Süddeutsche Zeitung

Kultur im Landkreis Erding:Vorsichtiger Start

Die Veranstalter bieten die ersten Events an. Den Anfang macht der Liedermacher Christoph Weiherer

Von Julian Illig, Erding

Das Verlegen soll ein Ende haben, endlich. Nach sieben langen Monaten im Lockdown wollen die Veranstalter im Landkreis Erding von Mitte Juni an wieder ihre Häuser bespielen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Inzidenz weiterhin stabil bleibt. Die Vorfreude ist natürlich groß unter den Veranstaltern. "Wir freuen uns, dass es in irgendeiner Weise wieder losgehen kann", sagt etwa Jutta Kistner, die Geschäftsführerin der Stadthalle Erding. "In irgendeiner Weise", das heißt nach wie vor mit Hygienekonzepten, mit Test oder Impfung, mit Maske und Abstand.

Den Anfang macht der Jakobmayer in Dorfen am Samstag, 12. Juni, mit dem Liedermacher Christoph Weiherer, am Sonntag, 13. Juni, kommt dann Entertainer Stephan Leonhardsberger. In Erding in der Stadthalle folgt am Samstag, 19. Juni, ein Programm mit dem Kabarettisten Karsten Kaie und am Sonntag, 20. Juni, das Singspiel "Almsommer". Die Stadthalle plant darüber hinaus auch mit dem Open-Air-Festival Pop Up Kultur, und zwar von Mittwoch, 11., bis zum Samstag, 21. August. Auch Wolfgang Ramadan, der im Gasthof Klement in Isen veranstaltet, plant momentan mit Open-Air-Festivals.

Es ist erst einmal ein vorsichtiger Start, auch was das Publikum anbelangt. "Man muss sich ja in Erinnerung rufen, dass es uns noch gibt", sagt Birgitt Binder, die für das Künstlermanagement im Jakobmayer in Dorfen verantwortlich ist. Der Kartenvorverkauf laufe deshalb auch etwas zögerlich an. "Es muss erst so einen Wumms machen in der Bevölkerung", meint sie. Viele vertrauen noch nicht darauf, dass die Situation so bleibt, "die haben auch schon einige Karten von den verlegten Konzerten zu Hause liegen". Wer sich im Sommer 2019 eine Karte für ein Event gesichert hatte, hat die unter Umständen immer noch in der Schublade, meint auch Kistner. Man müsse erst wieder Vertrauen schaffen, dass die Veranstaltung ein positives Erlebnis werde, sagt sie. Über den Lockdown hinweg seien "vielleicht zu viele Enttäuschungen dabei gewesen". Ein wenig hoffen die Veranstalter jetzt also auf besonders viele Spontankäufer. Die Organisation von Veranstaltungen braucht allerdings auch einen gewissen Vorlauf. In den Kalendern vieler Künstler gäbe es gewissermaßen eine Bugwelle an Verschiebungen, schildert Kistner. Inzwischen werde bereits für Anfang 2023 geplant. Auf Kommando wieder da sein, das gehe nicht so einfach. Und den Betrieb wieder hochzufahren, sei nur dann sinnvoll, wenn man den Betrieb nicht gleich wieder einstellen müsse. Die Zeit im Lockdown sei gut ausgefüllt gewesen, auch mit Baumaßnahmen und kleinen Renovierungen. Die Planung sei schwierig, meint auch Wolfgang Ramadan. "Wir tun alle so, als ob wir spielen würden, und dann planen wir Plan B, C und D."

Trotzdem ist bei allen die Freude groß, natürlich auch bei den Künstlern. "Der Weiherer freut sich total", sagt Birgitt Binder. Das sei sein erster Auftritt nach langer Pause. "Sie glauben gar nicht, wie unbändig sich der Karsten Kaie gefreut hat", erzählt Jutta Kistner. "Der direkte reale Kontakt zum Publikum ist einfach unersetzbar."

Ein Anfang ist also gemacht. Und so hoffen die Veranstalter darauf, dass sich die Situation positiv weiterentwickelt. Für den Moment aber wollen sie versuchen, so erläutert es Kistner, "das möglichst normal zu gestalten, so dass man vergisst, dass es eine Pandemie gibt". Zumindest für zwei schöne Stunden.

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SZ vom 26.05.2021
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