Müllentsorgung:Kreisräte stellen künftige Zusammenarbeit mit Wurzer in Frage

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Die Politiker in den Landkreisen Freising und Erding interessiert, wie die Firma Wurzer die Entsorgung von Müll und Ausschreibungen heute handhabt. (Foto: Renate Schmidt)

Politiker aus den Landkreisen Freising und Erding bekunden, dass ihr Vertrauen in die Eittinger Firma nachhaltig erschüttert ist. Sie wollen über die Straftaten des Unternehmers in den jeweiligen Kreistagen diskutieren.

Von Vinzenz Neumaier, Erding

Die Straftaten des Umweltunternehmers Wolfgang Wurzer lassen bei Kreisräten der Landkreise Erding und Freising Zweifel aufkommen, ob die Kommunen weiter mit der Firma Wurzer zusammenarbeiten können. In der Öffentlichkeit spricht die Fraktion der Grünen im Erdinger Kreistag der Firma Wurzer Umwelt das Misstrauen aus. Die Grünen im Kreistag meinen: "Unser Vertrauen in die Firma Wurzer ist nachhaltig beschädigt."

Wolfgang Wurzer verübte in seiner Zeit als Geschäftsführer der Firma Wurzer Umwelt in den Jahren 2016 bis 2020 Umweltstraftaten und manipulierte eine Ausschreibung. Dafür verhängte das Amtsgericht Erding im November 2022 einen Strafbefehl gegen ihn. Wurzer kassierte eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung und musste zudem eine halbe Million Euro an Erträgen aus kriminellen Geschäften zurückzahlen. Er bestreitet die manipulierte Ausschreibung weiterhin.

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Von der Entsorgungsfirma aus Eitting im Landkreis Erding erwarten die Grünen Aufklärung. Sie wollen unter anderem wissen, was das Unternehmen Wurzer unternommen habe, um mutmaßliche Missstände innerhalb des Betriebs abzustellen. "Hier interessiert uns besonders der korrekte Umgang bei der Entsorgung mit Müll und der weitere Umgang mit Ausschreibungen. Dass sich die Firma laut Anwalt 'der Läuterung verschrieben hat', ist für uns nicht ausreichend." Wolfgang Wurzer lässt ausrichten: Er habe bereits im August 2021 seine Position als Geschäftsführer niedergelegt. Alle Vorgänge, die Gegenstand der Ermittlungen waren, habe die Firma aufgearbeitet, Wolfgang Wurzer selbst habe Verantwortung für seine Straftaten übernommen. "Damit ist es auch wieder gut."

Auch das Verhalten des Landratsamts Erding in der Affäre Wurzer wirft für die Grünen Fragen auf. Das Umweltamt der Behörde hatte die Firma Wurzer im Zeitraum 2018 bis 2022 insgesamt 15 Mal kontrolliert, aber zu keinem Zeitpunkt Mängel entdecken können. Sämtliche Kontrollen hatte das Umweltamt bei der Firma vorab angekündigt, "damit vor Ort Ansprechpartner anwesend sind und die entsprechenden Unterlagen vorgehalten und gegebenenfalls eingesehen werden können." Dies sei ein Standardprozedere, heißt es aus dem Landratsamt Erding.

Die Landshuter Staatsanwaltschaft hat Unterlagen des Umweltamts konfiszieren lassen

Die Fraktion der Erdinger Landkreis-Grünen begegnet dieser Aussage mit Skepsis. Sie möchten von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wissen, ob diese Form der Kontrolle zielführend sei, um Verstöße zu entdecken. Außerdem möchten die Grünen genauere Informationen, wieso die Staatsanwaltschaft Landshut Unterlagen des Umweltamts im Ermittlungsverfahren gegen Wurzer mitnahm. Landrat Bayerstorfer möchte sich auf Anfrage der SZ zur Affäre Wurzer persönlich nicht äußern. Das Landratsamt Erding lässt verlautbaren, die Behörde werde die Fragen der Grünen beantworten, außerdem sei der zuständige Ausschuss des Kreistags in nichtöffentlicher Sitzung bereits informiert worden.

Die Firma Wurzer entsorgt im Großraum München im Auftrag vieler Kommunen Müll. In Erding kümmert sich Wurzer unter anderem um den Bioabfall. Für den Abfallwirtschaftsbetrieb München erledigt das Unternehmen die Entsorgung von Asbest. Der Landkreis Freising hat Wurzer Umwelt unter anderem damit beauftragt, Sperrmüll und Altholz von den Wertstoffhöfen des Landkreises abzuholen.

"Man muss schauen, ob man mit Wurzer weiter zusammenarbeiten kann."

Im Freisinger Kreistag mehren sich ebenfalls Zweifel, ob der Landkreis der Firma Wurzer weiterhin Steuergeld anvertrauen darf. Kreisrat Manfred Reuß von der ÖDP erklärt: "Da muss man genau nachschauen, ob man weiter mit dem Wurzer zusammenarbeiten kann." Der Mauerner Bürgermeister und Kreisrat der Freien Wähler Georg Krojer hegt ebenfalls Bedenken. Er sagt, die Firma Wurzer solle Maßnahmen ergreifen, dass sich Straftaten nicht wiederholen können. Vor allem, weil das Unternehmen Wurzer für die Bürger des Landkreises Freising wichtig sei, um dort Müll loszuwerden. Krojer meint: "Für uns wäre es schon bitter, wenn wir das nicht mehr hätten."

Einen Teil der SPD-Fraktion haben die Vorwürfe gegen Wurzer ebenfalls alarmiert. Kreisrätin Beate Frommhold-Buhl sagt: "Mein Vertrauen ist erschüttert, wir müssen da im Kreistag darüber diskutieren. Da führt kein Weg dran vorbei."

Die Langenbacher Bürgermeisterin Susanne Hoyer (Freie Wähler) übt sich indes in Zurückhaltung. Sie meint: "Man darf keine Hetzjagd starten!"

Und was sagt der Freisinger Landrat? Helmut Petz (Freie Wähler) möchte sich nicht äußern. Der Grund: Das Landratsamt Freising untersuche die Geschäftsbeziehung zur Firma Wurzer derzeit.

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