Süddeutsche Zeitung

Kunstgeschichte:Ansichtssachen

Kia Vahland spricht über die Aktualität der Bilder alter Meister

Zum Semesterauftakt bietet die Volkshochschule Erding am Donnerstag, 20. September, einen Vortrag, der Kunstgeschichte zu einem Gegenwartsthema macht. Kia Vahland, Kunsthistorikerin und SZ-Redakteurin, erklärt die unvergängliche Aktualität von Gemälden alter Meister. Sie betrachtet bekannte und weniger bekannte Bilder aus europäischen Museen neu, erzählt den historischen Hintergrund und überlegt etwa, was genau die Warnung vor lähmenden Zukunftsängsten in einem Gemälde Caspar David Friedrichs mit der Gegenwart zu tun hat. Es zeigt sich: Geschichte wiederholt sich nicht, doch die großen Fragen, die Menschen im Politischen wie im Privaten umtreiben, bleiben.

Als die Malerei noch ein Leitmedium war, spielte sich auf Leinwänden, Holztafeln und Wandfresken das ganze Leben ab: Geburt und Tod, Krieg und Friedensvisionen, der Ärger mit den Mächtigen, das Liebesglück, der Rausch und die Not. Weil die alte Kunst zugleich konkret und grundsätzlich ist, hat sie auch zu heutigen Fragen immer noch etwas zu sagen. Albrecht Dürer verstand sich auf Selbstinszenierung, Adam Elsheimer lobte die Gastfreundschaft gegenüber Fremden, Francisco de Goya sorgte sich um überbehütete Kinder und Masolino kämpfte für die Freiheit der Rede. In ihren Bildern treten politische Intriganten und Populisten auf und Menschen, die beim Bad zur Ruhe kommen oder die sich ihre Wohnungen einrichten möchten.

Kia Vahland zeigt auf, wie die Themen von Tizian, Rembrandt, Édouard Manet, Caravaggio, Vincent van Gogh, Lorenzo Lotto und Albrecht Dürer auch die unsere sind. Sie haben etwas zu sagen zu dem, was im 21. Jahrhundert wichtig und bedeutend ist. Ihre Werke erzählen vom Verlorensein auf der Flucht, später Mutterschaft, dem Zusammenhalt von Arm und Reich, der Redefreiheit, hassenden Menschenmassen oder Machtmissbrauch.

Kia Vahland ist promovierte Kunsthistorikerin. Von 2008 bis 2017 verantwortete sie die Bildende Kunst im SZ-Feuilleton. Seit diesem Jahr arbeitet sie im neu geschaffenen Ressort der Meinungsseite der SZ. Zudem unterrichtet sie regelmäßig an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Deutschen Journalistenschule.

Kia Vahland "Die Kunst der großen Meister neu betrachtet", Donnerstag, 20. September, 19.30 Uhr, Haus der Begegnung, Am Rätschenbach 12.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2018 / SZ
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