Landgericht Landshut:Brachialer Serieneinbrecher

25-Jähriger dringt in Sportheime und Schulen ein, macht 8000 Euro Beute und richtet 60 000 Euro Sachschaden an

Von Florian Tempel, Landshut

Ein 25 Jahre alter, drogensüchtiger Mann muss sich am Landgericht Landshut wegen zwei Einbruchserien im Landkreis Erding mit Abstechern nach Freising, Hohenlinden und Markt Schwaben verantworten. Anfang 2020 und im August brach er in mehr als 20 Sportheime, Vereinsgaststätten und Schulen ein. Bei seinen nächtlichen Raubzügen machte er Beute im Wert von 8000 Euro und richtete einen ungleich teurere Verwüstungen an. Die Sachschäden, die er durch sein brachiales Vorgehen an Fenster, Türen und Mobiliar hinterließ, summieren sich auf mehr als 60 000 Euro. Dass er zwischen März und August nicht zum Einbrechen ging, hatte einen speziellen Grund. Der junge Mann saß derweil in Chemnitz in Untersuchungshaft, nachdem er bei einem Aufenthalt im Heimatort seines Stiefvaters in Sachsen als Einbrecher aktiv gewesen war.

Der Angeklagte legte am ersten Verhandlungstag über seinen Verteidiger Martin Paringer ein umfassendes Geständnis ab. Zuvor war von den Prozessbeteiligten in einem Rechtsgespräch eine Strafe von ungefähr vier Jahren Gefängnis ausgemacht worden. Ein wesentlicher Satz in der Erklärung des Verteidigers, war folgender: "Der Ertrag aus den Einbrüchen sollte zur Finanzierung seiner Drogensucht beitragen." Eine psychiatrische Gutachterin bescheinigte dem Angeklagten in ihrem Gutachten eine breit gefächerte Rauschgiftabhängigkeit. Er selbst gab an, zuletzt täglich zwei bis vier Gramm Marihuana konsumiert zu haben. Neben seiner Hauptdroge habe er auch Speed, Ecstasy und Kokain genommen, wenn es gerade herging. Alkohol trank er hingegen nur selten und wenig. Eine Entzugstherapie sei ebenso sinnvoll wie notwendig, sagte die Gutachterin. Der 25-Jährige wird deshalb wohl per Gerichtsbeschluss für voraussichtlich zwei Jahre in einer geschlossenen Entzugsklinik untergebracht und muss, falls die Therapie erfolgreich verläuft, womöglich gar nicht in Strafhaft.

Der Angeklagte war im Januar und März 2020 zunächst zweimal in die Vereinsgaststätte der SpVgg Altenerding eingedrungen und hatte dort die Sparkassetten von zwei Sparklubs aufgebrochen und geplündert. Beide Male fand er etwa 1000 Euro Bargeld. In derselben Nacht, als er zum zweiten Mal die Vereinsgaststätte heimsuchte, brach er auch noch in die Büros des Bezirksfischereivereins ein. Dort brach er sämtliche Büroschränke auf, fand aber lediglich eine Geldkassette mit 30 Euro Bargeld. Die Ermittlungen in diesen Fällen legten nahe, dass er in jener Nacht außerdem noch in Berglern ins Sportheim und in die Schule in Wartenberg eindrang. Diese Fälle wurde jedoch, wie einige andere eingestellt, weil der Tatnachweise nicht so eindeutig war.

Richtig los ging es mit den Einbrüchen im August, nachdem er kurz zuvor aus der Untersuchungshaft wegen seiner 2020er-Einbruchserie in Sachsen entlassen worden war. In kurzer Zeit kam es zu vielen und gleich gelagerten Einbrüchen. In Berglern schlug der Angeklagte mit einer Holzlatte aus einer Bierbank die Glastür zum Vereinsheim des SV Eintracht Berglern ein, stahl einen Geldbeutel mit 200 Euro, einen Fernseher und räumte den Zigarettenautomaten leer. In derselben Nacht schlug er mit einem Gartenstuhl ein Fenster der Vereinsgaststätte des FC Forstern, wo er 100 Euro fand und Werkzeug stahl. In den darauffolgenden Tagen brach er in Erding ins Vereinsheim des Surfclubs am Kronthaler Weiher ein, wo er 150 Euro erbeutete, sowie in die Schule in Wartenberg, wo er 40 Euro fand und einen E-Scooter stahl. Anschließend verschaffte er sich gewaltsam Eintritt in die Pizzeria des FC Lengdorf, wo er 500 Euro, einen Tablet-Computer und eine teure Sonnenbrille mitgehen ließ. Gleich danach ging es weiter nach Hohenlinden, wo er in einem Vereinsheim einen Getränkeautomaten aufbrach. Nun war er offenbar jede Nacht unterwegs, stahl bei Einbrüchen im Sportheim von Falke Markt Schwaben Zigaretten im Wert von knapp 600 Euro und 150 Euro in bar. In Schwaig gelang ihm gar keine Beute, in der Montessori-Schule in Freising waren es gerade mal 115 Euro - bei einem exorbitanten Sachschaden von 20 000 Euro. Nach einer kurzen Pause von zehn Tagen waren Einbrüche in die Diskothek Weekend Club in Erding mit 500 Euro Beute, in den Tennisclub, wo er 600 Euro fand, sowie in die Grund-und Mittelschule am Lodererplatz - 15 Euro Bargeldbeute standen hier 10 000 Euro Sachschaden gegenüber - die letzten Taten vor seiner Verhaftung.

Die Kripo Erding hatte an Tatorten verwertbare DNA-Spuren gefunden, die einen sogenannten Exakttreffer in der Datenbank der Polizei ergaben. Und bei einer Durchsuchung seines Zimmers in der Wohnung seiner Schwester in Dorfen fanden sich Beutestücke. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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