Kriegsgefangenenlager Stalag VII A:Verlorene Identitäten

Im Kriegsgefangenenlager Stalag VII A in Moosburg waren am Ende des Zweiten Weltkriegs um die 80 000 Menschen inhaftiert, insgesamt wurden dort 150 000 Gefangene aus aller Herren Länder registriert. Mit die schlechteste Behandlung erfuhren dort die sowjetischen Häftlinge, denen sich der Stalag-Verein nun in der Veranstaltungsreihe "Auf den Spuren verlorener Identitäten" in besonderer Weise widmet. Den Auftakt macht die Ausstellung "Einzelschicksale", die am kommenden Samstag, 23. September, um 16 Uhr in der Aula der Moosburger Volkshochschule (Stadtplatz 2) eröffnet wird.

Das ambitionierte Ziel der Ausstellung sei es, "Vergessene wieder ins Bewusstsein zurückbringen, ihnen ihre Geschichte, ja, sogar ihr Gesicht zurückgeben", schreibt der Stalag-Verein in seiner Ankündigung. Anhand einer gezielten Auswahl erhalten gebliebener Dokumente werde einerseits dargestellt, wie mit solchen Quellen umgegangen werden könne. "Andererseits werden aus nackten Informationen das Bild eines Menschen und sein Leben in deutscher Kriegsgefangenschaft bis über den Tod hinaus rekonstruiert."

Neu ist an der Ausstellung, die bis Frühjahr 2018 durch drei Vorträge und eine Buchveröffentlichung ergänzt wird, nach Angaben der Verantwortlichen der Zugang zu bislang in ihren Inhalten und Aussagen so noch nie gesichteten Dokumenten, vor allem aus dem Moosburger Stadtarchiv und russischen Online-Archiven. "Die zu Nummern reduzierten Menschen bekommen jetzt gerade über ihre Nummer wieder einen Namen. Namen erhalten wieder ein Gesicht, und einst scheinbar Unbekannte werden in ihren Einzelschicksalen sichtbar", schreibt der Stalag-Verein. Die Ausstellung wurde im Projektteam des Stalag-Vereins gemeinsam mit der Moosburger Künstlerin Christine Fößmeier entworfen und umgesetzt.

Die Veranstaltungsreihe wird im Wintersemester mit drei Vorträgen in der Volkshochschule fortgesetzt. Am 21. November um 19.30 Uhr referiert der Moosburger Historiker Dominik Reither unter dem Titel "Zwischen Vernichtung und Widerstand - Das Leben sowjetischer Gefangener im Lager". Karl Rausch, ebenfalls Historiker, spricht am 16. Januar um 19.30 Uhr zum Thema "Nummern eine Seele geben - Archive erzählen von Schicksalen". Gesichter sowjetischer Kriegsgefangener in Kunst und Fotografie präsentiert Christine Fößmeier am 30. Januar um 19.30 Uhr unter dem Titel "Gelacht, gelebt, gelitten, gestorben".

Die Ergebnisse der Vortragsreihe werden in einem Buch zusammengefasst. Es wird im kommenden März der Öffentlichkeit vorgestellt.

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