Kaum zu glauben, dieses Wetter. Stahlblauer Himmel, ein paar Wölkchen, strahlender Sonnenschein. Die Menschen am Ebersberger Marktplatz sitzen im Freien, eine Schülergruppe steht vor der Eisdiele an. Es ist ein Bild, als wäre nichts gewesen. Dabei ist es erst wenige Stunden her, dass der Himmel sich über der Stadt Ebersberg ergoss und der Regen gegen die Fenster peitschte. Diesmal staute sich das Wasser in Ebersberg und Grafing, flutete dort Straßen, Felder, Keller und Ställe. Nachdem in dieser Woche bereits Frauenneuharting, Jakobneuharting, Aßling und Hohenlinden überschwemmt wurden, musste die Feuerwehren im Landkreis Ebersberg am Mittwochabend innerhalb von vier Tagen zum dritten Mal ausrücken. Feuerwehrler aus der ganzen Region waren an 60 Orten im Einsatz. Zwischen 20 Uhr abends und zwei Uhr früh waren 260 Feuerwehrleute ausgerückt, so viele wie in den Vortagen zusammengerechnet.
Wegen der schweren Gewitter hatte sich die B 304 auf Höhe Ebersberg innerhalb kürzester Zeit zu einem reißenden Fluss verwandelt. Mehrere Unterführungen liefen mit Wasser voll, vier Autos blieben stecken, darunter ein Kleinlaster, dessen Fahrer an einer Unterführung befreit werden musste. In Wiesham stürzte ein freiwilliger Helfer in einen Bach. Durch den Sog wurde der 46-Jährige durch ein Abwasserrohr gedrückt. Am Ende sei es glimpflich verlaufen, der Helfer sei ansprechbar gewesen.
Donnerstagnachmittag war die B304 von der Abfahrt nach Grafing Bahnhof bis zur Gabelung nach Steinhöring noch immer gesperrt. Stadteinwärts ratterten ebenfalls noch die Wasserpumpen. Das Neubaugebiet Doktorbankerl befindet sich auf einer Anhöhe zwischen Maisfeldern. Viele sind vom Hochwasserbetroffen gewesen. Einige sagen, dass der Regenwasserkanal tiefer sein müsste. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Ebersberg macht den intensiven Maisanbau in der Region mitverantwortlich für das Hochwasserproblem, und gibt den Ebersberger Landwirten damit eine Mitschuld.