Kreishandwerker:Schelte für das Schulamt

Kreishandwerksmeister Waxenberger präsentiert beim Handwerkerempfang gute Zahlen, kritisiert aber die Schulen

Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger war wieder ein zufriedener Gastgeber: Beim Handwerkerempfang der Kreishandwerkerschaft Erding hatte deren Vorsitzender Waxenberger am Sonntagvormittag positive Nachrichten im Gepäck, alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Dem Erdinger Handwerk geht es Dank einer guten Konjunktur hervorragend, 2016 war ein Rekordjahr: 9200 Personen sind im Landkreis im Handwerk beschäftigt, es gibt 2487 Betriebe; fast 20 Prozent der Unternehmen im Landkreis seien Handwerksbetriebe. Der Umsatz hat zum ersten Mal die Milliarde überschritten, genau 1,06 Milliarden Euro habe das Handwerk in Erding im vergangenen Jahr erwirtschaftet, so Waxenberger, der sich in den Räumen der Raiffeisenbank in Altenerding sehr zufrieden zeigte.

Dass ein Handwerksberuf für viele junge Leute noch immer attraktiv ist, auch dafür lieferte Waxenberger Zahlen. 40 Prozent der Auszubildenden im Landkreis Erding lernten im Handwerk, derzeit sind es genau 761 Ausbildungsverhältnisse bei den Betrieben. Hart ins Gericht ging Waxenberger vor den eingeladenen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aber mit den weiterführenden Schulen. Er sagte, dass das Handwerk dort "keine sehr wichtige Rolle zu spielen" scheine. Waxenberger kritisierte auch, dass das Schulamt dem Empfang in Altenerding - wie auch anderen ähnlichen Anlässen - fern geblieben sei. Er erzählte in diesem Zusammenhang von einer Begebenheit bei einer Berufsinformationsveranstaltung an einer weiterführenden Schule in Erding. Nur vier Schüler hätten sich für seinen Vortrag über das Handwerk interessiert, die Schule habe es aber nicht für nötig gehalten, ihm das auch mitzuteilen. Waxenberger sagte, in den Schulen würden "junge Menschen vom wirklichen Leben ferngehalten." Den Verantwortlichen sei es "wichtiger, neue Schulformen zu erfinden." Offenbar spielt der Kreishandwerksmeister damit auf die Einführung einer zweiten 9+2-Mittelschule im Landkreis an. Dort können Mittelschüler nach einem guten Quali in zwei Jahren die Mittlere Reife erwerben, eine weitere solche Ausbildungsrichtung könnte nun, nach Wartenberg, in Finsing eingerichtet werden.

Auch der Gastredner Franz-Xaver Peteranderl hat sich am Sonntag in seinem Vortrag mit der Ausbildung im Handwerk beschäftigt. Der Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern forderte mit Blick auf eine mögliche Wiedereinführung des G9, die "Schulen als Partner" zu sehen; in dieser Phase des Übergangs solle sich nun das Handwerk aktiv einbringen. Zum Thema Nachwuchs sagte Peteranderl, dass man zwar derzeit noch über den eigenen Bedarf hinaus ausbilde; das wird aber wohl nicht so bleiben. Denn die Gesellschaft altere, gerade in der südbayerischen Region, müsse sich das Handwerk Gedanken machen über die Betriebsnachfolge. Schon heute sei es so, dass "uns mehr Fachkräfte gut tun würden", so der Präsident.

Ansonsten aber hatte auch Peteranderl wie zuvor Waxenberger positive Zahlen zu verkünden. In ganz Oberbayern und München ist das Handwerk um 2,5 Prozent gewachsen, die Belegschaft um 0,3 Prozent. Und der Ausblick ist positiv: "Auch für 2017 erwarten wir ein sehr gutes Handwerkerjahr."

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