Süddeutsche Zeitung

Behörden warten noch ab:Es ist ein Kreuz

Nach dem Willen von Ministerpräsident Markus Söder sollen in allen öffentlichen Gebäuden Kreuze hängen. Die Amtsleiter warten auf schriftliche Anweisungen, machen sich aber so ihre Gedanken

Von Regina Bluhme, Erding

Eine der ersten Taten des neuen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) war das Aufhängen eines Kreuzes in der Münchner Staatskanzlei. Künftig soll dieses christliche Symbol in allen staatlichen Ämtern im Eingangsbereich angebracht werden. Fragt man bei den Behörden in Erding nach, dann lautet die Devise: Erst mal den offiziellen Bescheid abwarten. Der eine oder andere Amtsleiter macht sich schon Gedanken, wo sich für das Kreuz ein Platz finden lässt.

Eine offizielle Aufforderung gibt es noch nicht.

Das Finanzamt in Erding hat laut Pressesprecher Guido Riemerschmid erst aus der Presse von den Plänen Söders erfahren. Eine offizielle Aufforderung von Seiten der Regierung gebe es noch nicht, deshalb lägen auch noch keine Planungen vor. Auch wer letztendlich für die Anschaffung finanziell aufzukommen habe, sei noch nicht geklärt.

Bei der Erdinger Polizeiinspektion will Leiter Anton Altmann erst mal genauere Anweisungen abwarten. Er ist sich aber sicher "dass wir einen Platz finden werden". Allerdings müsse gerade bei der Polizei im Eingangsbereich schon darauf geachtetwerden, wo und wie man das Kreuz anbringe, "schon aus Gründen der Eigensicherung". In seinem Amtszimmer hängt bereits ein Kreuz, berichtet Altmann. Es ist aus Holz und er habe es von seinem Vorgänger übernommen.

Gibt es Vorstellungen, wie groß das Kreuz sein soll?

Ingrid Kaps, Leiterin des Erdinger Amtsgerichts, verweist darauf, dass sie noch keine Benachrichtigung über eine Änderung der Geschäftsordnung erhalten habe. Womöglich gebe es ja dann auch zum Beispiel genauere Angaben über die Größe des anzubringenden Symbols. "Wir wissen ja noch gar nicht, welche Vorstellungen es da gibt." Recht viel Platz sei im Eingangsbereich des Gerichts jedoch nicht vorhanden, fügt sie hinzu. An der Wand im Eingang hängt ein Gemälde Ludwig I. und das würde sie nur ungern abnehmen. "Es gehört zum Gebäude und dessen Geschichte. Es täte mir schon leid, wenn ich das in den Keller verfrachten müsste." Viel Spielraum sei nicht vorhanden, denn durch die Sicherheitsvorkehrungen, allein durch die Sicherheitsschleuse "ist bei uns im Eingang alles ein wenig eng".

In den drei offiziellen Erdinger Sitzungssälen hängen Kreuze, informiert Kaps. Im Großen Saal zum Beispiel sei ein schlichtes, aber relativ großes Holzkreuz angebracht. Ein weiteres sei aufwendig mit Figuren gestaltet und "ganz hübsch anzusehen", berichtet Kaps. Bisher habe es mit den Kreuzen in den Gerichtssälen nie ein Problem gegeben, fügt sie hinzu.

Im Amt für Landwirtschaft ist genügend Platz.

Laut Söders Plänen müsste auch das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Erding ein Kreuz im Eingangsbereich aufhängen. Amtsleiter Franz Traßl will dazu nur so viel sagen: Er warte jetzt erst den offiziellen Bescheid ab. Genauso verfährt die neueingerichtete Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mit Zweitsitz in Oberding. Kreuze seien noch nicht angeschafft worden, erklärt Pressesprecher Henning Brinkmann. Das Amt warte auf die entsprechenden gesetzlichen Festlegungen.

Am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Erding wiederum fühlt sich Leiter Otto Roski gut gewappnet: "Wir haben genug Platz." Momentan hängen laut Roski in den Gängen im Erdinger Amt mehrere Infotafeln und Schwarze Bretter, aber auch ein Gemälde und Fotos, "alle mit landwirtschaftlichem Bezug". Platz für ein Kreuz wäre auf jeden Fall da, sagt der Amtsleiter. In der angeschlossenen Landwirtschaftsschule hingen ohnehin in den Zimmern Kreuze, fügt Roski hinzu. Ob auch in dem einen oder anderen Büro im Landwirtschaftsamt ein Kreuz angebracht sei, könne er allerdings nichts sagen. "Das Thema war für uns bisher nicht von so hoher Priorität."

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SZ vom 07.05.2018
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