Kunst im öffentlichen Raum in Erding:Nichts zu lachen

Kunst im öffentlichen Raum in Erding: Noch ist das Kunstwerk an der Haager Straße nicht betretbar

Noch ist das Kunstwerk an der Haager Straße nicht betretbar

(Foto: Renate Schmidt)

Falsche Steine, kleines Feuer: Das Drama um das Kunstwerk "Jetzt" geht weiter, obwohl es schon seit Monaten steht. Der Bogen an der Haager Straße soll nun im November offiziell eingeweiht werden

Von Mathias Weber

Mitte August, auf der Haager Straße, kam Robert Kessler nicht mehr aus dem Grinsen heraus. An einem milden Sommermorgen wurde endlich sein Kunstwerk an der Brücke am Eingang der Altstadt aufgestellt. "Jetzt" heißt der filigrane Bogen, der die Haager Straße überspannt und mittlerweile ein moderner Blickfang auf dem Weg ins Zentrum ist.

Heute, zweieinhalb Monate später, ist Kessler das Grinsen abhanden gekommen. Denn nach wie vor verursacht das Kunstwerk Probleme, es ist immer noch nicht voll in Betrieb. Auch eine offizielle Einweihung lässt auf sich warten. Robert Kessler ärgert das, wurde das gesamte Projekt doch begleitet von Pleiten, Pech und Pannen. "Wäre es nicht so traurig, man müsste lachen", sagt er. Der Bogen steht - immerhin das. Einige Wochen nach der aufwendigen Aufbauaktion wurde der Platz am Kunstwerk gestaltet: Dem Konzept des Künstlers zufolge sollte sich die Zweiteilung des Werkes - eine Seite schaut in Richtung Altstadt, die andere in Richtung Vorstadt - im Pflasterbelag spiegeln. Auf der einen Seite wurde heller Belag verlegt, auf der anderen dunkler. Auf einer Seite hat die Stadt eine Holzbank aufgestellt, eine Infotafel zum Kunstwerk wurde angebracht. Fertig also? Nein.

Der Platz bleibt mit Bauzäunen abgesperrt und ist unbenutzbar, seit Wochen nun schon. Das liegt daran, dass die Stadt, die die Platzgestaltung bezahlt, die Pflasterung noch nicht abgenommen hat. Bis vor kurzem fehlte nämlich noch ein Stahlgitter, das in der Herstellung anspruchsvoll ist. Die Firma Mühlbauer aus dem Bayerischen Wald, die den gesamten Bogen herstellt hatte, hätte auch für dieses Stahlgitter sorgen sollen - hat sie aber nicht. Der Auftrag wurde von der Stadt neu vergeben, in dieser Woche wurde es schließlich angeliefert. In der Zwischenzeit wurde zudem klar, dass einer der Pflastersteine, die aus Beton gegossen werden, nicht die richtige Farbe hatte - er verfärbte sich bei Regen. Die beauftragte Firma Wadle aus Essenbach bei Landshut musste nacharbeiten, der Stein hat mittlerweile die richtige Farbe. Die Firma bestätigt auch, dass es im Laufe der Arbeiten zu einem kleinen Feuer am Kunstwerk gekommen ist: Heißer Bitumen, der in eine Aussparung am Fuß des Kunstwerkes gegossen wurde, hatte sich entzündet und das Werk angekokelt. Die Firma Wadle musste ihrerseits eine Spezialfirma mit der Reinigung der betroffenen Stellen beauftragen, mit dem Ergebnis ist Künstler Kessler aber wenig zufrieden. Tatsächlich sind weiterhin Schlieren am Werk erkennbar.

Im Gespräch war, dass das Kunstwerk schon im August hätte offiziell eingeweiht werden sollen. Dieser Termin fiel bekanntermaßen aus. Jetzt, da das fehlende Metallstück geliefert wurde, rechnet man bei der Stadt mit einer schnellen Fertigstellung und einer Einweihung noch im November. Dann könnte auch endlich ein besonderes Feature des Kunstwerks eingeschaltet werden: In der Nacht soll an der Unterseite des Bogens eine LED-Leiste rot pulsieren, die Helligkeit des Lichts richtet sich nach der Bewegung unter dem Bogen. Gerade in nebligen Novembernächsten könnte dies zu einem schönen Effekt an der Haager Straße führen. Groß wird die Einweihungsfeier wohl nicht ausfallen; Robert Kessler sagt, ihm wurde mitgeteilt, Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) habe sich für eine kleine Feier entschieden. Der Künstler nimmt das nun ganz offensichtlich enttäuscht zur Kenntnis - und ein wenig verbittert, wenn er die vielen Probleme mit dem Bogen Revue passieren lässt (siehe Kasten). Er sieht sein Kunstwerk nach wie vor als "Geschenk an die Stadt", und das solle man angemessen feiern.

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