Kostenargumente:Geteilter Meinung beim Bürgerpark

Altes Schulhaus am Nikolaiberg

Das Alte Schulhaus am Nikolaiberg in Wartenberg soll im kommenden Jahr fertig umgebaut und saniert sein. Wie es dann mit der Gestaltung der Außenanlage aussieht, ist derzeit offen.

(Foto: Stephan Görlich)

Die Planung der 3000 Quadratmeter großen Außenanlage am Alten Schulhaus kommt im Wartenberger Gemeinderat nicht gut weg. Landschaftsarchitekt Dietmar Narr kritisiert die Haltung des Gremiums als "Fundamentalopposition"

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Die Gestaltung der etwa 3000 Quadratmeter großen Außenanlagen am Alten Schulhaus zu einem Bürgerpark hat in der Wartenberger Gemeinderatssitzung zu einer ungewohnt deutlichen Meinungsäußerung des planenden Landschaftsarchitekt Dietmar Narr geführt. Nachdem mehrere Gemeinderäte an etlichen Stellen an seinem Vorschlag etwas auszusetzen hatten - von der Parkplatzsituation über eine Mauer um das Areal bis zu den Kosten -, sprach Narr von einer so noch nie erlebten "Fundamentalopposition" in einem Gremium. Damit würde eine "große Chance für die nächste Generation" vergeben, aus diesem "besonderen Platz für den Markt" auch gestalterisch einen Platz zu machen. Zwar wurde dem Architekten am Schluss doch der Auftrag erteilt, auf der Basis des Entwurfs weiterzumachen. Doch er soll die spätere Ausführung auf drei Bauabschnitte verteilen - eine Option, später vielleicht nicht alles zu verwirklichen.

Die Sanierung des Alten Schulhauses beschäftigt die Gemeinderäte schon länger. Die Sanierung des historischen Gebäudes ist beschlossene Sache und läuft längst. Etwas 2,2 Millionen Euro sollen dafür ausgegeben werden. Das Gebäude wurde vollständig entkernt und soll künftig neben Sozialwohnungen auch einen Bürgersaal für öffentliche kulturelle Nutzung bieten.

Die ersten Pläne eines Wörther Landschaftsarchitekten für die Gestaltung des Außenbereichs scheiterten 2016 am Widerstand der Regierung von Oberbayern. Die Begründung damals: Eine Planung mit zu vielen Parkplätzen werde nicht gefördert, es müsse mehr Wert auf Barrierefreiheit gelegt und der frühere Pausenhof der Schule sollte einbezogen werden. Das von der Regierung empfohlene Ingenieurbüro Narr-Rist-Türk aus Freising stellte daraufhin in der Märzsitzung eine neuen Planung vor. Der Außenbereich wurde aufgeteilt in einen öffentlichen Teil mit Parkplätze und einer Freilichttheke und einen Privatbereich mit Balkon und soll ein "Ort zum Erleben" werden. Unterhalb war - verbunden über eine Treppe - ein großer Spielplatz und ein Parkbereich vorgesehen. Bereits in der Märzsitzung mussten die Gemeinderäte schlucken angesichts der geschätzten Baukosten von etwa 400 000 Euro.

Nachdem die Regierung an dem Plan kritisiert hatte, dass im südöstlichen Bereich Stellplätze vorgesehen sind, legte das Büro nun einen neuen Entwurf vor - mit nur noch acht Plätzen am Haus, drei weniger als laut eigener Stellplatzsatzung nötig. Die fehlenden drei könne man an der Nikolaistraße anmieten.

Die Kritik setzte an mehreren Punkten an: Die Treppe entspreche nicht dem Wunsch nach der barrierefreien Erreichbarkeit (Peter Schickinger/FWG); die Planung sehe gut aus, aber ohne mehr Parkplätze werde es dort Probleme mit dem Verkehr bei Veranstaltungen geben (Josef Sedlmeier/CSU und Eduard Erl/Neue Mitte); bei der umlaufenden Sitzmauer bestehe die Gefahr, dass Kinder herunter fallen (Ertl); zudem sei das Projekt für die klamme Gemeinde zu teuer, auch wenn die Regierung 60 Prozent als Zuschuss zahle. Heike Schmidt-Kronseder (FWG) sprach sich indes für die Planung aus, weil ein fertiges Haus mit Bürgersaal für die Öffentlichkeit nicht von fertigen Außenanlagen getrennt werden könne. Bei den Kosten könne man vielleicht noch "abspecken".

Natürlich könne man das, sagte der Landschaftarchitekt, und er werde planen, was man ihm vorgebe, aber auf so viel Kritik sei er noch nie gestoßen. Eine "ungewohnte Situation", sagte Narr. Das Büro sei an vielen "Brennpunkten des Tourismus" tätig, und dort werde er eher aufgerufen mehr zu machen. Was die Förderung betreffe, sei die Tendenz der Regierung, eher weg von einer autointensiven Nutzung zu kommen. Deshalb habe auch der Plan mit weniger Stellplätzen Gefallen gefunden. Die Gemeinde habe die Chance, aus diesem "Kraftort" etwas für die Bürger im Ort zu machen, doch man diskutiere über Kosten und Parkplätze. "Ich komme mir da etwas blöd vor", sagte Narr. Er habe nämlich nach der Märzsitzung in Zusammenarbeit mit der Regierung seine "Hausaufgaben" gemacht. Und dort habe die Planung gefallen.

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