Peter Hackel, Leiter der Kreismusikschule, ist trotz allem positiver Dinge: "Ich bin ein überaus optimistischer Mensch", sagt er, "es wäre ganz klasse, wenn wir die Stundenzahl halten können." Damit es klappt, dass möglichst viele Kinder anfangen, hat sich das Kollegium aber auch einiges überlegt. Von diesem Montag an bis zum 21. Mai haben Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder für den Musikunterricht an der Musikschule anzumelden. Normalerweise bedeutet das für interessierte Kinder, dass sie alle Instrumente in der Musikschule hören und ausprobieren können, um sich für eines zu entscheiden. Wegen der Corona-Pandemie ist das in diesem Jahr aber nicht möglich. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob Eltern ihre Kinder überhaupt anmelden wollen, wenn der Musikschulunterricht nur eingeschränkt stattfinden kann. Wie kann das also klappen, die Stundenzahl zu halten?
Am 7. Mai soll ein großes Online-Treffen stattfinden, bei dem Eltern und Schüler den Lehrern Fragen stellen und die Instrumente kennenlernen können. Statt des "Instrumenteninfokonzerts" haben Lehrer und Schüler Videos erstellt, in denen sie ihre Instrumente vorstellen. Abrufbar ist das über Internetseite der Musikschule. Diese wurde jetzt völlig neu gestaltet, übersichtlicher und mit mehr Bildern, alles soll "grafisch wirkmächtiger" sein, sagt Hackel. Auch werben wollen sie intensiv für die Anmeldung, "wir wollen möglichst viel trommeln im Landkreis". 654 Neuanmeldungen gab es im vergangenen Jahr, das war ein Rückgang um etwa vier Prozent gegenüber dem Vorjahr, wohl Corona geschuldet, denkt Hackel. Dieses Niveau will die KMS unbedingt beibehalten.
Ein anderes Problem für die Arbeit der Musikschule ist die ausgefallene Früherziehung. Hier sollen die Kleinen eigentlich "Blut lecken und auf den Geschmack kommen", sagt Hackel, die Kinder sollen spielerisch Freude an der Musik vermittelt bekommen und eine Basis für den späteren Unterricht aufbauen. Es sei eine "essenzielle Phase", meint Hackel, "die Kinder saugen das auf wie ein Schwamm". Schon länger wird in der Früherziehung weniger reines Wissen unterrichtet, vielmehr soll die Musik mit allen Sinnen erlebbar sein. So kann sich eine starke Bindung zur Musik und auch zur Musikschule selbst entwickeln. Zwar hat die Musikschule in der Corona-Zeit einige Mitmachvideos entwickelt, sodass Eltern und Kinder zu Hause Body Percussion machen konnten. Aber dennoch sei es "sicher ein großer Ausfall". Die Früherziehung ist zudem üblicherweise eine Voraussetzung für den Instrumentalunterricht. Die Kinder sollen jetzt aber trotzdem mit Instrumenten anfangen können. Für die Lehrer bedeutet das die zusätzliche Aufgabe, die fehlenden Grundlagen im Unterricht zu vermitteln.
Solange der Unterricht nicht in Präsenz, sondern nur als "Distanzersatzunterricht", wie es Hackel nennt, stattfinden kann, wird auch den Lehrern einiges abverlangt. Aber "alle machen das Beste daraus", sie versuchen den Kontakt zu den Schülern zu halten und zwischendurch findet auch mal ein kleines Konzert über Zoom statt. Er ziehe den Hut vor der Anpassungsfähigkeit seiner Kollegen, sagt Hackel. Es ist eine schwierige Zeit für die Musikschule. "Wenn es ein bisschen extrem wird, nehme ich die Gitarre im Büro in die Hand und mach zehn Minuten Musik, dann merke ich, wie viel Kraft die Musik hat, das gibt mir Hoffnung", bekennt Hackel. Diese Kraft wollen sie jetzt in der Anmeldephase nach draußen tragen und am besten auch bis in eine Zeit, in der wieder Präsenzunterricht möglich ist.