Nach dem Frühjahrsorkan:Das Taxigeschäft brummt

Am Tag nach dem Orkan hat die S-Bahn den Betrieb wieder aufgenommen, verkehrt aber nur im Pendelverkehr. Für die Feuerwehr hat sich der Einsatz erledigt, für die Waldbesitzer dagegen geht die Arbeit erst richtig los.

Von Florian Tempel, Landkreis

Am Tag nach dem Frühjahrsorkan Niklas herrscht sprichwörtliches Aprilwetter. Am Morgen glaubt man beim Blick durchs Fenster kaum den Augen. Schnee liegt auf den Dächern. Im weiteren Verlauf wechseln sich strahlender Sonnenschein mit dunkel-finsteren Lichtstimmungen und neuerlichem Schneefall in schnellem Takt ab. Es ist nach wie vor windig, wenn auch kein Vergleich zum Dienstag. Eines aber bleibt unverändert: Tausenden Bahnpendler, die schon am Vortag Stunden brauchten, um von München aus wieder heim zu kommen, verlangt auch der Mittwoch erneut viel Geduld ab.

Die S-Bahn hat den Betrieb wieder aufgenommen, verkehrt aber nur im Pendelverkehr zwischen Erding und Markt Schwaben. Die Regionalzüge der Südostbayernbahn fahren in Dorfen zwar pünktlich ab, enden allerdings ebenfalls in Markt Schwaben. Wegen Schäden an den Oberleitungen kommt kein Zug weiter Richtung München. Was nur die Taxifahrer freut. Im Auftrag des MVV befördern sie S-Bahnfahrgäste zwischen Markt Schwaben und dem S-Bahnhof Riem, wo die Pendler in Züge Richtung Innenstadt umsteigen können. Die Südostbayernbahn lässt zusätzlich von Markt Schwaben aus Busse zur U-Bahnstation Riem fahren und bietet damit eine zweite Möglichkeit, dem Münchner Stadtzentrum näher zu kommen. Womöglich wird das so noch eine Zeitlang weiter gehen. Die Presseabteilung der Deutschen Bahn empfiehlt angesichts der ungewissen Lage vorsorglich zweierlei: Man sollte sich "vor Fahrtantritt im Internet unter www.bahn.de/aktuelles informieren" oder "nach Möglichkeit auch alternative Verkehrsmittel nutzen", sprich lieber mit dem Auto fahren.

Feuerwehr - Gefahrgutunfall; Unfall auf der Flughafentangente Ost

Am Dienstagmorgen ereignete sich der massivste Unfall: Eine Orkanböe blies auf der Flughafentangente Ost den Planenanhänger eines Lastwagens um.

(Foto: Thomas Gaulke)

Für die Feuerwehren ist der Orkan-Dienstag abgehakt. 500 bis 600 Feuerwehrleute von etwa 50 Freiwilligen Feuerwehren waren wegen Niklas im Einsatz. Gegen 9 Uhr ging es los. Einer der ersten Einsätze war gleich der massivste: Eine starke Windböe hatte auf der Flughafentangente Ost eine Lastwagenanhänger umgeweht. Zwei weitere Lastwagen und zwei Pkw wurden in den Unfall verwickelt - verletzt hat sich niemand. Auch bei den mehr als hundert weiteren Einsätzen, zu denen die Feuerwehren gerufen wurden, kam kein Mensch zu Schaden. Im Großen und Ganzen seien die Einsätze Sturm-Routine gewesen, sagt Kreisbrandrat Willi Vogl, und "nichts Kritisches". In etwa 75 Prozent der Fälle galt es, über Straßen und Wege gestürzte Bäume zur Seite zu räumen. Ein Fall sticht jedoch heraus: In Kloster Moosen stürzte ein entwurzelter Baum auf ein Gebäude des Kinderheims und richtet mehrere zehntausend Euro Schaden an. Bei aller Arbeit, die der Orkan den Feuerwehrleute bereitete, war jedoch eines positiv: Bis 18 Uhr hatte sich die Lage beruhigt und die Feuerwehrleute durften in den Feierabend gehen.

Für die Waldbesitzer geht die Arbeit erst los. Niklas war der stärkste Sturm seit Kyrill vor acht Jahren. Die Schäden in den Waldstücken im Landkreis sind nach einem ersten Überblick wohl nicht ganz so gravierend wie 2007, kämen aber nahe hin, sagt Rainer Mehringer, der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Erding. Mit den verheerenden Schäden des Orkan-Duos Vivian und Wiebke 1990 sei die Lage jedoch nicht zu vergleichen. Am stärksten wütete der Orkan am Dienstag in Dorfen, St. Wolfgang und Isen, und dort insbesondere in höheren Lagen. Insgesamt rechnet Mehringer "mit etwa 10 000 Kubikmetern Schadholz".

Nach dem Frühjahrsorkan: Mit welcher Wucht ein vom Orkan geknickter Baum umstürzt, zeigt eine Aufnahme vom Containerplatz bei Pretzen, die ein SZ-Leser gemacht hat.

Mit welcher Wucht ein vom Orkan geknickter Baum umstürzt, zeigt eine Aufnahme vom Containerplatz bei Pretzen, die ein SZ-Leser gemacht hat.

(Foto: Michael Springer/OH)

Mehringer warnt eindringlich davor, in den kommenden Tagen in den Wald zu gehen: "Ein Osterspaziergang im Wald muss entfallen." Selbst bei Windstille wäre die Lage noch höchst gefährlich. Angeknickte Bäume und Baumwipfel, die mehrere hundert Kilo schwer sein können, könnten noch immer abbrechen und mit enormer Wucht zu Boden stürzen.

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