Kreismusikschule Erding:Unumstritten

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Mehr als 1000 Unterrichtsstunden, 52 verschiedene Lehrstandorte: Die Kreismusikschule ist eine Einrichtung, um die andere Landkreise die Erdinger beneiden. Schulleiter Bernd Scheumaier hat nun das umfangreiche Jahresprogramm vorgestellt

Von Mathias Weber

Einer der wichtigsten Termine im Schuljahr findet am kommenden Wochenende statt. Und Bernd Scheumaier, der Leiter der Erdinger Kreismusikschule (KMS), wird dann wohl wieder viel Gelegenheit haben, stolz zu sein auf seinen Nachwuchs. Für die Landkreise Erding und Freising wird der regionale Vorentscheid zum "Jugend musiziert"-Wettbewerb ausgetragen, mit 200 Anmeldungen eine logistische Herausforderung; die aber dieses Mal die Freisinger Musikschule schultern muss, der Austragungsort wechselt jedes Jahr. Bernd Scheumaier sagt, dass, wenn der Vorentscheid in Freising stattfindet, die Anmeldezahlen aus Erding traditionell ein wenig niedriger sind. Aber man darf trotzdem davon ausgehen, dass auch viele Erdinger Nachwuchsmusiker eine Runde weiter kommen, im vergangenen Jahr gab es mit der Klarinettistin Lea Heilmaier sogar eine Bundessiegerin.

Das Sinfonieorchester ist nur eines von 41 Orchestern und Ensembles der Kreismusikschule, hier bei einem Auftritt in der Stadthalle. (Foto: Renate Schmidt)

Viele der Teilnehmer am Wochenende werden ihre musikalische Ausbildung an der Erdinger Kreismusikschule erhalten haben. Die Schule, die 1971 im Rahmen der VHS gegründet wurde und 1995 in ihr eigenes Gebäude an der Freisinger Straße in Erding umgezogen war, ist heute aus der Bildungslandschaft des Landkreises nicht mehr wegzudenken. Leiter Scheumaier konnte bei der Vorstellung des neuen Jahresprogramms der KMS (siehe Kasten) beeindruckende Zahlen präsentieren: Im vergangenen Jahr besuchten 3400 Schüler die KMS, 1034 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten wurden von 76 Lehrkräften abgehalten. Und - und das darf man ruhig als schöne Erdinger Besonderheit auffassen - der Unterricht wurde nicht nur in der Zentrale in Erding gegeben, sondern an gleich 52 verschiedenen Standorten in den 26 Landkreisgemeinden.

Das macht das System in Erding so interessant: Träger der Schule ist der Landkreis zusammen mit den Gemeinden. Eine sehr gute Idee sei es damals gewesen, die Gemeinden in die Pflicht zu nehmen, sagt Scheumaier, "ein besonderes Glück". So kann nämlich nicht nur überall Musikunterricht angeboten werden, sondern so hat auch jeder junge Mensch im Landkreis die Möglichkeit, Musikunterricht zu nehmen.

In anderen Landkreisen ist das nicht so, wie die Beispiele Freising, Ebersberg oder Landshut zeigen. In Freising und Landshut gibt es nur jeweils eine städtische Musikschule, die auch nur für Kinder der Stadt zugänglich ist; in Ebersberg ist die Musikschule in kommunaler Trägerschaft, allerdings sind nicht alle Gemeinden dabei und somit auch nicht der ganze Ebersberger Nachwuchs. "Viele Landkreise beneiden uns", sagt Scheumaier, und einige Landkreise in Bayern hätten das Erdinger System auch als Vorbild für ihre Musikschulen genommen.

Bernd Scheumaier, der selbst in den 70er-Jahren Schüler an der KMS war, dann als Lehrer dort gearbeitet hat und schließlich 2013 ihr Leiter wurde, ist in einer komfortablen Lage. Er verfügt über ein großes, bequemes Haus und die Sinnhaftigkeit seiner Einrichtung ist in der Gesellschaft unumstritten. Besser aber geht es natürlich immer, und da kommt Scheumaier auf das Geld zu sprechen. Das Budget der KMS fußt auf zwei Säulen, etwa 1,2 Millionen Euro im Jahr gäben der Landkreis und die Gemeinden, noch einmal so viel komme durch die Unterrichtsgebühren rein. Der Staatszuschuss zum Budget liege bei schmalen 15 Prozent, und hier will Scheumaier im Rahmen des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (deren Vorsitzender Landrat Martin Bayerstorfer ist) ansetzen und Lobbyarbeit betreiben. Scheumaier wünscht sich, dass der Freistaat seine Förderung auf 25 Prozent hochschraubt. Nicht nur würde das eine Entlastung der Eltern bedeuten, sondern auch eine Wertschätzung gegenüber dem Musikschulunterricht an sich.

Über dessen positive Effekte kann Scheumaier verständlicherweise stundenlang sprechen. Er freut sich, dass in Erding die Schüler - vom Kleinkind bis ins hohe Alter - die "optimale Förderung" bekommen würden. Wer nur zwei Stunden in der Woche in einer Volksmusikgruppe üben will, könne das tun; aber wer später Musik studieren will, der könne hier eine Förderklasse besuchen, vom Staat bezuschusst.

Noch eine spannende Zahl: Zwischen 30 000 und 50 000 Euro gibt die KMS im Jahr für neue Instrumente aus. Allein im vergangenen Jahr zum Beispiel mussten drei neue Klaviere angeschafft werden. Keine Überraschung: Die Instrumente werden täglich mehrere Stunden lang beansprucht. Vor allem das Klavier, es ist nach wie vor das beliebteste Instrument, 379 Schüler und Schülerinnen haben im vergangenen Jahr das Fach belegt. Auf Platz zwei folgt die Gitarre mit 333 Schülerinnen und Schülern. Ansonsten, sagt Schulleiter Scheumaier, wird jedes Musikinstrument angeboten, das man in Mitteleuropa kennt. Trends kommen und gehen aber auch an den Musikschulen: Früher hat man mehr Querflöte und Saxofon gelehrt, heute wieder mehr das Akkordeon. Immerhin zwölf Schülerinnen und Schüler hatten sich im vergangenen Jahr für das Fagott entschieden, und gerade mal noch vier für die Oboe. Vielleicht keine schlechte Wahl: Eine Oboe braucht jedes symphonische Orchester.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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