Landkreis Erding:Kriminalität steigt nach Corona-Pandemie wieder an

Landkreis Erding: Die sogenannten Corona-Spaziergänge fielen bei der Polizei unter den Begriff "Ordnungs- und Schutzaufgaben". Die größten fanden laut Polizei in Landsberg am Lech und Erding statt.

Die sogenannten Corona-Spaziergänge fielen bei der Polizei unter den Begriff "Ordnungs- und Schutzaufgaben". Die größten fanden laut Polizei in Landsberg am Lech und Erding statt.

(Foto: Stephan Görlich)

Im Landkreis Erding wurden 2022 gegenüber dem Jahr zuvor fast zehn Prozent mehr Straftaten registriert. Zugenommen haben vor allem Diebstähle, Delikte gegen Leib und Leben und Sexualstraftaten.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Corona-Pandemie ist so gut wie aus den Köpfen, die Einschränkungen im Alltag aufgehoben - beides macht sich in der Kriminalitätsstatistik 2022 des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord - zu dem Erding gehört - bemerkbar. Auch im Landkreis Erding nahmen die registrierten Straftaten gegenüber 2021 zu, und zwar um 9,8 Prozent. Mit 2849 Delikten je 100 000 Einwohner ist der Landkreis weiterhin aber einer der sichersten im Präsidiumsbereich. "Mit der Aufhebung von Maßnahmen wie Reise- und Kontaktbeschränkungen verlagerte sich das Leben wieder stärker in den öffentlichen Bereich", stellte Polizeipräsident Günther Gietl bei der Vorstellung der Statistik fest.

Im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Erding wurden im vergangenen Jahr 2934 Straftaten registriert. 2021 waren es 2572 gewesen. Die Aufklärungsquote sank von 71,2 auf 67,5 Prozent. Bei der PI Dorfen sieht es besser aus: Dort sank die Zahl der Straftaten von 1052 auf 1044 im vergangenen Jahr. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote von 72,2 auf 73,9 Prozent. Insgesamt war 2022 "wohl eines der einsatzintensivsten seit langem", heißt es im Bericht. Weniger wegen vieler Straftaten, sondern wegen der "Ordnungs- und Schutzaufgaben", die die Polizei unter anderem bei den sogenannten Corona-Spaziergängen, der Münchner Sicherheitskonferenz oder Aktionen der Bewegung "Fridays for Future" zu leisten hatte.

US-amerikanische Kinderschutzorganisationen durchforsten das Internet nach Kinderpornografie

Mit 878 Ermittlungen bilden Diebstähle die größte Gruppe in der Statistik. Vom Diebstahl eines Fahrzeugs bis hin zum Ladendiebstahl. Sie haben um 10,2 Prozent zugenommen. Mit 24,8 Prozent stark angestiegen ist die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, darunter fallen zum Beispiel Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, aber auch sexueller Missbrauch und die Verbreitung pornografischer Schriften. In den Jahren 2020 und 2021 sei das öffentliche Leben in Form von Veranstaltungen, Volksfesten sowie der Gastronomie wegen der Corona-Pandemie wesentlich eingeschränkt gewesen, was sich auf die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ausgewirkt habe, so die Polizei. Der Anstieg von Verstößen gegen Erwerb, Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie sei zum Teil darauf zurückzuführen, dass US-amerikanische Kinderschutzorganisationen gezielt das Internet durchforsten und entsprechende Erkenntnisse der deutschen Justiz weitergeben.

Auch die Zahl der Delikte gegen Leib und Leben nahmen im Landkreis laut der Statistik zu. Zwar gab es 2022 keinen Mord - im Jahr zuvor hatte es drei gegeben -, aber neun Fälle von Totschlag. Im Jahr zuvor war es nur einer. Die Zahl der Körperverletzungen nahm ebenfalls zu. Um 19,4 Prozent bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen und um 17,8 Prozent bei den einfachen. Und auch die tätlichen Angriffe auf Vollstreckungsbeamte, in der Regel Polizisten, nahmen zu. Um 27,8 Prozent, oder in Zahlen ausgedrückt: 2022 wurden in 23 Fällen Beamte und Beamtinnen attackiert. Es gibt aber auch Straftatbestände, die 2022 gegenüber 2021 zurück gingen: unter anderem die Rauschgiftdelikte. Es wurden 95 Fälle weniger festgestellt. Mit 373 lag die Zahl um 20,3 Prozent unter der von 2021.

Auf dem Airport stieg die Zahl der Straftaten nach Aufhebung der Einschränkungen massiv an

Die Erdinger Zahlen werden allerdings "nicht unerheblich beeinflusst" vom Straftatenaufkommen am nahen Flughafen München, heißt es in der Kriminalitätsstatistik. Der liegt jeweils etwa zur Hälfte auf dem Gebiet der Landkreise Erding und Freising. Die PI Flughafen München betreut neben dem gesamten Flughafengelände auch das Gewerbegebiet Schwaig im Bereich der Gemeinde Oberding. Die registrierten Straftaten stiegen am Airport 2022 gegenüber 2021 stark an. Von 679 auf 1089 bei der PI. Weitere 3596 Delikte wurden durch die Bundespolizei bearbeitet. Über die Hälfte - 64,4 Prozent - der festgestellten Straftaten waren ausländerrechtliche Verstöße - zum Beispiel illegale Einreise oder rechtswidrig erworbene Visa. Es folgen 687 Vermögens- und Fälschungsstraftaten. Auch die drei Aktionen von Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" im vergangenen Jahr wurden in der Statistik erfasst. Das Niveau von vor der Corona-Pandemie sei jedoch noch nicht wieder erreicht.

Zugenommen haben laut Polizei im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums besonders die Fälle des Betrugs durch sogenannte Callcenter-Betrüger und Taten mittels WhatsApp-Mitteilungen, von denen häufig ältere Menschen betroffen waren. Die Anzahl der Fälle hat sich damit im Vergleich zum Jahr 2021 mehr als verdoppelt.

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