Krähen:Zurück in den Stadtpark

Der Bauhof schneidet derzeit Bäume zurück und entfernt Krähennester. Im Sommer werden sich die Vögel in Erdings grüner Lunge konzentrieren und dort brüten.

Von Antonia Steiger

Was im kommenden Sommer im Erdinger Stadtpark los ist, das kann man sich heute schon recht genau vorstellen: 465 Brutpaare der geschützten Saatkrähe gibt es in Erding. Sie werden sich allesamt aller Voraussicht nach im Frühling im Stadtpark einfinden, um dort zu brüten. Bis zu zwei kleine Vögelchen schlüpfen pro Nest - und dann geht der Krach los. Schon in der Vergangenheit hatte es Proteste von Bürgern gegeben, die unter dem Krähengeschrei zu leiden glaubten. Vor einigen Jahren sollten die Krähen aus dem Park vertrieben werden - in der Hoffnung darauf, dass sie sich ganz aus Erding verziehen. Das hat nicht geklappt. Nun sollen sie wieder im Park zusammen geführt werden. Zu diesem Zweck entfernt der Bauhof derzeit Krähennester im gesamten Stadtgebiet.

Noch einen Monat etwa haben die Mitarbeiter des Bauhofs Zeit, um die Nester in mehreren kleineren Splitterkolonien im Stadtgebiet aus den Ästen zu entfernen und die Bäume zu schneiden. Am Mittwoch waren die Bauhof-Mitarbeiter Jörg Schulz und Hans Mayr zu diesem Zweck am Herzoggraben in unmittelbarer Innenstadtnähe unterwegs und haben auf einer Höhe von zwanzig Meter etliche Nester aus den Bäumen am östlichen Uferrand des Fehlbachs entfernt. Mit einer Teleskopsäge rüttelte Schulz solange an den trockenen Ästchen, aus denen die Nester geformt sind, bis alles zusammen nach unten bröselte. Derzeit sind die Nester leer, so lange die Krähen nicht brüten, brauchen sie sie nicht. Laut Schreder gibt es etwa hundert Krähenpaare in den Splitterkolonien, der Rest lebt schon jetzt im Stadtpark.

krähennester

Noch bis Ende Februar haben Jörg Schulz und seine Kollegen vom Erdinger Bauhof Zeit, um Krähennester wie hier am Herzoggraben zu entfernen.

(Foto: Antonia Steiger)

Ende Februar beginnt die Brutzeit, und die Krähen müssen in Ruhe gelassen werden. Ziel der jetzigen Maßnahme ist es, die Krähen im Stadtpark zu konzentrieren und so auch die Lärmbelastung auf diese Region zu begrenzen. Auf Nachfrage von Horst Schmidt (SPD) betonte der Erdinger Umweltreferent Thomas Schreder (CSU) am Dienstag im Stadtrat, dass den Mitgliedern der Saatkrähenkolonie im Stadtpark kein Härchen und kein Federchen gekrümmt werden dürfe. "Eingriffe im Stadtpark werden nicht geduldet", sagte Schreder. Diese Kolonie gilt als schützenswert und bayernweit als etwas ganz besonderes - wenn auch die Anwohner das möglicherweise anders sehen. Konflikte mit den Anwohnern des Stadtparks in zum Teil privilegierter Wohnlage scheinen daher nun unausweichlich. "Die Möglichkeiten sind sehr begrenzt", sagte Schreder. "Wir machen, was möglich ist, und werden dann sehen, was dabei herauskommt."

Der Schutzstatus, den die Krähen genießen, sei aber auch ein Beispiel dafür, wie sehr der Artenschutz den Kommunen einen Rahmen vorgebe, sagte OB Max Gotz (CSU). Die Tiere abzuschießen, sei nicht erlaubt. Man dürfe sie nur woanders hintreiben. "Aber vielleicht gibt es ja irgendwann mal einen Stillstand", meinte Gotz.

Zum ersten Mal waren die Erdinger Saatkrähen in den Blickpunkt gerückt, als vor drei Jahren die Stadt Erding den Startpark saniert und damals auch Bäume entastet hat. Das sollte die Krähen dazu bewegen, sich einen anderen Standort zu suchen. Denn die Krähen fühlen sich unwohl, wenn unter ihren Nestern keine Äste mehr zu sehen sind und sie direkt auf den Boden blicken. Anders als erhofft, haben sich die Krähen aber nicht aus Erding zurückgezogen, sondern sich in Erding verteilt. Eine Belastung sind die Vögel, die laut Gotz "auch noch sehr alt werden", aber nicht nur für ruhebedürftige Anwohner, sondern auch für Landwirte. Vor einem Monat hatte die Kreisbäuerin Elisabeth Mayr (CSU) bei einer Veranstaltung darüber geklagt, dass Krähen auf Futtersuche den Sämaschinen hinterherfliegen und die Samen aus dem Boden picken. Klug sind die Vögel auch noch.

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