Süddeutsche Zeitung

Nicht weggeschaut:Badegäste retten 22-Jährigen

Wasserwachtsvorsitzender Ippisch freut sich über die gelungene Rettungsaktion am Kronthaler Weiher.

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Ein 22-jähriger Mann aus Erding ist am Mittwochabend am Kronthaler Weiher in Not geraten. Wie die Wasserwacht Erding mitteilt, haben am Ufer sitzende Badegäste gesehen, wie der Mann plötzlich im Wasser untergegangen ist. Sie warteten nicht lange und retteten ihn, noch bevor die Einsatzkräfte zur Stelle waren. Der 22-Jährige hatte Glück im Unglück und durfte nach ärztlicher Begutachtung am selben Abend nach Hause gehen. "Zivilcourage und das schnelle Reagieren haben wohl Schlimmeres verhindert", sagt der Vorsitzende der Erdinger Wasserwacht, Siegfried Ippisch.

Mittwoch gegen 19.45 Uhr am Stützpunkt der Wasserwacht am Badeweiher im Norden der Stadt: Der offizielle Wachbetrieb ist für die ehrenamtlichen Helfer an diesem Tag beendet. Während einige von ihnen die Station aufräumen, sitzen Walter Rauscher und Harald Fiensch auf dem Balkon und genießen die Abendsonne und den Blick auf den Weiher. Am Ostufer halten sich einige Badegäste auf, ein junger Mann planscht im Weiher. Plötzlich habe dieser einen "undefinierbaren Schrei" ausgerufen, sagt Fiensch. Rauscher wollte gerade ein Fernglas holen, als der Mann im Wasser unterging - etwa 15 bis 20 Meter vom Ufer entfernt, an einer Stelle, an der es beginne, tief zu werden, schätzt Fiensch. Er rannte sofort los, während Rauscher, wie in solchen Fällen üblich, die Kollegen der Schnelleinsatzgruppe (SEG) alarmierte. Doch auch die Menschen am Ufer hätten den Schrei gehört und unverzüglich reagiert. Nach Polizeiangaben habe zunächst ein Passant versucht, den Mann alleine aus dem Wasser ziehen. Als eine Frau bemerkt habe, dass das nicht problemlos ginge, sei auch sie ins Wasser gesprungen. Mit vereinten Kräften retteten sie schließlich den 22-Jährigen. "Das hat keine zwei Minuten gedauert", sagt Fiensch, sodass die SEG nicht mehr benötigt wurde. Er betreute den Verunglückten bis zum Eintreffen des Notarztes, der schließlich Entwarnung gegeben habe. Der Mann ist unverletzt mit dem Schrecken davongekommen. Die Retter der Wasserwacht vermuten als Ursache, dass der 22-Jährige nicht ausreichend schwimmen konnte.

Dass die Situation glimpflich ausgegangen ist, sei vor allem dem beherzten Eingreifen der Badegäste zu verdanken, darin sind sich die Helfer einig. "Die Menschen haben nicht weggeschaut", sagt Ippisch. "Das verdient ganz großen Respekt." Aus seiner Sicht war der Einsatz, der kaum länger als eine halbe Stunde gedauert hat, eine "Bilderbuchrettung": Man habe die gefährliche Lage schnell erkannt, die Person musste nicht reanimiert werden und sei "relativ schnell wieder klar bei Bewusstsein" gewesen. Die Polizei Erding bittet den unbekannten Passanten, der mit der Rettung begonnen hat, sich zu melden unter Telefon 08122/ 9680.

Die hochsommerlichen Temperaturen laden zum Verweilen an den Badeseen ein. Ippisch weist daraufhin, dass jeder zu seinem eigenen Schutz die Baderegeln beachten sollte. Sie sind auf der Internetseite www.wasserwacht.de nachzulesen.

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Quelle:
SZ vom 24.06.2016
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