Süddeutsche Zeitung

Kunst im Knast:Mal heiter, mal düster

Acht Künstler zeigen in Freising ihre Bilder, Schmuck und Skulpturen

Von Rosanna Wegenstein, Freising

"Was gibt es Schöneres, als einen toten Ort, der auch mit schlechter Energie besetzt ist, mit viel Schönem zu füllen", sagte Denise Mankowski bei der Vernissage der Ausstellung "Kunst im Knast", die noch bis zu diesem Sonntag, 11. August, im Alten Gefängnis in Freising zu sehen ist. Gemeinsam mit Arbeiten der Künstlerinnen Rita Schwaiger, Lieselotte Döbler, Gertraud Wagner, Tecla Sardini und Zora Grich sowie mit handgefertigten Schmuckunikaten von Horst Zwingel und Metallskulpturen von Leander Wenninge stellt Denise Mankowski heuer nicht nur eigene Werke aus, sondern hat auch wieder die Konzeption der Ausstellung übernommen, die alle zwei Jahre am gleichen Ort stattfindet. Denn ihre Mutter Heike Scheffler, die "Kunst im Knast" 2011 ins Leben gerufen hatte, ist vor etwa zwei Jahren nach Essen umgezogen. Doch auch Denise Mankowski nimmt diese Aufgabe nun mit viel Leidenschaft wahr. Sie erzählte, dass für sie dieses Jahr - nachdem sie den Ablauf schon 2015 kennengelernt hatte - alles um einiges reibungsloser funktioniert habe.

"Sieh was Neues!" lautet ein wichtiges Motto für Denise Mankowski, das ihr auch für ihr eigenes Schaffen am Herzen liegt. Ihr Anliegen, mit ihrer Kunst zu polarisieren und verschiedene düstere, aber auch farbige, helle Seiten in den Menschen anzusprechen, zieht sich durch die Ausstellung. Bürgermeisterin Eva Bönig hob die Vielfalt hervor, die ihr in allen bisherigen Präsentationen von "Kunst im Knast" aufgefallen sei und die dieses Mal für sie ganz besonders spürbar sei. "Diese Ausstellung ist mehr als abwechslungsreich", sagte sie und ging auf die Künstler und Künstlerinnen ein. Dabei betonte sie, dass das Wort "abwechslungsreich" nicht nur auf den Vergleich der Aussteller untereinander, sondern auch auf die persönliche Entwicklung und Vielfalt jedes und jeder Einzelnen bezogen sei, die in der Auswahl der Werke sehr stark zur Geltung komme.

Beispielsweise bei der Freisingerin Lieselotte Döbler. Ihre detailgetreuen Bilder umfassen Porträts, Blumensträuße in pastelligen Tönen, helle, sonnige Meeresstraßen und friedliche Balkone bis hin zu herbstlichen Feldern, verblühten Sonnenblumen und einer Jesus-Darstellung, die hervorsticht durch ihren Ausdruck von Leid und Dunkelheit.

Oder bei der Norditalienerin Tecla Sardini, deren Anliegen es ist, Gutes und Böses in Kombination zu bringen, sowie auch bei Denise Mankowski, die dieses Jahr neben ihren fröhlichen, bunten Gemälden auch Akte präsentiert, die im ersten Moment eher düster wirken und "Gänsehaut erzeugen", wie es Eva Bönig formulierte. In Zora Jana Grichs Werken stehen zum Teil bekannte Freisinger Orte wie der Dom oder das Rathaus bunten, abstrakteren Motiven gegenüber, die an Pop Art erinnern. Abwechslungsreich ist auch die Palette der Materialien, mit denen die Künstler arbeiten.

Dies ist in den Werken von Traudl Wagner spürbar, die von Aquarellen über Zeichnungen bis hin zu Collagen reichen. Oder bei Rita Schwaiger. Auf einem ihrer großflächigen, stimmungsvollen Bilder mit dem Namen "Tageszeiten" hat die Künstlerin Blattgold verwendet, das von dem Licht im Ausstellungsraum sogar zum Glänzen gebracht wird. Auf weißen Sockeln mitten unter den anderen Werken oder auch auf Fensterbrettern und hohen Tischen stehen Skulpturen von Leander Wenninge. Er arbeitet mit Metall und Stein, die in seinen Schalen, Tischfackeln, von Klingen umwachsenen Rosen oder Drachenfiguren ineinandergreifen.

Ein Anliegen, das die Künstler verbindet, ist es, Gefühle zu wecken und auszudrücken, die vielschichtig und intensiv sein dürfen. "Die Wahrheit der Kunst liegt im Leid, das sie birgt", zitierte Horst Zwingel den Schriftsteller John Updike in seiner Rede, die er in Vertretung aller Ausstellenden hielt. Auch in dem Lied mit dem Titel "Goodbye, Descartes", das Raffael Luto zum Empfang sang, geht es um Gefühle. Von Freude und Liebe bis hin zu Depression begrüßte er sie mit den Worten "Schön, dass ihr da seid." "Ich fühle, also bin ich", sang er im Refrain.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung im Alten Gefängnis in Freising, Domberggasse 16, sind Freitag von 16 bis 20 Uhr, Samstag von 11 bis 20 Uhr und Sonntag 11 bis 18 Uhr (Finissage).

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Quelle:
SZ vom 10.08.2019
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