang zu demenziell Erkrankten ist mit Hilfe nonverbaler Kommunikation oft leichter als durch das gesprochene Wort. Am Dienstag, 17. September, findet um die gleiche Uhrzeit eine Aquarellmalstunde statt. Und am Mittwoch, 18. September, gibt es von 14.30 bis 16 Uhr ein Harfenkonzert und im Anschluss daran die Möglichkeit, das Instrument einmal selbst auszuprobieren. Am Donnerstag, 19. September, können Senioren am Vormittag an einer Sitz-Yogastunde teilnehmen, und am Freitag, 20. September, an einer Rhythmikstunde, in der die Wechselbeziehung zwischen Musik, Bewegung, Stimme und Sprache gezeigt werden soll.

Infos zu allen Veranstaltungen gibt es online unter www.stmgp.bayern.de/pflege/demenzwoche/

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