Süddeutsche Zeitung

Landesversammlung:"Pro-Söder-Plakate sind nicht der richtige Stil"

Alexander Attensberger, der Kreisvorsitzender der Jungen Union, über die Personaldebatte um Ministerpräsident Seehofer

Interview Von Regina Bluhme, Erding

Die Junge Union (JU) Bayern macht gerade bundesweit Schlagzeilen. Auf der Landesversammlung am vergangenen Wochenende in Erlangen stellte sich die Mehrheit offen gegen Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Applaus gab es dafür für seinen potenziellen Herausforderer, Finanzminister Markus Söder, sowie den EU-Politiker und CSU-Vize Manfred Weber. Ein Gespräch mit dem Erdinger JU-Kreisvorsitzenden Alexander Attensberger, 28, über richtiges und falsches Timing, Seehofers Strategie und die nächsten Schritte der JU im Landkreis Erding.

SZ: Herr Attensberger, waren Sie eigentlich in Erlangen dabei?

Alexander Attensberger: Leider habe ich es aus beruflichen Gründen nicht geschafft. Aber ich wäre nicht mit einem "Ministerpräsident-Söder"-Plakat durch die Gänge gelaufen, wie das andere gemacht haben. Ich finde, das ist nicht der richtige Stil. Jetzt sollten vor allem Gespräche "von ganz oben" mit der Basis, also auch mit JU und Frauenunion, laufen.

Horst Seehofer hat ja seinen Besuch beider Versammlung wieder abgesagt.

Ich denke, das war ein Fehler. Wenn Seehofer in Erlangen gesprochen hätte, dann wäre manches, was gesagt worden ist, nicht so drastisch ausgefallen.

Sollte es Ihrer Ansicht nach einen Wechsel an der Spitze geben und wenn ja, mit wem?

Ehrlich gesagt bin ich ein großer Fan von Manfred Weber. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er als EU-Politiker in Bayern schon einen ausreichend großen Bekanntheitsgrad hat. Aber es ist doch so: Keiner kann sagen, ob ein Rückzug von Seehofer wirklich von Vorteil für die Landtagswahl 2018 ist. Klar, er hat Fehler gemacht, er hat schon an Glaubwürdigkeit verloren, aber ich schätze an ihm sehr, dass er immer einen strategischen Plan hat.

Wie sieht denn die Lage für die JU im Landkreis Erding aus?

Ich bin zufrieden. Als ich vor fünf Jahren als Kreisvorsitzender angefangen habe, hatten wir 120 Mitglieder, jetzt sind es 160, klar es könnten immer mehr sein. Aber gut finde ich, dass der Altersdurchschnitt in den insgesamt fünf Ortsverbänden gesunken ist, wir hatten ein paar Neuzugänge im Alter zwischen 15 und 17 Jahre und haben auch mehr weibliche Mitglieder gewonnen.

Mit einem eigenen Ortsverband für die Stadt Dorfen hat es nicht geklappt. Anfang des Jahres wurde der Ortsverband Taufkirchen-Holzland um den Zusatz Dorfen erweitert. Elegante Lösung.

Stimmt, das könnte man so sagen. Wir haben ja sechs, sieben wirklich engagierte Leute aus Dorfen, die was auf die Beine stellen wollten. Aber das sind einfach zu wenig für einen eigenen Ortsverband. Die arbeiten jetzt im Ortsverband Taufkirchen-Holzland-Dorfen mit. Der stellvertretende Vorsitzende ist zum Beispiel aus Dorfen. Und wer weiß, wenn sich noch mal mehr Leute zusammen finden, kann es auch einen eigenen Ortsverband für die Stadt Dorfen geben.

Der JU-Kreisvorsitzende von Garmisch-Partenkirchen hat kürzlich in der Sendung "Quer" mit einem eigenständigen Bayern geliebäugelt in einer Art Alpenallianz mit Österreich. Was halten Sie davon?

Das mag ja für einige toll klingen, aber meiner Ansicht nach ist diese Vorstellung völlig unrealistisch. Und ich persönlich glaube auch nicht, dass eine Eigenständigkeit für uns Bayern ausschließlich Vorteile bringen würde. Wir sind so besser dran: als Bayern und als Deutsche.

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Quelle:
SZ vom 07.11.2017
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